In Moosinning gibt es viele Potenziale für die Wärmenutzung. Biogas und Freiflächen-PV sind dabei ganz vorne. Aber auch Flusswasser aus dem Isar-Kanal wäre zumindest denkbar.
Wärme aus Wasserstoff? Aus Biomasse? Oder gar aus dem Wasser des Isar-Kanals? Für die Gemeinde Moosinning gäbe es viele Potenziale. Das hat eine Analyse im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung ergeben. Doch nicht jede Energiequelle ist auch realistisch.
Die Gemeinde Moosinning ist seit März dabei, die Wärmeplanung mit dem Institut für Energietechnik (IfE) aus Amberg zu erstellen. Nun stellten Alicia Schober und Matthias Wutzlhofer vom IfE dem Gemeinderat die ersten Ergebnisse vor. Für die Analyse habe man insgesamt 50 Quartiere gebildet – darunter Neubaugebiete, Häuser aus den 70er und 80er Jahren oder auch Industriegebiete.
Aktutell vor allem Heizöl und Erdgas
Anhand statistischer Daten habe sich ein Gesamtwärmeverbrauch von circa 45 Gigawattstunden (GWh) ergeben. Die Bestandsanalyse habe gezeigt, dass viele Haushalte Erdgas oder Heizöl nutzen, vereinzelt auch Pellets, dazu gebe es bereits drei Wärmeverbundnetze und 191 Wärmepumpen. Die kommunalen Liegenschaften würden ebenfalls vor allem mit Heizöl oder Erdgas beheizt.
Dabei gibt es in der Gemeinde viele alternative Potenziale in Sachen Wärmegewinnung. So haben Biogas mit zwölf Gigawattstunden und Freiflächen-PV mit möglichen 124 Megawatt Peak die größten Potenziale.
Ebenfalls vorhandene Potenziale sieht das IfE bei PV auf den Dächern – hier sei bei einem Ausbaugrad von zwölf Prozent noch Luft nach oben (bis 40 MWp). Ein wichtiges Potenzial sei auch Biomasse, „aber man wird nicht alles damit decken können, es wird noch andere Technologien geben“, sagte Schober. Da der überwiegende Anteil im Gemeindegebiet Privatwald sei, stehe man schon in Kontakt mit den größten potenziellen Lieferanten.
Oberflächennahe Geothermie mittels Erdwärmekollektoren sei größtenteils möglich, eingeschränkt auch Grundwasserwärmepumpen. Im Ausläufer des Münchner Molassebeckens wäre auch Tiefengeothermie denkbar, dagegen sprechen jedoch eine vermutlich lange Genehmigungsdauer und hohe Kosten.
Eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Wärmequelle fließt direkt neben der Gemeinde: Flusswasser aus dem Mittlere-Isar-Kanal, das man zum Beispiel über einen Bypass entnimmt, über einen Wärmetauscher schickt und es dann wieder einleitet. Betreiber Uniper stehe dem Vorhaben Wärmenutzung offen gegenüber, meinte Schober. Problematisch sei jedoch, dass die Genehmigung des Kanals nur bis 2030 laufe. Eine mögliche Wasserentnahme zu Heizzwecken habe deshalb vermutlich auch nur eine Genehmigungsdauer bis 2030. Weitere Planungen seien also erst nach der neuen Genehmigung sinnvoll. Das Potenzial sei theoretisch sehr hoch, aber eben auch die Kosten dafür, so Schober.
Kein Wärmenetz für ganze Gemeinde
Zum Thema Windkraft erklärte die Expertin, dass es ein Vorranggebiet bei Zengermoos gebe, man aktuell aber keine Aussage zur Leistung treffen könne. Ebenfalls noch Zukunftsmusik ist derzeit Wasserstoff. Der Netzverknüpfungspunkt bei Moosinning solle auf Wasserstoff umgestellt werden, die Gemeinde liege nahe an der H2-Leitung, die sei jedoch frühestens für 2032 geplant. Und nach Inbetriebnahme liege der Fokus zuerst auf der Industrie, nicht auf Privathaushalten.
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Eher weniger Potenzial sieht das Büro in einem Grünen Gasnetz und in der Abwasserwärme.
Mit der Wärmeplanung will man eruieren, welche Gebiete sich am ehesten für ein Wärmenetz eignen. Auch wird analysiert, welche Gebiete dezentral liegen oder wo es eventuell in Richtung Wasserstoff gehen könnte. Es werde dann auch eine Priorisierung geben, dazu würden sogenannte Fokusgebiete ausgearbeitet.
Werner Fleischer (BE) warf ein, dass sich aufgrund der jüngsten Entscheidungen der Bundesregierung jetzt viele Bürger eine Wärmepumpe oder eine alternative Heizung einbauen ließen. Habe sich damit die Wärmeplanung nicht erledigt? Laut Schober müsse selbstverständlich, bevor es an die Umsetzung eines Netzes gehe, eine Umfrage bei den Bürgern erfolgen, wer überhaupt Interesse hätte. „Es kann natürlich sein, dass das Gebiet dann wirtschaftlich nicht mehr so interessant ist, weil die Anschlussquote zu gering wäre“, sagte die Expertin. Aber wenn die Bürger nun wüssten, dass es die Wärmeplanung gibt, könnten sie eventuell abwarten.
Jedoch, betonte Nagler, habe niemand einen Anspruch auf ein Wärmenetz, auch wenn es in seinem Quartier möglich wäre. Das bestätigte Schober: „Selbst wenn Gebiete ausgewiesen werden, kann die Wärmeplanung nicht garantieren, dass ein Wärmenetz gebaut wird.“ Sie geht davon aus, dass es dezentrale Lösungen geben wird, „nicht ein Wärmenetz für ganz Moosinning, sondern einen Mix aus verschiedenen Wärmeerzeugern“.
Zum weiteren Vorgehen erklärte Schober noch, dass Anfang 2025 ein Treffen aller Akteure geplant ist.