Kempten: Warum ein neuer Verein den Stadttauben helfen will
Der neu gegründete Verein Stadttauben Kempten e. V. macht auf die prekäre Situation der Vögel aufmerksam und möchte ihre Not lindern.
Kempten – Kürzlich präsentierte sich der von Anwohnern und Tierfreunden neu gegründete Verein Stadttauben Kempten e. V. am Residenzplatz an einem großen Infostand. Mit viel Anschauungsmaterial rund um das Thema Tauben machten die engagierten Tierschützer auf die meist prekäre Situation von Stadttauben aufmerksam und klärten interessierte Bürgerinnen und Bürger über Historie, Hintergründe, Fakten und Wissenswertes auf.
So ist die Geschichte der Stadttauben eng mit Menschen verbunden und schon mehr als 7.000 Jahre alt. Bereits im alten Ägypten wurden Tauben domestiziert, die alten Römer brachten gezüchtete Tauben nach ganz Europa. Von ihnen stammen unsere heutigen Stadttauben ab.
Haben Stadttauben ein Imageproblem?
Seit jeher galten Tauben als Symbol der Reinheit und des Friedens. Heute habe sich deren Image zu Unrecht ins Gegenteil gewandelt, sagt Cornelia Matokic, Vorstandsvorsitzende des Kemptener Vereins und erklärt: „Wir Menschen haben die Tauben als Haustier gezüchtet, zur Nachrichtenübermittlung und auch wegen ihres Fleisches und ihrer Eier.“ Die globale Verbreitung der Stadttauben sei auf ausgesetzte und verirrte Tauben zurückzuführen. Aufgrund ihrer Züchtung suchen Stadttauben die Nähe zum Menschen und – anders als heimische Wildtauben – zum Nisten kleine, flache Flächen an Häusern. Doch dort werden sie allzu oft durch unsachgemäße Vergrämungsmaßnahmen wie Spikes und Netze verletzt und gehen elend zugrunde. „Was kaum jemand weiß“, so Matokic, „Tauben sind nicht nur sehr treu und sozial, sondern auch unglaublich intelligent. Sie können Menschen, Bilder, Regionen und vieles mehr wiedererkennen.“
Wovon ernähren sich unsere heutigen Stadttauben? Tauben brauchen pflanzliche Nahrung wie Früchte, Blätter, Samen und Körner. „Artgerechte Nahrung findet unsere Stadttaube nicht ausreichend, vor allem der Winter ist ein großes Problem“, weiß Matokic. „Brot und andere kohlenhydratreiche, jedoch für Tauben und andere Vögel sehr schädliche Lebensmittelmittelreste, sind leider oft als einzige Nahrungsquelle die bittere Realität“, bedauert die engagierte Tierschützerin. Auch Kunststoffe, Glasscherben usw. finden sich in Kröpfen und Mägen der Stadttauben und führen zu erheblichen Verletzungen und oft zu grausamem Tod.
Geburtenkontrolle mit Taubenhäusern
Ein Erfolgsmodell, wie zum Beispiel in München oder Köln praktiziert, um das Leid der Stadttauben zu lindern und die Population zu kontrollieren, sei die gezielte Errichtung und Betreuung von Taubenhäusern. In diesen können die Stadttauben nisten und gefüttert werden. Und in den Nestern kommt einiges zusammen. Denn laut Matokic wurde der Taube im Zuge der Domestizierung ein Brutzwang angezüchtet, weswegen sie ganzjährig sechs- bis achtmal Eier lege. Im betreuten Taubenhaus könne ein Großteil der Eier zur Geburtenkontrolle durch Attrappen ausgetauscht werden. Doch solch ein Taubenhaus fehle in Kempten bis jetzt.
„Wir haben die Taube jahrhundertelang als Haustier gezüchtet und sollten uns heute fairerweise auch unserer Verantwortung ihr gegenüber stellen. Geben wir unseren Stadttauben ein artgerechtes Zuhause. Denn von einer kontrollierten und gesunden Tierpopulation profitieren am Ende alle: wir Menschen, unsere Städte und die Natur.“
Der Verein Stadttauben Kempten e. V. engagiert sich unter anderem für den Bau und die Pflege eines ersten Taubenhauses in Kempten. Für verletzte Tauben hat der Verein ein Notfalltelefon eingerichtet und bittet verletzte und hilfsbedürftige Tauben dort schnellstmöglich zu melden. Der Verein freut sich über Spenden und Unterstützung. Weitere Informationen unter per E-Mail an stadttaubenkempten.e.v@gmail.com.
kb
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