Russland rollt jetzt mit US-amerikanischem Schulbus an die Ukraine-Front
Im Ukraine-Krieg setzt Russland vermehrt auch Zivilfahrzeuge ein - vor kurzem offenbar auch einen US-Schulbus. Für die Ukraine ein leichtes Ziel.
Moskau/Kiew – Panzer, gepanzerte Militärfahrzeuge, Drohnen sowie Nah- und Langstreckenwaffen jeder Art: Sie prägen das Bild eines modernen Krieges, wie etwa im Ukraine-Krieg. Weil Unmengen von ihnen jedoch im Krieg zerstört werden, greifen die Kriegsparteien immer wieder auch auf Alternativen zurück. Vor allem, um Truppen zu transportieren, setzt beispielsweise Russland auch zivile Fahrzeuge ein. Zuletzt wohl einen US-amerikanischen Schulbus, wie das Magazin Forbes berichtet.
Demnach hat ein ukrainischer Drohnenpilot den gelben Schulbus vergangene Woche entdeckt. Das Gefährt stand nahe der Frontlinie in der Oblast Donezk, dem Zentrum der Kämpfe im Osten der Ukraine. Anders als sonst üblich, war der Bus jedoch völlig schutzlos. Er verfügte über keine Panzerung, wie beispielsweise eine Käfigpanzerung zum Schutz vor Kampfdrohnen und Explosionen. So sei der verlassene Bus ein leichtes Ziel für das ukrainische Militär gewesen.

Russlands Präsident Putin lässt Zivilfahrzeuge im Ukraine-Krieg einsetzen – Drohne trifft Schulbus
Mindestens eine Drohne traf dem Bericht zufolge den ehemaligen Schulbus und setzte ihn in Brand. Das Fahrzeug, das herrenlos in der Gegend stand, könnte eine Panne gehabt haben. Möglicherweise ist es im weichen Boden, der typisch für den Frühling in der Ukraine ist, steckengeblieben.
Zivile Fahrzeuge zu nutzen sei zwar besser als zu Fuß zu gehen, zitiert Forbes den Analysten Jakub Janovksy. Auf dem Schlachtfeld seien sie jedoch alles andere als ideal. Nicht nur wegen ihres mangelhaften oder in diesem Fall sogar gänzlich fehlenden Schutzes, sondern auch, weil sie keine Feuerunterstützung für die Infanterie leisten könnten. Außerdem könnten sie Schützengräben, Stacheldraht und andere Hindernisse gegen Infanterie kaum überwinden.
Warum war der Bus also völlig ungeschützt? Dafür gibt es zwei wahrscheinliche Erklärungen. Entweder fehlte die Zeit, weil der Bus schnell Truppenverstärkungen von A nach B transportieren sollte. Vielleicht waren auch die Ingenieure, die für Präsident Wladimir Putin Autos und Trucks mit improvisierter Panzerung ausstatten, nicht bereit, ein noch größeres Fahrzeug so zu behandeln.
Russland mit hohen Verlusten im Ukraine-Krieg – selbst Fahrzeuge aus dem Kalten Krieg reichen nicht mehr
Zu den zivilen Fahrzeugen, die Russland im Ukraine-Krieg einsetzt, zählen auch Motorräder, Quads oder Kleinlaster, die sich häufig in einem schlechten Zustand befinden. Das berichtet etwa das Nachrichtenportal t-online, das sich auf Angaben des ukrainischen Militärs beruft.
Der Grund dafür, dass Russland im Ukraine-Krieg zivile Fahrzeuge einsetzt, ist offensichtlich. Zu den bestätigten russischen Verlusten in den 39 Monaten seit Kriegsbeginn zählen 17.000 Fahrzeuge und anderes schweres Gerät. Das sind mehr Fahrzeuge, als viele Armeen in ihrem gesamten Bestand haben – und mehr Fahrzeuge, als Russland durch Sanktionen gebeutelte Waffenindustrie in drei Jahren produzieren kann.
Die unabhängige Dokumentationsinitiative Oryx spricht dagegen von mindestens 12.000 Panzern sowie gepanzerten Fahrzeugen. Oryx führt jedoch nur solche Verluste auf, die auch per Video oder Foto dokumentiert sind.
Schon seit längerem lässt Präsident Putin wegen der Verluste mit alten Panzerfahrzeugen aus der Zeit des Kalten Kriegs aufstocken, die in den Lagerhallen aufbewahrt worden sind. Allerdings seien viele der Hallen mittlerweile leer. Das, was noch übrig ist, ist laut Janovksy in einem „erschreckenden Zustand“. (grmo)