„Hier, Angela“: Trumps überraschte mit Geschenk an Merkel – Altkanzlerin mit eindringlicher Warnung

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„Hier, Angela“: Trump überraschte mit Geschenk an Merkel – Altkanzlerin mit eindringlicher Warnung

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Angela Merkel gibt in ihren Memoiren Einblicke in ihre Begegnungen mit Donald Trump. Ihre Warnungen für seine zweite Amtszeit sind alarmierend.

Berlin – Nach dem Sieg des Republikaners Donald Trump bei der US-Wahl 2024 blickt Europa gespannt in die Zukunft. Fest steht, dass sich die Beziehungen des Staatenbundes zu den USA verändern werden. Wie dieser Wandel konkret aussehen wird, ist noch unklar. Ein Blick in die Vergangenheit – auf Trumps letzte Amtszeit – kann da lehrreich sein. Eine, die sich noch gut an das Gebaren des wiedergewählten US-Präsidenten erinnert, ist Angela Merkel (CDU), die zu jener Zeit Bundeskanzlerin war.

Als eine der mächtigsten Politikerinnen geriet Merkel während ihrer Amtszeit immer wieder mit Trump aneinander. Dessen erste Amtszeit im Weißen Haus (von 2017 bis 2021) war von Handelsspannungen und einer aggressiven Rhetorik gegen Europa geprägt. In einem Interview mit der italienischen Zeitung Corriere Della Sera hat die ehemalige Bundeskanzlerin jetzt Einblick in ihre Begegnungen und Erfahrungen mit Trump gegeben.

Merkel warnt nach US-Wahl 2024 vor Donald Trump: „Immer ein Gewinner und ein Verlierer“

Hinsichtlich der zweiten Amtszeit des Republikaners warnt Merkel vor deutlichen Folgen. Für Trump gebe es „nie ‚Win-Win‘-Situationen, in denen beide Partner einer Vereinbarung gewinnen. Für ihn muss entweder der eine oder der andere einen Gewinn machen“. Gleichzeitig sei es aber weiterhin wichtig, Kompromisse anzustreben, stellt Merkel klar. Das Wichtigste sei, „mit Trump zusammenzuarbeiten, als Partner und Vertreter eines Landes, frei von Angst und selbstbewusst“, so die Altkanzlerin gegenüber der Zeitung.

Angela Merkel in ihrer Zeit als Bundeskanzlerin zusammen mit Donald Trump.
Angela Merkel in ihrer Zeit als Bundeskanzlerin zusammen mit Donald Trump. © SHEALAH CRAIGHEAD, via www.imago-images.de

Auch wenn es manchmal schwierig war, glaubt Merkel nicht, dass der wiedergewählte US-Präsident etwas gegen sie persönlich hat – Obwohl er ihr bei einem G7-Gipfel in Kanada laut der Zeitung zwei Starbust-Bonbons auf den Tisch geworfen und gesagt habe: ‚Hier, Angela, damit du nicht sagen kannst, ich hätte dir nie etwas gegeben‘. Merkel misst dem aber nach eigener Aussage „nicht allzu viel Bedeutung“ bei.

„Emotional, von Groll und Bedürftigkeit getrieben“: schwierige Begegnungen zwischen Merkel und Trump

Für Trump habe sie „Deutschland verkörpert“, so die ehemalige Bundeskanzlerin. Ein Land, an dem ihm vor allem die Automobilindustrie gestört habe. Es sei darauf fixiert gewesen, „dass es seiner Meinung nach zu viele deutsche Autos in New York gab. Er hatte immer gesagt, dass er, sollte er Präsident werden, so hohe Zölle erheben würde, dass sie von den Straßen Manhattans verschwinden würden“, erinnert sie sich im Interview.

Dieser Tage genießt Merkel vor allem wegen ihrer am Dienstag (26. November) erscheinenden Memoiren mit dem Titel „Freiheit“ die Aufmerksamkeit der Medien. Auszügen aus ihrem mehr als 700 Seiten umfassenden Werk wurden vorab in der Wochenzeitung Die Zeit veröffentlicht. Die ehemalige Kanzlerin gibt dort zu, dass sie Trump bei ihrem ersten Treffen im Jahr 2017 im Oval Office zunächst falsch eingeschätzt habe. Vor allem sein Versuch, sie zu demütigen, indem er sich weigerte, ihr vor den Kameras die Hand zu schütteln, ist ihr offenbar im Gedächtnis geblieben.

Merkels Memoiren geben Einblick in Trumps erste Amtszeit: Eine Faszination für Wladimir Putin

„Anstatt es stoisch zu ertragen, flüsterte ich ihm zu, dass wir uns noch einmal die Hand geben sollten“, schreibt sie. „Sobald die Worte meinen Mund verlassen hatten, schüttelte ich über mich selbst den Kopf. Wie konnte ich vergessen, dass Trump genau wusste, was er tat“. Der designierte US-Präsident habe „Menschen mit seinem Verhalten Gesprächsstoff liefern“ wollen. Sie habe währenddessen so getan, „als würde ich mich mit jemandem unterhalten, der völlig normal ist“ – was sie im Nachhinein als Fehler erachte.

Jetzt, da sie nicht mehr an diplomatische Höflichkeiten gebunden ist, schätzt Merkel Trump als „emotional“ und von Groll und Bedürftigkeit getrieben ein, im Gegensatz zu ihrem „sachlichen“ Ansatz. „Es schien, als sei es sein Hauptziel, seinem Gesprächspartner ein schlechtes Gewissen einzureden“. Gleichzeitig habe er aber gemocht werden wollen.

Anstatt zu versuchen, Brücken zu traditionellen Verbündeten zu bauen, schreibt die Ex-Kanzlerin weiter, „war Trump offenbar vom russischen Präsidenten fasziniert“. Er sei vor allem von Politikern „mit autokratischen und diktatorischen Zügen“ überzeugt gewesen. Trump, so kommt sie zum Schluss, habe „alles wie der Immobilienentwickler betrachtete, der er war, bevor er in die Politik ging“ – als Nullsummenspiel. Länder seien für ihn Rivalen gewesen, „bei denen der Erfolg des einen den Misserfolg des anderen bedeutete“. (tpn)

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