Stadtmauer in den Mittelpunkt rücken und Online-Auftritte verbessern
Mehr Jugendkultur, bessere Förderung, ein neues Info-Portal: Viele Stichworte ergeben sich aus dem Kulturentwicklungsplan. Der richtige Ansatz in den Augen von Standortförderer Jürgen Erhard: auch das Tourismuskonzept im Blick haben. Konkret geht es nun um die Zukunft des Schongauer Sommers. Aber auch ums Personal.
„Alle Dinge, die wir jetzt tun, sollten wir ausrichten auf die Erkenntnisse der beiden Konzepte für Tourismus und Kultur.“ Jürgen Erhard, seit Mai neuer Standortförderer von Schongau, hat sich intensiv mit der Thematik Kulturentwicklungsplan (KEP) und Tourismuskonzept auseinandergesetzt. Er habe sich die Mühe gemacht, die Schlagworte beider Konzepte abzugleichen. Diese würden sich zu 50 Prozent doppeln, so seine Einschätzung. Viele Entscheidungen, die zu treffen sind, könnten also beiden Feldern zugute kommen, wenn man die Berichte gemeinsam lese und die Tourismus- und Kulturförderung verzahne. Beide Konzepte waren von externen Büros ausgearbeitet worden: Den KEP-Abschlussbericht stellte Martina Taubenberger dem Stadtrat im April vor. Das Tourismuskonzept von Albert Rinn (BTE) wurde nur wenige Monate zuvor im Jahr 2023 fertiggestellt.
„Kernthema ist der historische Aspekt“
„Das Kernthema ist der historische Aspekt“, so Erhard. Schongau habe zwar keine sinnstiftende Person wie etwa die Memminger ihren Wallenstein oder die Stadt Landsberg den Kaiser-Besuch, an den das Ruethenfest erinnert. Aber Schongau habe eine intakte Stadtmauer, die man mehr ins Zentrum rücken müsse. Vieles passiere bereits: Führungen entlang der Mauer, der Polizeidienerturm soll zugänglich gemacht werden (wir berichteten). Und es gebe den Bürgermeister-Schaegger-Platz: „Wir haben eine Freispielfläche an der Stadtmauer, die könnte man intensiv nutzen.“
Knackpunkt: „Wir brauchen Leute, die das regelmäßig bespielen“, so Erhard. Taubenberger hatte im KEP herausgearbeitet, dass die Stadt dringend in die Förderung von Ehrenamtlichen und Kulturschaffenden investieren müsse. Bisher ist hierfür im Haushalt nichts eingeplant. „Das hätte besprochen werden müssen, das muss mit ausreichend Budget hinterlegt sein“, so Erhard. Helfen würde Unterstützung von allen Seiten, auch Spenden und Sachleistungen. Letztlich brauche man zu allem Menschen, die dahinterstehen und aktiv würden: „Wir als Stadtbevölkerung müssen das dann leben, damit wir ein Werbeversprechen auch halten“, so Erhard.
Nicht alles kann sofort umgesetzt werden
Man könne nicht alle „Quick-Wins“ aus den Konzepten binnen weniger Monate umsetzen, „aber es ist an uns, zu hinterfragen, wie passt das rein“. Ganz konkret darüber sprechen muss der Stadtrat in der anstehenden September-Sitzung. Wie berichtet, liegt ein Antrag vor, dass sich das Gremium mit der Zukunft des „Schongauer Sommers“ befasst. Ideen hierzu gibt es bereits, die einen historischer Markt in der Altstadt ebenso beinhalten wie ein Festwochenende rund um die Anfänge der Stadtmauer. Erhard wünscht sich, dass alle Bürger mit eingebunden werden, neben den Vereinen auch die Schulen. Außerdem steht der Verein Mittelaltermarkt Schongau kurz vor seiner Gründung.
Gemeinsames Informationsportal für Kultur und Tourismus
Zurück zum Kulturentwicklungsplan: Eine weitere von Taubenberger vorgeschlagene Maßnahme war ein Kulturinformationsportal. Grundsätzlich werde in beiden Konzepten gefordert, dass man sich beim Online-Angebot besser aufstellen müsse, so Erhard. Die Stadt Schongau arbeitet bisher mit einem RCE-Kalender für Veranstaltungen jeglicher Art, der, obwohl kostenfrei, aber nur sehr mäßig angenommen werde. „Jeder Verein könnte das, das ist relativ zugangsleicht“, wundert sich Erhard. Daher müsse man sich nun fragen, ob das der richtige Kanal sei. Vielleicht könne man aber auch Schulungen anbieten und so die Akzeptanz des bereits vorhandenen Veranstaltungskalenders steigern. Auch müsse dringend die Tourismus-Website aufgepeppt werden, so Erhard. Unter dem Reiter „Schongau erleben/Schongau entdecken“ auf der Website der Stadt Schongau sei bisher alles arg versteckt. „Die Frage ist also, können wir nicht eine gemeinsame Seite für die Kultur und den Tourismus anbieten und somit Synergien schaffen?“
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Man braucht mehr Angebot für die Jugend
Eine weitere Erkenntnis aus dem KEP: Für die Jugend gibt es viel zu wenig Angebote, die Förderung der Jugendkultur müsse rasch angegangen werden. „Und auch im Tourismus wird die Jugend wenig bedient“, so Erhard. Man habe bereits enge Kontakte mit dem Schongauer Jugendzentrum aufgebaut. „So finden vielleicht auch andere junge Menschen einen Anknüpfungspunkt“, hofft Erhard.
Es geht nicht ohne weiteres Personal
Beide Beratungsbüros hatten in ihren Berichten keine Zweifel daran gelassen, dass es ohne zusätzliches Personal bei der Stadt nicht geht: Taubenberger empfiehlt, eine Schnittstelle Kultur in der Stadtverwaltung zu schaffen. Davon könne auch der Tourismus profitieren, so Erhard. Bei BTE wurde das Fazit gezogen, dass die Stadt ihre touristische städtische Organisation ändern und stärken müsse, nicht zuletzt mit zusätzlichem Personal: plus 1,5 Stellen. Bisher steht eine Entscheidung darüber aus. Nach der Veröffentlichung des Kulturentwicklungsplans hatte es geheißen, der Punkt solle Thema bei der Klausurtagung des Stadtrats im Juni sein. Letztlich gehe es auch darum, seine Stelle, die des Standortförderers, neu zu denken, so Erhard (siehe Infobox).
Marketingkonzept wird derzeit erarbeitet
Das Tourismuskonzept dient als Grundlage für konkrete Handlungsempfehlungen: Maximilian Geiger, Leiter für Tourismus und Volkshochschule, arbeitet an einem Marketingkonzept, das offenbar kurz vor der Fertigstellung ist.
„Stelle der Standortförderung neu denken“
Damit die Stadt Schongau nicht wieder ohne Standortförderung dasteht, hatte der Schongauer Jürgen Erhard im Frühjahr die überraschend frei gewordene Stelle von Tina Birke übernommen (wir berichteten). Und schon damals eingeschränkt: Um seine Tätigkeit als Kreisheimatpfleger nicht zu sehr vernachlässigen zu müssen, arbeite er nur zu 60 Prozent. Und er unterschrieb nur einen zwei-Jahres-Vertrag. „Diese Stelle muss man neu denken“, sagt Erhard nun. So wie sie sich darstelle, beinhalte sie die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungsmanagement, Umsetzung des Kulturentwicklungsplans, Leerstandsmanagement und die klassische Standortförderung. „Und im Tourismus helfe ich auch mit, das ist ja nicht zu trennen.“ Er formuliert es deutlich: „Diese sechs Themenfelder sind zu viel für eine Person.“ Man müsse sich überlegen, wie man das verteile, der oder die Posten müssten bald ausgeschrieben werden, vielleicht könne man mit mehreren Halbtagsstellen arbeiten. Erhard lässt keine Zweifel daran: „Ich mache das übergangsweise, dabei bleibe ich.“ Er betont jedoch die Wichtigkeit der Tätigkeit: „Ich wäre froh, wenn die Aufgabe in Hände kommt, die das gerne machen.“
„Haben viel Kultur“
„Schongau hat Kultur, sogar viel Kultur.“ Jürgen Erhard ärgert sich über die Aussage von Manfred Wodarczyk (Schongauer Sommer), bisher Organisator des Historischen Markts. Dieser hatte mehrfach die mangelnde Unterstützung der Stadt, aber auch der Bürger und Vereine kritisiert und betont, Schongau habe keine Kultur. „Die Stadt hat den Ehrenamtlichen viel zu verdanken“, so Erhard. „Sie schaffen es, ein breites Kulturangebot auf hohem Niveau auf die Beine zu stellen“, so der Standortförderer, der selbst Vorsitzender von gleich mehreren Vereinen ist.