Tölzer Bierbrauer und ein Wirt lieferten die Steine
Die Fischbacher Kirche St. Johannes feiert ihr 350-jähriges Bestehen – Festgottesdienst am Sonntag

Oberfischbach – Kirchen vermitteln ein Gefühl von Ewigkeit – auch wenn diese Ewigkeit mit Blick auf die bauliche Substanz natürlich ihre Grenzen hat. Auf eine immerhin 350-jährige Geschichte kann heuer die St.-Johannes-Kirche in Fischbach zurückblicken. Rund um das Patrozinium am 24. Juni feiert die Pfarrgemeinde dieses Jubiläum.
Die Fischbacher Kirchengeschichte reicht weit zurück: Bereits in der Conradinischen Matrikel von 1315 ist hier eine Kirche erwähnt. Sie war damals ebenso wie Tölz eine Filiale der Pfarrei Königsdorf. 1480 änderten sich die Zuständigkeiten, wie es in der Fischbacher Kirchenchronik heißt: Fischbach wurde eine Filiale von Tölz. Die endgültige Verlegung des Pfarrsitzes von Königsdorf nach Tölz sei 1550 erfolgt.
Zehn Schuh länger, zehn Schuh breiter
Als an dem in gotischem Baustil gehaltenen alten Gotteshaus 1668 nicht mehr behebbare bauliche Mängel festgestellt wurden, war es an der Zeit zum gemeinschaftlichen Handeln. 1670 erteilte der Churfürstliche Rat die Genehmigung zum Neubau, „aber zehn Schuh länger und zehn Schuh breiter“, wie die Unterlagen besagen. Maurermeister Wolf Hausrucker aus Tölz und Zimmermeister Mathias Scheifler aus Benediktbeuern machten die Kostenvoranschläge. Die Tuffsteine für das Bauvorhaben lieferten der Tölzer Bierbrauer Christoph Fagner und der Königsdorfer Wirt Hans Harter, Fischbacher Bauern steuerten aus ihren eigenen Kalköfen an der Isar 323 Zuber Kalk bei.
Nachdem 1671 Wolf Hausrucker starb, übernahm Kaspar Feichtner, Maurermeister aus Bernried, die Bauleitung. Dieser Kaspar Feichtner sei kein Geringerer gewesen als der bekannte Baumeister Kaspar Feichtmayr, stellte der frühere Historiker des Klosters Benediktbeuern, Pater Karl Mindera, fest. Feichtmayrs Markenzeichen bei all seinen Kirchenbauten wie etwa in Benediktbeuern, Bichl, Uffing, Königsdorf und auch in Fischbach waren vor allem die schönen Zwiebeltürme.

Das Fischbacher Kirchenschiff ist laut Aufzeichnungen im Zeitraum bis 1674 entstanden – diese Jahreszahl ist auch auf einem Gewölbebogen abzulesen. Der achteckige Turmaufbau soll 1676 geschaffen worden sein. Gänzlich fertiggestellt werden konnte das Bauwerk seinerzeit allerdings nicht: Die finanziellen Mittel fehlten, die Menschen hatten schwierige Zeiten hinter sich. Erst nachdem 1685 einige Fischbacher Höfe an die Hofmark Hohenburg übereignet wurden, ging es wieder voran: Der ab 1691 als Hofmarksherr residierende Joseph Ferdinand von Herwart und seine Gemahlin Anna ließen das „leicht barocke Werk“ vollenden.
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Am 18. Oktober 1693 erfolgte die feierliche Einweihung durch den Freisinger Weihbischof Sigmund Zeller, der zugleich auch die Firmung spendete. Einer Akte von 1707 ist zu entnehmen, dass die sonntäglichen Gottesdienste im Wechsel mit der Filialkirche Wackersberg stattfanden. Ab 1786 soll dann jeden Sonntag Messe gehalten worden sein. Mit der Eröffnung eines Wirtshauses im benachbarten „Wastl“-Anwesen 1873 – dem heutigen Gasthof Fischbach – entstand gewissermaßen ein geistlich-gesellschaftlich-kultureller Mittelpunkt für die weit verstreuten Weiler der Gemeinde.
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Dem allgemeinen Zeitgeist folgend verschwanden um 1878 die Barockaltäre aus der Kirche – sie wurden durch einfache Schreineraltäre ersetzt. Wie der Zeitgeist war aber auch der Zahn der Zeit immerwährend aktiv: Für die Jahre 1852 bis 1856 ist eine größere Außenrenovierung vermerkt, in den Jahren 1910 und 1911 wurde innen und außen gleichermaßen Hand angelegt. Im Zuge dieser Arbeiten wurde zudem über der bestehenden Empore eine weitere Empore eingezogen. Dort hinauf versetzte man nun die 1890 gebaute Orgel.

Umgestaltet wurde in der wechselvollen Historie überdies der Eingang der Kirche: Das hier befindliche Beinhaus wurde 1923 beseitigt und an dessen Stelle ein Kriegerdenkmal errichtet. Ein Relikt aus alter Zeit indes ist die heutige Sterbeglocke. Sie trägt die Jahreszahl 1633 und stammt noch aus der Vorgängerkirche. Die beiden großen Glocken mussten schon im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden, kamen aber wieder zurück. Als sie 1942 erneut eingefordert wurden, war dies endgültig. Es vergingen acht Jahre, bis mit großem Festgepränge zwei neue Glocken eingeholt, geweiht und aufgezogen werden konnten.
Aus Wasserkapelle wurde Leichenhaus
Eine eigene Geschichte hat auch die kleine Kapelle neben der Kirche. Sie ist der heiligen Elisabeth geweiht, war vormals eine Wasserkapelle mit einem Ziehbrunnen und wurde ab den 1950er-Jahren – als man immer mehr davon abkam, die Toten daheim aufzubahren – schrittweise zum Leichenhaus umfunktioniert.
Ein Glücksfall war es wohl, dass es den Fischbachern 1961 gelang, aus der ehemaligen Wallfahrtskirche in Pürten bei Kraiburg für 2000 Mark wiederum einen in Fischbach als Hochaltar passenden Barockaltar zu erwerben. Schon bald nach der 300-Jahrfeier wurde mit Eigenleistung und Spenden erneut eine umfassende Innenrenovierung, zum Ende der 1980er-Jahre eine Außenrenovierung in Angriff genommen. Nicht mehr behebbare Schwächen zeigte schließlich die alte Orgel – auch in diesem Fall halfen Spender und Gönner mit, dass zum Patrozinium 1996 eine neue „Königin der Musikinstrumente“ ihren klangvollen Dienst aufnehmen konnte. 350 Jahre St. Johannes machen deutlich: In guten wie in schlechten Zeiten, bei frohen und traurigen Anlässen, haben sich die Kirche und die Pfarrgemeinde über die Jahrhunderte hinweg gegenseitig gestützt. (Rosi Bauer)