Die Leiterin der Arbeitsagentur Erding empfiehlt ein Paten- oder Mentorensystem, um ausländische Fachkräfte bei uns „aufzufangen“.
Ein Paten- oder Mentorensystem, um die ausländischen Fachkräfte bei uns „aufzufangen“, empfiehlt die Leiterin der Arbeitsagentur in Erding, Jenny van de Graaf, Unternehmen in und um Erding, die offene Stellen besetzen wollen. Bei einer Informationsveranstaltung zu diesem Thema im Landratsamt (wir berichteten) gab sie Tipps zur Akquise ausländischer Mitarbeiter und bot Hilfe bei der Formulierung und Platzierung von Stellenangeboten an.

Es sei wichtig, dass Ausschreibungen „alle wesentlichen Informationen für den potenziellen Bewerber“ im Ausland enthielten, sagte van de Graaf. Dazu gehöre eine genaue Beschreibung des Aufgabenprofils ebenso wie die zu erwartende Vergütung. Das fertig formulierte Stellenangebot könne dann über die Arbeitsagentur auf nationalen und internationalen Arbeitsmarktportalen wie dem Online-Portal der Bundesarbeitsagentur oder EURES (European Employment Services) veröffentlicht werden. Die Bundesregierung bietet darüber hinaus eine internationale Jobbörse auf der Website www.make-it-in-germany.com an.
Als „seriöser Partner, der auf faire Migration setzt“, wies die Leiterin der Erdinger Arbeitsagentur gleichzeitig darauf hin, dass man sich als Arbeitgeber „um die ausländische Fachkraft kümmern“ müsse: „Sie sollten zum Beispiel für Familienangehörige mitdenken und auch dabei helfen, dass Kinder in Vereine eintreten können.“ Die Willkommenskultur sei ein Erfolgsfaktor.
Ein Viertel der Pfleger keine Deutschen
Am Klinikum Erding, wo laut Landrat Martin Bayerstorfer „ein Viertel der Pflegekräfte keine Deutschen sind“, gibt es schon seit längerem eine Integrationsstelle. Annette Haas unterstützt ausländische Bewerber „ab dem Zeitpunkt der Bewerbung bis zum Abschluss der Anerkennung“, wie das Landratsamt in einer Pressemitteilung schreibt. Sie hilft bei Behördengängen oder der Kontoeröffnung, vermittelt Deutschkurse und geht sogar mit den künftigen Pflegekräften einkaufen. „Aller Anfang ist schwer, besonders fern der Heimat“, sagt Bayerstorfer. „Deshalb ist es uns wichtig, dass unsere internationalen Mitarbeitenden von Anfang an ausreichend Unterstützung erfahren und sich willkommen fühlen.“
Gleichzeitig werden die neuen Fachkräfte fachlich geschult: Der viermonatige Vorbereitungskurs ist wie ein duales Studium angelegt. „Die Neuankömmlinge nehmen begleitend am Pflegebetrieb im Klinikum teil“, so das Landratsamt. Parallel läuft die theoretische Aus- und Weiterbildung: Die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lernen alles zur Berufskunde, über Hygiene, Pflegetechniken und -prozesse, Auch ein fachbezogener Deutschunterricht gehört zum Programm. Ein derart ausgefeiltes Konzept kann sich aber nicht jedes Unternehmen leisten.
Wohnungsmarkt ein großes Problem
Denn Kosten kommen auf die Unternehmer sowieso zu, wenn sie ausländische Fachkräfte akquirieren. Darauf machte auch van de Graaf aufmerksam: „Für den Arbeitnehmer muss es kostenfrei sein.“ Den interessierten Unternehmern, die ins Landratsamt gekommen waren, stellte sie sich als zuständige Anlaufstelle für alle Betriebe aus dem Landkreis Erding vor. Ihre Agentur biete eine „ganzheitliche Begleitung im Migrationsprozess“.
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Der Leiter einer Pflegedienststelle meinte, dass er es für besser halte, keine fertigen Fachkräfte anzuwerben. „Ich möchte eine Lanze brechen für die Akquise von Auszubildenden“, sagte er und versicherte, dass er „sehr gute Erfahrungen gemacht“ habe: „Ich werde zugeschüttet mit Bewerbungen, und das sind zum Großteil hoch qualifizierte Leute, die zudem sehr motiviert sind“, erklärte er. „Die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt funktioniert super.“ Problematisch seien die Botschaften und Zeugnisanerkennungsstellen. Trotzdem will er weiter diesen Weg gehen. Aktuell seien zehn Fachkräfte aus Kamerun und Nicaragua unter den Pflegeschülern, die er sehr lobte.
Eine Zuhörerin merkte an, dass die „Gewinnung ausländischer Azubis der leichteste Teil“ sei. Allerdings sei es gerade in Erding praktisch unmöglich, ein WG-Zimmer, geschweige denn eine eigene bezahlbare Wohnung zu finden. „Ich würde gerne Azubis aus dem Ausland nehmen, aber wo soll ich die unterbringen?“, fragte sie.