Um Gasbohrung zu verhindern: Grundbesitzer bilden Ring aus Grundstücken um geplante Bohrstelle

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Das Gelände rund um die geplante Erdgas-Bohrstelle bei Reichling ist eingezäunt worden. © Manuela Schmid

Um die Gasbohrung zu verhindern, haben Grundbesitzer in Reichling und Apfeldorf einen Ring aus Grundstücken rund um geplante Bohrstelle gebildet. Damit sollen der Transport von Gas verhindert und die Firma „Genexco“ zum Einlenken bewegt werden.

Reichling – Die Firma „Genexco“ soll daran gehindert werden, Leitungen für Erdgas zur Bohrstelle bei Reichling zu verlegen. Die Bürgerinitiative und „Greenpeace“ wollen damit die geplante Erdgasbohrung noch abwenden. 22 Grundstücksbesitzer stehen hinter ihnen.

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Der Bauzaun um das Bohrareal steht bereits: Am vergangenen Dienstag war ein Lastwagen aus Österreich angerückt, um das Bohrareal einzuzäumen – samt der von Greenpeace gepflanzten Bäume. Die Bürgerinitiative hofft aber trotzdem noch auf eine Wende: Sie konnte 22 Grundstücksbesitzer dazu bringen, auf ihrem Grund und Boden keine Leitungen für das Erdgas bauen zu lassen.

Besitzverhältnisse mussten rausgefunden werden

„Es war ein großer Aufwand, aber der Aufwand hat sich gelohnt“, verkündete Franz Osterrieder von der „Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen“ gegenüber der Heimatzeitung. Vier Mitstreiter der Initiative hatten sich nach seinen Worten die vergangenen Wochen auf den Weg gemacht und die Besitzer der Grundstücke rund um die Bohrstelle abgeklappert. Teilweise mussten auch die Besitzverhältnisse erst noch ausgekundschaftet werden.

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Mit Erfolg: „Wir haben jetzt den Ring zu“, erklärte Osterrieder. Gemeint ist ein geschlossener Ring aus Grundstücken rund um die Bohrstelle herum, deren Besitzer alle den Leitungsbau untersagen wollen. Das Gas müsste dann mit Lastwagen abtransportiert werden, was viel teurer käme. Die Bürgerinitiative hofft so, dass sich dies für „Genexco“ dann nicht mehr rentieren würde.

Keine Maßnahmen auf ihren Grundstücken zulassen

Die „Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen“ und „Greenpeace Bayern“ haben nun einen offenen Brief an die für die Bohrung verantwortliche Firma „Genexco“ aus Mülheim an der Ruhr verfasst, wie „Greenpeace“-Pressesprecher Georg Thanscheidt mitteilte. Darin informieren die Absender den Geschäftsführer des Unternehmens darüber, dass 22 Grundstücksbesitzer rund um den geplanten Bohrgrund sich entschlossen hätten, auf ihren Grundstücken in Reichling und Apfeldorf keinerlei Maßnahmen zuzulassen, die in Zusammenhang mit einer Suche oder Förderung von Kohlenwasserstoffen stünden. Das gelte vor allem für fossiles Erdgas.

„Die Grundstücke bilden einen in jede Himmelsrichtung lückenlosen Schutzgürtel rund um das für die Gasbohrung vorgesehene Areal. Damit ist der Bau einer Leitung für den etwaigen Abtransport von Gas nicht möglich“, heißt es in dem Brief. Die Grundstücksbesitzer hätten sich unter der Überschrift „Auf unseren Grundstücken nicht!“ per Unterschrift verpflichtet, „keinerlei Verlegung von Leitungen sowie von Straßen und Wegen zuzulassen“, legte Thanscheidt dar. Die Unterschriften und der zugrundeliegende Flurplan lägen der Bürgerinitiative und „Greenpeace Bayern“ vor.

Gelände ist inzwischen eingezäunt worden

Die „Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen“ und „Greenpeace Bayern“ fordern in ihrem Schreiben „Genexco“ dazu auf, von dem „naturgefährdenden und klimaschädlichen Vorhaben zurückzutreten“. Und: „Diese Erklärung von 22 Grundstückseigentümern zeigt, auf welchen berechtigten Widerstand fossile Gas-Bohrungen in Bayern stoßen“, erklärt Saskia-Reinbeck, Energie-Expertin von „Greenpeace Bayern“. „Wir unterstützten diesen Protest. Das Gas-Projekt in Reichling ist aus der Zeit gefallen. Anstatt neue Abhängigkeiten von fossilen Brennstoffen zu schaffen, muss die Staatsregierung jetzt massiv in erneuerbare Energien wie Wind und Erdwärme investieren. Nur so können wir das gesetzlich festgelegte Ziel noch erreichen, Bayern bis 2040 klimaneutral zu machen“, meint Reinbeck.

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Unterdessen haben in Reichling mit der Errichtung des Zaunes quasi schon die Bauvorbereitungen am Bohrplatz begonnen. Die Genehmigung für die Probebohrung selbst steht allerdings noch aus. Was die von „Greenpeace“-Aktivisten gepflanzten und mittlerweile eingezäunten Bäume betrifft: Diese wolle der betreffende Grundstücksbesitzer noch umpflanzen, damit sie nicht der Motorsäge oder dem Bagger zum Opfer fielen, teilte Osterrieder mit.

Geschäftsführer zeigt sich unbeeindruckt

Zu dem „Protest-X“-Symbol von „Greenpeace“ an der Zufahrtsstraße hat sich mittlerweile ein Plastik-Einhorn gesellt. Das Einhorn, das zuvor noch an der Scheune beim Protestcamp gestanden war, sei die Idee der Organisation „Fridays for Future“ gewesen, so Osterrieder, da das Wappen von Reichling ja auch ein Einhorn enthalte.

Der Geschäftsführer der „Genexco“, Eckhard Oehms, sagt zu dem Vorstoß der Grundbesitzer rund um den Bohrplatz: „Es geht jetzt nur um eine Erkundungsbohrung. Fragen zur Förderung stellen sich erst in zwei oder drei Jahren.“

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