Habecks Schatten-Kabinett: Gerüchte über mögliche Ministerposten – ein Name fällt nicht
Die Grünen wollen nach der Bundestagswahl erneut regieren. Neben Robert Habeck und Annalena Baerbock wird über mögliche Minister spekuliert. Ein Name fehlt.
Berlin – Robert Habeck hat große Ambitionen bei der anstehenden Bundestagswahl: „Wenn es uns ganz weit trägt, dann auch ins Kanzleramt“, sagte der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz auf dem Grünen-Parteitag in Wiesbaden. Viele Parteifreunde jubelten ihrem Kanzlerkandidaten begeistert zu.
Hinter der Bühne geben sich nicht alle Mitglieder so zuversichtlich. Hinter vorgehaltener Hand heißt es oft: Die Grünen müssten für eine Regierungsbeteiligung kämpfen. Einige Mitglieder befürchten den Gang in die Opposition. Laut aktuellen Umfragen gibt es eine realistische Chance auf eine schwarz-grüne Koalition. Offenbar machen sich führende Parteiköpfe bereits Gedanken um eine Personalaufstellung.
Habecks Stimme wird viel Gewicht bei möglichem Kabinett haben
„Sollten wir in die Situation einer Regierungsbeteiligung kommen, müssen wir einen professionellen und besser geführten Prozess für die Personalfindung sicherstellen“, erklärte ein nicht-genannter Abgeordneter gegenüber tagesspiegel.de. Dieser erinnerte an das Chaos von 2021, als die Grünen ihre Personalfragen erst nach dem Abschluss der Koalitionsgespräche eröffneten. In 48 Stunden mussten plötzlich geeignete Minister gefunden werden.

Für diese Personalentscheidungen wären der neue Bundesvorstand aus Franziska Brantner und Felix Banaszak verantwortlich. Aber: Auch Habecks Wort hätte wohl einen hohen Stellenwert. Der Spitzenkandidaten hat nach ersten Ankündigung nun erstmals einen Küchentisch für seinen Wahlkampf besucht. In der ARD-Sendung bei Caren Miosga hat Habeck zudem seinen größten Fehler beim Heizungsgesetz eingeräumt.
Falls die Grünen unter dem Unionskanzler Friedrich Merz die Juniorrolle der Regierung innehätten, würde Habeck wohl vom Wirtschafts- ins Finanzministerium ziehen. Bereits 2021 hatte er öffentlich mit dem Amt geliebäugelt. Doch diesen Posten besetzte Christian Lindner - bevor er von Olaf Scholz entlassen wurde. Nun hat Lindner schwere Vorwürfe erhoben.
Neben Habeck wird wohl Baerbock als Ministerin weitermachen
Neben Habeck gilt Annalena Baerbock als gesetzt. Die Außenministerin wolle „sehr, sehr gerne weitermachen“. Vieles spricht dafür, dass Baerbock in ihrem Ministerium bleibt. Denn: Union und Grüne haben besonders viele Übereinstimmungen hinsichtlich der deutschen Außenpolitik. Nachdem Baerbock mit viel Hohn und Spott nach der Trennung mit ihrem Ehemann konfrontiert war, plädierte eine Aktivistin nun für mehr Menschlichkeit.
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Zudem ist klar: Landwirtschaftsminister Cem Özdemir wird nach Stuttgart wechseln und als Ministerpräsident kandidieren. Familienministerin Lisa Paus hingegen besitzt nur noch wenig Rückhalt in der Partei, schreibt tagesspiegel.de. Viele Mitglieder seien mit ihrer Leistung und öffentlichen Kommunikation unzufrieden. Paus könnte die Spitzenkandidatin für die Berliner Grünen bei der Abgeordnetenhauswahl im Jahr 2026 werden.
Habecks Kabinett: Ein Blick nach Nordrhein-Westfalen lohnt sich
Auch Umweltministerin Steffi Lemke könnte ersetzt werden. Sie habe zu viele Kompromisse gemacht - auf Kosten des Klima- und Umweltschutzes. Allerdings loben Befürworter sie für ihre professionelle Hausführung. Bei möglichen Ministerkandidaten fällt immer wieder ein Name: Franziska Brantner. Die neu gewählte Parteivorsitzende hat als Parlamentarische Staatssekretärin unter Habeck Ministeriumserfahrung gesammelt. Die 45-Jährige gilt als harte Verhandlerin.
Zudem lohnt sich ein Blick nach Nordrhein-Westfalen: Der mächtige Landesverband stellte 2021 keinen Minister, was viele verärgerte. Der dortige Verkehrsminister Oliver Krischer ist erfahren. Er könnte gute Karten haben, da die Grünen die Verkehrswende in Deutschland voranbringen wollen und auf das Verkehrsministerium schielen.
Eine Name fällt kaum: Ricarda Lang
Neben Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz werden auch Katharina Dröge und Andreas Audretsch immer wieder genannt. Dröge gehört als Fraktionsvorsitzende bereits zu den führenden Köpfen und Audretsch hat als Vize-Fraktionsvorsitzender eine steile Karriere hingelegt.
Eine prominente Spitzenpolitikerin fällt in den Gesprächen fast nie: Ricarda Lang. Die 30-Jährige trat als Parteivorsitzende zurück. Dennoch rechnen viele Kollegen mit einem Comeback: „Sie ist zu gut, als dass wir auf sie verzichten könnten“, sagte ein nicht-genanntes Parteimitglied gegenüber tagesspiegel.de. Dieser rechne für Lang eher mit einer Rolle in der Bundestagsfraktion. (Jan Wendt)