Bad Tölz-Wolfratshausen: Trauer um Manfred Nagler – Altlandrat friedlich zu Hause eingeschlafen

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Als leidenschaftlicher Lehrer, als Gartenliebhaber, vor allem aber als bürgernaher Kommunalpolitiker und verbindender Charakter bleibt Manfred Nagler in Erinnerung. Er starb am Montag mit 85 Jahren. © Karlheinz Wedhorn

Manfred Nagler, der über ein Vierteljahrhundert Bürgermeister von Egling war und anschließend von 1996 bis 2008 an der Spitze des Landratsamts stand, ist im Alter von 85 Jahren gestorben.

Bad Tölz-Wolfratshausen - Er prägte zwölf Jahre lang die Geschicke des Landkreises, galt als Mann des Ausgleichs und geriet doch ins Zentrum einer der schwersten Krisen der Kreispolitik. Am Montagmorgen ist Manfred Nagler zu Hause im Alter von 85 Jahren gestorben.

Geboren wurde Manfred Nagler 1939 als Sohn eines oberbayerischen Vaters´und einer niederbayerischen Mutter im mittelfränkischen Heroldsberg (Landkreis Erlangen). Seine Kindheit fiel in eine schwere Zeit. Der Vater fiel im Krieg, die Familie wurde ausgebombt. Manfred Nagler kam als Kind bei den Großeltern in Bruckbach im heutigen Landkreis Landshut unter. Später wuchs er im Landkreis Freising auf

Manfred Nagler kam als Lehrer nach Egling

Seine politische Karriere begann er als junger Lehrer in Franken, als er den Arbeitskreis bayerischer Junglehrer gründete. 1965 wurde er gemeinsam mit seiner Frau Karin, ebenfalls Lehrerin, nach Thanning versetzt. Fünf Klassen unterrichtete er hier  –  gleichzeitig. Seine Frau übernahm die anderen drei. „Ein echter Familienbetrieb“, erinnerte sich einmal im Gespräch mit unserer Zeitung. Selbst hatte das Paar zwei Töchter und einen Sohn. 1982 wurde Nagler Rektor der Volksschule Egling.

In der neuen Heimat integrierte sich Nagler schnell, engagierte sich im Trachtenverein und als Theaterregisseur. 1972 wurde er Bürgermeister von Thanning. Schon im Jahr darauf ging Thanning beim Zusammenschluss von sieben Dörfern in der Großgemeinde Egling auf. Nagler wurde Bürgermeister der neuen Großgemeinde und bleib es über 20 Jahre lang. Der heutige Bürgermeister Hubert Oberhauser rechnete Nagler in einer Feierstunde zu dessen 80. Geburtstag hoch an, dass er während der Gebietsreform so viel für das Zusammenwachsen der Gemeinde getan habe. „Damals hast Du Dir viel anhören müssen.“ Im Scherz wurde Nagler auch schon Mal „guter Mensch von Thanning“ genannt.

Großen Wert auf die Nähe zum Bürger gelegt

1996 wurde Nagler im ersten Wahlgang mit 52,7 Prozent der Stimmen gegen drei Konkurrenten zum Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen gewählt. Im Landratsamt zeichnete er sich von Beginn an durch großen Fleiß aus, saß um 7 Uhr am Schreibtisch, kam gegen 23 Uhr nach Hause. Zudem war er bei öffentlichen Veranstaltungen allgegenwärtig, ob bei Trachtenvereinen, Wirtschaftsverbänden oder Schulentlassfeiern. Sein Ziel war es, das Landratsamt zu einem kundenorientierten Dienstleistungsunternehmen umzuwandeln. Er legte großen Wert auf den Kontakt zum Bürger. Ein weiterer Schwerpunkt war die Förderung der Wirtschaft. Nagkler schuf dafür eigens die Stelle eines Wirtschaftsförderers.

Große Aufgaben nahm der CSU-Politiker in Angriff, darunter die Fusion der beiden Sparkassen im Landkreis und den Umzug des Landratsamts vom alten Standort am Tölzer Bahnhof auf die Flinthöhe. Naglers damit verbundene Vision verwirklichte sich nur zum Teil: Gelungen ist die Umwandlung der ehemaligen amerikanischen Kaserne in ein modernes Behördenzentrum. Gescheitert dagegen ist die Entwicklung eines Wissenschafts- und Wirtschaftszentrums zum Thema „Leben im Alter“. Insgesamt geriet die Konversion der mit Schadstoffen belasteten Kaserne zu einem Millionendebakel, an dem der Landkreis über viele Jahre finanziell zu tragen hatte und für die Nagler harte Kritik einstecken musste.

Manfred Nagler focht seinen größten Kampf gegen den Krebs

Seinen größten persönlichen Kampf trug Nagler gegen den Krebs aus. Im Frühjahr 2001 wurde bei Nagler Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert. Nach einem halben Jahr Auszeit nahm er die Arbeit wieder auf. 2002 kandidierte er sogar für eine zweite Amtszeit und gewann 70,3 Prozent der Stimmen. 2005 folgte eine erneute Krebsdiagnose. Bei der Landratswahl 2008 trat der Thanninger nicht mehr an. Den Kreisvorsitz der CSU, den er seit 1987 innehatte, gab er 2003 ab.

Privat war Nagler passionierter Jäger. Zudem war der Garten sein großes Einsatzgebiet. 1994 wurde er Präsident des Bayerischen Landesverbands für Gartenbau und Landespflege. Darüber hinaus war er in zahlreichen Vereinen und Verbänden eingebunden: unter anderem Isartalverein, EC Thanning, SC Moosham, Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband, Rotes Kreuz, Jagdverband, VdK, Kreisverband Kriegsgräberfürsorge, Gebirgsschützenkompanie Wolfratshausen und Landesbund für Vogelschutz. Ausgezeichnet wurde er unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und dem Bayerischen Verdienstorden.

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Erst vor wenigen Wochen, am 2. Juni, gratulierte Bayerns Innenminister Joachim Hermann Nagler zu seinem 85. Geburtstag. Nagler selbst war da bereits so krank, dass er keine Gratulanten mehr empfangen konnte. Der Innenminister hob in seiner Grußbotschaft unter anderem Naglers besonderes Augenmerk auf den Schutz der Natur hervor, etwa bei der Bewahrung der Tölzer Moorachse. Herrmann betonte: „Mit all Ihrer Kraft und großer Leidenschaft haben Sie sich für den Landkreis eingesetzt und hatten stets ein offenes Ohr für die Belange der Bürgerinnen und Bürger.“

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