Freie Wähler nominieren Christian Schoch als Kemptener Oberbürgermeisterkandidaten
Am 8. März 2026 finden die Kommunalwahlen statt. In Kempten gibt es für das Amt des Oberbürgermeisters den ersten offiziell nominierten Kandidaten: Christian Schoch von den Freien Wählern.
Kempten – „Die anstehende Kommunalwahl ist für unseren Verein etwas ganz Besonderes“, betonte Erste Vorsitzende Annette Hauser-Felberbaum bei der Pressekonferenz in einer Bar in direkter Nachbarschaft des Rathauses. In den letzten sieben Jahrzehnten stellten die Freien Wähler ihren Oberbürgermeisterkandidaten immer gemeinsam mit der CSU auf. Jetzt gehen sie getrennte Wege.
Fraktionsvorsitzender Andreas Kibler bezeichnete die vom Vorstand und Fraktion gemeinsam und einstimmig getroffene Entscheidung, diesmal einen eigenen Kandidaten zu nominieren, als logischen Schritt und verwies darauf, dass die Freien Wähler in Bayern 13 Landrätinnen bzw. Landräte und weit über 1.000 Bürgermeisterinnen bzw. Bürgermeister stellen. In Kempten bilden sie mit elf Stadträtinnen und Stadträten, gleichauf mit der CSU, eine der beiden stärksten Fraktionen.

Alexander Hold nennt Kemptener OB-Kandidat Schoch einen „absoluten Glücksfall“
Christian Schoch bringe alles mit, was Kempten brauche, vor allem Führungs- und Kommunikationsstärke und die Fähigkeit, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen, sagte Landtagsvizepräsident Alexander Hold. Es sei ein „absoluter Glücksfall“, dass der 41-Jährige Führungserfahrungen sowohl aus der Wirtschaft als auch aus der kommunalen Verwaltung mitbringe. Diese Kombination brauche man in der jetzigen Zeit, die alles andere als einfach sei.
Schoch verfügt über Studienabschlüsse in „International Management“ und „Human Resources“ und eine 15-jährige Berufserfahrung in leitenden Stellen, zunächst bei Siemens in München und in einem Kemptener Ingenieurbüro. Zwischen 2018 und 2021 war er Personalamtschef bei der Stadt Kempten, seitdem arbeitet er als Personalmanager bei der Firma Ceratizit. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Manche Kemptener kennen ihn auch als Vorsitzenden des Aktionskreises Familienfreundliches Kempten.
„Wo man Wurzeln schlägt, muss man sich bürgerschaftlich engagieren“, sagte der frisch Nominierte in seiner Vorstellung. Nur wählen zu gehen, reiche heute nicht mehr. „Die Innenstadtentwicklung ist mir wichtig, man darf die ‚Herzstadt des Allgäus‘ nicht leer werden lassen“, sagte er. Die Freien Wähler seien die einzige Gruppierung, die zu ihm passe: „Ich bin kein Parteisoldat. Man kann mich nicht in ein Korsett drücken. Fragen Sie nur meinen Vater!“ Schoch hob hervor, dass Offenheit zu seinen Stärken gehöre. Im Gespräch stelle er gerne Fragen und setze bei der Entwicklung seines Programms auf Interaktion: „Das ist nicht mein Kempten, sondern unser Kempten.“
Sanierung städtischer Finanzen vorgenommen
Von den Wortbeiträgen im Rahmen der Pressekonferenz wurde schnell klar: Die Freien Wähler wollen die städtischen Finanzen zu einem der Hauptthemen des Wahlkampfs machen. Dass die Stadt nach dem Erreichen der Schuldenfreiheit im Kernhaushalt durch die Sparsamkeit unter OB Ulrich Netzer bei den aktuellen Haushaltsplanungen auf einen Schuldenberg von 120 Millionen Euro zusteuere, habe mit der Verwaltungsführung von Thomas Kiechle zu tun. Alleine die Personalkosten seien während seiner eigenen Stadtratszeit von 17 Jahren von 40 auf über 80 Millionen Euro angestiegen, sagte Kibler, sie überstiegen die vom Stadtrat strategisch gesetzte Grenze von 30 Prozent des Verwaltungshaushaltes.
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Auch bei der Realisierung von Projekten müsse sich etwas ändern, man brauche keine fünf Arbeitskreise und teure Gutachten, die oft in der Schublade blieben, betonte Hold. Die zeitlichen Verschiebungen der Bauprojekte führten zu massiven Kostensteigerungen. Man brauche nicht überall „Goldstandards“, es reiche die Qualität, die unbedingt nötig sei. Entscheidend dabei sei die Projektsteuerung. „Die Verschuldung hat mich überrascht“, sagte Schoch. „Ein bisschen Wirtschaftskompetenz könnte in Zukunft ein Zünglein an der Waage sein.“ Er wolle darauf achten, dass man Gutachten konkret und zielgerichtet in Auftrag gebe und viel mehr die Kompetenz und Qualität der eigenen Leute nutze.
Personalkosten und Personalführung
Über seine konkreten Erfahrungen in seiner Zeit als Amtschef wollte der Kandidat nicht öffentlich sprechen, er ließ jedoch nicht unerwähnt, dass man Bewerbungen erst seit seiner Dienstzeit online einreichen könne. Im Bereich der Digitalisierung hätten kommunale Verwaltungen einen Rückstand von 10 bis 15 Jahren im Vergleich zur freien Wirtschaft. Hold wurde konkreter: Die Stadt habe sehr gute, hochqualifizierte und gut motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Man müsse nur darauf achten, dass man sie an der richtigen Stelle einsetzt, damit sie motiviert bleiben.
Die Freien Wähler wollten dafür sorgen, dass wieder Standards wie in Netzers Zeiten gelten. Als Beispiel nannte er die Zahl der Mitarbeiter im OB-Büro, die wieder auf das damalige Niveau zurückgesetzt werden sollte. Schoch erwiderte, dass die Personalressourcen davon abhängen, was getan werden müsse und wie. Grundsätzlich habe er lieber weniger Leute von hoher Qualität, die effizient unter attraktiven Bedingungen arbeiteten. Ihm sei es wichtig, die Menschen auf ihrem Weg in ihrer Arbeit zu begleiten und ihre Ideen aufzunehmen.
Sachlich und zielorientiert diskutieren
Im Gremium Stadtrat wolle Schoch auf Kooperation und Gradlinigkeit setzen, Prozesse gerne moderieren, sich aber in bestimmten Fragen klar positionieren. Sachliche und zielorientierte Diskussionen wolle er zulassen und fördern, aber er möchte die Politiker nicht streiten sehen. Man könne in der Sitzung unterschiedliche Meinungen äußern, trotzdem danach gemeinsam Kaffee trinken gehen.
Ihr Ziel sei es, gute Stadtpolitik zu machen, damit die Ränder nicht stärker werden, betonte Hold. Die Demokratie zu stützen, sehe er als seine wichtigste Aufgabe, fügte Schoch hinzu und rief die Bürgerinnen und Bürger auf, sich in irgendeiner Form daran zu beteiligen.
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