Der fahrende Bierkasten von Oberndorf: Wie viel Arbeit in einem Faschingswagen steckt

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„Der Wagen ist der Kasten, wir sind die Flaschen!“ – Die Oberndorfer Burschen mit ihrem umzugsbereiten Wagen. © Burschenverein

Eine Runde beim Ebersberger Faschingszug ist schnell gedreht. Doch in den liebevoll geschmückten Wagen steckt mehr Arbeit, als mancher vielleicht meint. Beim Burschenverein Oberndorf zum Beispiel.

Oberndorf – Zwischen kilometerweiten Äckern und hektargroßen Wäldern erhellen an einem Februarabend die Scheinwerfer mehrerer Traktoren den Nachthimmel. Es herrscht reges Treiben: In einer Halle im beschaulichen Weiler Pollmoos (Stadt Ebersberg) basteln die Oberndorfer Burschen an ihrem Faschingswagen. Oder besser gesagt: Sie bringen ihn wieder auf Einsatzbereitschaft. „Der war schon im Einsatz“, sagt Anton „Done“ Soyer, Vorstand des hiesigen Burschenvereins und grinst. „Jetzt müssen wir ihn wieder herrichten für den nächsten Umzug.“

Heuer unpolitisch - Motto: „Bier und Party“

Jedes Jahr legen sich die Oberndorfer Burschen aufs Neue ins Zeug, um einen fantasievollen Wagen zu gestalten. Vom Moped über die Comicfigur „Werner“ bis hin zu „Rettet die Bienen“ war mottomäßig schon alles dabei. „Wir verkörpern in der Regel ein aktuelles Thema“, erzählt erster Kassier Leo Soyer. „Heuer wollten wir uns aber politisch neutral verhalten.“ Anlässlich des bevorstehenden Burschenfests im Mai haben sich die Männer in der Jahreshauptversammlung Anfang des Jahres also für das Motto „Bier und Party“ entschieden. Einfach gesagt: „Der Wagen ist der Kasten, wir sind die Flaschen!“, erklärt Done Soyer lachend.

Die Kasten-Macher vom Burschenverein Oberndorf (v.li.): Stephan Haider, Tobi Czachary, Georg Weber, Martin Zoßeder, Leo Soyer und Anton Soyer.
Die Kasten-Macher vom Burschenverein Oberndorf (v.li.): Stephan Haider, Tobi Czachary, Georg Weber, Martin Zoßeder, Leo Soyer und Anton Soyer. © sro

„Der Wagen ist der Kasten, wir sind die Flaschen!“

Das Motto haben sie Burschen gut umgesetzt: Auf braunem Hintergrund ziert die schwarz-goldene Aufschrift „Gut Forsting“ in geschnörkelten Buchstaben die Flanken des Faschingswagens. Darüber blitzt das Logo der Brauerei, daneben prangen Werbeplakate für die anstehenden Feste der Burschen. Als Verkleidung haben sie sich gelbe „Bieranzüge“ im Internet bestellt. Damit waren die Oberndorfer schon bei den Faschingsumzügen in Tattenhausen (Landkreis Rosenheim) und Edling (Altlandkreis Wasserburg) unterwegs. „Das war ein Gaudi“, sagt Done Soyer.

Doch bis es soweit war, steckten die Burschen Unmengen an Arbeitsstunden in ihren Wagen. Seit Januar tüftelten die Männer nahezu jeden Tag an ihrem närrischen Projekt. „Es ist schon ein Haufen Arbeit“, berichtet Soyer, der täglich nach der Arbeit und am Wochenende mitgezimmert hat.

Alle helfen zusammen - nach Feierabend wird gewerkelt

Über 60 Arbeitsstunden habe er so zusammengebracht. Über fehlende Unterstützung können sich die Burschen aber nicht beklagen. Mit insgesamt 140 Mitgliedern sei der Bau gut über die Bühne gegangen. „Es gehört zum Verein dazu, auch mal was zu machen. Jeder, der mitfahren mag, lässt sich auch beim Aufbau blicken“, erläutert Leo Soyer die interne Abmachung. Gemeinsam haben die Burschen ihren Faschingswagen so zusammengezimmert, dessen Grundgerüst auf einem Tieflader aufgebaut ist. „Den bekommen wir immer vom Lohnunternehmen Brummer-Lassmann, die sind auch Mitglieder bei uns im Verein“, sagt Tobi Czachary. Das Geländer ihres Bierkastens haben die Burschen aus alten Barverkleidungen gebaut, die Wände aus aussortierten Platten. „Wir bekommen viel gesponsert, den Rest bezahlen wir aus der Vereinskasse“, erklärt Leo Soyer die Finanzen. Viel mussten die Burschen aber nicht dazukaufen, sogar die Farbe ist vom vorjährigen Wagen übrig geblieben, ergänzt Martin Zoßeder.

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Die Kosten für den Wagen seien daher relativ gering. Für Material und Getränke haben die jungen Männer rund 2000 Euro locker gemacht. Die Ausgaben holen sie sich über andere Einnahmequellen wieder rein, wie zum Beispiel aus der beliebten Pampas-Party im August. Auch nutzen sie jedes Jahr das gleiche Grundgestell, was Geld und vor allem Zeit spart.

Hohe Sicherheitshürden für den Umzug

Damit sie bei den Umzügen mitfahren dürfen, muss der Faschingswagen bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Polizei und Veranstalter kontrollieren vor jedem Faschingszug die Sicherheit auf dem „Bierkasten“. „Das Geländer muss fest sein, die Treppe sicher. Wir dürfen auch nur eine bestimmte Menge an Alkohol haben“, zählt Done Soyer auf. Der Fahrer sowie zwei Personen, die neben dem feiernden Wagen herlaufen, müssen nüchtern bleiben. „Das ist aber kein Problem“, sagt Leo Soyer. „Da haben wir Leute, die machen das gern.“

Auch heute drehen die Oberndorfer am Ebersberger Faschingsumzug wieder ihre Runden. Für die Kinder haben die Burschen Guadl dabei, für die Erwachsenen schmeißen sie die Faschingsbar am Marktplatz.

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