Metzgermeisterin (19) in fünfter Generation: Kochlerin ausgezeichnet
Es gibt bayernweit nur wenige Frauen, die einen Berufsabschluss als Metzgermeisterin haben. Carolin Pfleger aus Kochel ist eine von ihnen. Die 19-Jährige wird den elterlichen Betrieb in der fünften Generation weiterführen.
Kochel am See - Schlachten, Wurst produzieren, die Fleischtheke bestücken, schöne Platten für den Partyservice herrichten und bei allem natürlich die betriebswirtschaftliche Kalkulation nicht aus den Augen verlieren: Carolin Pfleger ist mit Herz und Seele Metzgermeisterin. Die 19-Jährige hat vor Kurzem ihren Meistertitel gemacht und mit der Note 1,5 auch gleich einen Staatsehrenpreis mit nach Hause gebracht. Auch den Ausbilderschein hat sie in der Tasche – und freut sich schon jetzt auf Lehrlinge.
Familie Pfleger hat drei Kinder, Carolin ist die mittlere Tochter. In der Metzgerei am Schmied-von-Kochel-Platz ist sie schon als kleines Kind gestanden und sah Mama und Papa bei der Arbeit zu. „Meine Eltern haben aber nie Druck gemacht, mich für diesen Beruf zu entscheiden“, betont sie. Nach der Mittleren Reife an der Realschule Schlehdorf stand für sie fest, dass sie einen handwerklichen Beruf ergreifen möchte. Nach zwei Praktika in ganz anderen Bereichen war der jungen Frau klar, dass es ihr in einer Metzgerei doch am besten gefällt.
Die Ausbildung absolvierte sie in Penzberg im „Loisachtaler Bauernladen“ von Michael Huber. Carolin Pfleger entschied sich bewusst für drei Jahre Lehrzeit – „weil ich alles in Ruhe lernen und mir Zeit lassen wollte“, sagt sie rückblickend. Es sei ein „super Ausbildungsbetrieb gewesen“.
Unter 30 Gesellen nur drei Frauen
Wer im Landkreis Metzger lernt, muss mittlerweile zum Berufsschul-Unterricht nach München. Dieser findet blockweise statt, rund 10 Wochen pro Schuljahr. „Ich fand die Blöcke ganz praktisch. Dann hat man gleich alles in einem, auch die Prüfungen.“ Von den 30 Gesellen aus den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen und aus München waren 27 Burschen. Ähnlich ging es der jungen Kochlerin, als sie nach ihrem erfolgreichen Abschluss im vergangenen Herbst heuer im Winter die Fleischerschule in Augsburg besuchte, um den Meistertitel zu machen. Auch hier waren die Frauen nur zu dritt. „Heutzutage sind es aber schon mehr Mädls als früher, da waren es nur Burschen“, sagt Carolin Pfleger mit einem verschmitzten Lächeln. Vorurteile würden ihr „nur sehr selten“ begegnen.
Die Zeit auf den Schulen machte ihr großen Spaß. „Dieser Handwerksberuf ist so vielfältig“, schwärmt sie. Und der Verdienst sei in der Lehrzeit gar nicht so schlecht, „besser als bei Schreinern oder Floristen“, weiß sie. In der Gesellenprüfung überzeugte sie unter anderem mit einer imitierten Wildschweinpastete und küchenfertigen Erzeugnissen wie Rollbraten.
Schlachten ist kein Problem
Weil die Pflegers noch zu den wenigen Betrieben gehören, die selbst schlachten, legte sie auch in diesem Zweig die Prüfung ab. „Wer aber in einem Betrieb arbeitet, der nicht schlachtet, kann einen anderen Zweig wählen, zum Beispiel Kochen oder Pastetenherstellung.“ Mit dem Schlachten hat die 19-Jährige kein Problem. „Ich sehe ja, dass es den Tieren bei uns und zuvor beim Bauern gut geht.“ Die Pflegers schlachten zwei- bis drei Mal in der Woche Rinder, Kälber und Lämmer von Landwirten aus dem nahen Umkreis zwischen Murnau, Schlehdorf und Benediktbeuern. Wild bekommen sie von einheimischen Jägern. 80 Prozent der angebotenen Wurst- und Fleischwaren werden bei ihnen in Kochel hergestellt. „Regionalität ist uns sehr wichtig“, sagt die junge Frau. „Und die Rezepte werden von Generation zu Generation weitergegeben.“
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Und wie hält sie es mit vegetarischen oder veganen Produkten? Beim Partyservice werde es immer wieder angefragt, berichtet Carolin Pfleger. Sie habe damit kein Problem. „Wir sind ein kleiner Betrieb und schauen, dass wir für jeden was anbieten können.“ Sie habe Schulungen zum Thema vegetarische Grillgerichte besucht, vor Kurzem wünschte sich ein Kunde vegane Semmelknödel. „Wenn es für uns umsetzbar ist, dann machen wir das.“
Betrieb wurde 1874 gegründet
Seit ihrem Abschluss steht Carolin Pfleger täglich im Laden, in dem außer ihren Eltern noch 30 Angestellte in Voll- oder Teilzeit arbeiten. Die Metzgerei hat ihr Ururgroßvater 1874 gegründet, damals hieß die Familie noch Abendthum. In den 1930er-Jahren wurde durch Heirat die Familie Pfleger daraus. Früher gehörte zum Betrieb noch der Gasthof Post, dieser wurde aber dann verkauft, berichtet Carolins Vater Eduard Pfleger. Seit 1975 besteht das Geschäft am Dorfplatz. Im vergangenen Herbst wurde es modernisiert. „Es war schön, dass meine Eltern mich dabei so aktiv mit einbezogen haben“, sagt die junge Frau. Vielleicht gibt es in der Familie ja noch einen weiteren Metzger: Der jüngste Sohn, der wie der Vater Edi heißt, liebäugelt auch damit. Der 15-Jährige geht noch zur Schule. „Wer weiß, vielleicht kann er mich ja eines Tages im Geschäft unterstützen.“