Umfrage-Desaster zum Trotz: Esken sieht SPD bei 47 Prozent
Die SPD-Führung räumt Fehler bei der K-Frage ein. Trotzdem sei das Wählerpotential der Partei hoch. Jetzt kommt es auf Geschlossenheit an.
Berlin – Die SPD-Chefin Saskia Esken hat große Hoffnungen für die kommende Neuwahl im nächsten Jahr. Denn Sozialdemokratin glaubt, dass fast jeder Zweite das Kreuz bei der kommenden Bundestagswahl im Februar bei den Sozialdemokraten setzen könnte. Wörtlich sagte sie in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ am Sonntagabend (24. November): „Wir haben wahrgenommen, dass wir ein Wählerpotenzial haben, das immer noch bei 47 Prozent liegt.“
Esken bezieht sich auf Wählerpotential: Tatsächlich landet die SPD nur knapp hinter der Union
In der neusten Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Insa für Bild am Sonntag kommt die SPD aber lediglich auf 14 Prozent. Das sind sogar zwei Prozentpunkte weniger als noch in der Vorwoche. Esken bezieht sich aber auf Zahlen des ARD-Deutschlandtrends. Für das Erste hatte Infratest dimap ermittelt, welche Parteien für die Befragten grundsätzlich infrage kommen.

Tatsächlich konnten sich 47 Prozent der Befragten vorstellen, bei der kommenden Bundestagswahl die SDP zu wählen. Damit hat die SPD ihr Wählerpotenzial während der Regierungszeit relativ stabil halten (47 Prozent; -2) können. Vorne liegt laut der Umfrage aktuell die CDU/CSU die für eine knappe Mehrheit der Deutschen (55 Prozent) grundsätzlich in Frage kämen (+6).
Esken räumt Fehler ein: SPD will mit Scholz-Nominierung K-Debatte beenden:
Ob die SPD in den verbleibenden drei Monaten das Potenzial ausschöpfen kann, bleibt aber fraglich. Denn vor allem die Diskussionen um die Kanzlerfrage hat der Partei in den vergangenen Wochen geschadet. Zwar soll wohl die endgültige Entscheidung der K-Frage am Montag (25. November) auf Bundeskanzler Olaf Scholz fallen, der kommt aber vor allem bei den Wählern nicht gut an.
Laut dem Sonntagstrend von Insa würden nur 15 Prozent für Scholz stimmen. Zum Vergleich für Friedrich Merz würden 31 Prozent ihre Stimme abgegeben. Sogar Robert Habeck liegt mit 18 Prozent vor dem amtierenden Kanzler.
Zähe Debatte um K-Frage der SPD – Sozialdemokraten lange gespalten
Mit der erneuten Nominierung von Scholz als Kanzlerkandidat will der SPD-Vorstand jetzt endlich einen Schlussstrich unter die zähe Debatte über die K-Frage ziehen. Esken räumte auch ein: „Nein, wir haben kein wirklich gutes Bild abgegeben bei der Nominierung unseres Kanzlerkandidaten.“
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Nach der Nominierung muss die Kanzlerkandidatur von Scholz noch auf dem Parteitag am 11. Januar bestätigt werden. Das gilt zwar als Formsache. Scholz muss sich aber an seinem Ergebnis vom Mai 2021 messen lassen. Damals wurde Scholz mit 96,2 Prozent der Stimmen bestätigt. Die SPD lag zu diesem Zeitpunkt wie heute in den Umfragen zwischen 14 und 16 Prozent. Erst ein Lacher des Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet im Flutgebiet brachte im Sommer die Wende. Die SPD wurde mit 25,7 Prozent noch stärkste Kraft.
SPD will Duell zwischen Scholz und Merz zuspitzen: CDU-Kanzlerkandidat sei rückwärtsgewandt
Auf Fehler des Herausforderers hofft die SPD auch diesmal. Die Partei will den Wahlkampf auf das Duell zwischen Scholz und Unions-Kanzlerkandidat Merz zuspitzen. Ihm werfen die Sozialdemokraten rückwärtsgewandte Politik vor und wollen vor allem mit der Regierungserfahrung und Themensicherheit von Scholz punkten.
Zugleich hofft man in der SPD, dass sich Scholz im Wahlkampf anders präsentiert als ein auf Ausgleich bedachter Regierungschef. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) sagte in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“, die Partei brauche nun einen kämpferischen und kämpfenden Scholz. „Die Zeit der Moderationen in einer schwierigen Ampel-Koalition ist jetzt vorbei. Jetzt brauchen wir den starken Olaf Scholz, der auch zeigt, wohin er das Land bringen will“, betonte Schweitzer.
Zu den Umfragen: Insa hat für Bild am Sonntag 1.203 Bürger zwischen dem 18. bis 21. November befragt. Die Fehlertoleranz liegt bei 2,9 Prozentpunkte. Für den ARD-Deutschlandtrend wurden im Erhebungszeitraum vom 18. bis 20. November 1318 Bürger befragt. Hier liegt die Fehlertoleranz bei zwei Prozentpunkten (bg/dpa).