„Menschliche Safari“: Putins Truppen jagen Zivilisten als „Live-Übung“ für Ukraine-Front
Russland soll ukrainische Zivilisten in der Region Cherson mit verschiedenen Drohnen jagen – offenbar als „Live-Übung“ für einen Fronteinsatz im Ukraine-Krieg.
Cherson – Seit Juli haben russischen Truppen zirka 10.000 Mal Zivilisten in Cherson mit Drohnen angegriffen. Das berichtet die britische Zeitung Financial Times. Laut der regionalen Staatsanwaltschaft und der Polizei kamen 37 Menschen ums Leben. Hunderte seien verletzt worden.
Chersons Einwohner bezeichnen die Drohnenangriffe Russlands mittlerweile als „Menschensafari“, schreibt Newsweek. Angriffsziele seien Menschen, Tiere und Fahrzeuge - von denen das Centre for Information Resilience (CIR) 88 verifiziert habe. Die unabhängige Organisation widmet sich der Aufdeckung von Menschenrechtsverletzungen und Bedrohungen für Demokratien. Russische Drohnen hätten auch den benachbarten Vorort Antoniwka getroffen.
Trainieren Russlands Soldaten bei der Zivilisten-Jagd für die Front im Ukraine-Krieg?
Die Streitkräfte von Wladimir Putin nutzten First-Person-View-Drohnen (FPV), chinesische Mavics und manchmal größere russische Militärdrohnen. Letztere werden auch als Kamikaze-Drohnen bezeichnet. Während der „Menschensafari“ seien die Drohnen häufig mit Antipersonenminen, Granaten und improvisiertem Sprengstoff bewaffnet. In anderen Fällen transportierten die Flugobjekte russische Brandbomben, die nach dem Abschuss explodieren und Feuer verursachen.

Beispielsweise werfen die Drohnenpiloten Sprengstoff auf oder neben ein Fahrzeug ab, sobald jemand aussteigt, sagte CIR-Ermittler Adam Campbell. Seine Vermutung: Mit den Angriffen in Cherson trainieren die Soldaten mit „Live-Übungen“ für den Fronteinsatz gegen ukrainische Soldaten im Ukraine-Krieg.
Ukrainischer Gouverneur: Russland bereitet Angriff mit 300 Booten vor
Dieser Einschätzung stimmte Oleksandr Prokudin, Gouverneur der Oblast Cherson, zu und sagte, dass „Russland hier eine weitere Offensive starten will“. Putins Truppen hätten „300 Boote zur Überquerung des Flusses“ zusammengestellt. Das ukrainische Militär hatte lange versucht, das östliche Dnipro-Ufer in der Cherson-Region zurückzuerobern - und zahlte laut einem neuen Bericht einen hohen Preis dafür.
Mittlerweile sollen die ukrainischen Bewohner Chersons kleine Detektoren tragen, schreibt Newsweek. Die Geräte sollen vor anfliegenden Drohnen warnen. Andere Einwohner verließen ihre Häuser nur in bestimmten Zeiträumen.
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Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges ist die Cherson-Region stark umkämpft. Russische und ukrainische Streitkräfte meldeten hier immer wieder abwechselnd Erfolge und drängten die feindlichen Truppen zurück. Auch zum aktuellen Zeitpunkt verläuft die Front in der Nähe von Cherson. (Jan Wendt)