„Planlose, dilettantische Politik aus Berlin“: Viel Kritik bei Bauern-Demo in Sindelsdorf
Sindelsdorf - Bis zu 900 Teilnehmer und rund 500 Teilnehmer: Bei der Bauern-Demo in Sindelsdorf machen Landwirte, Handwerker und Gastronomen ihrem Ärger Luft.
Der Verkehr auf der B472 stockte, Stau bis in Penzbergs Stadtmitte. Er dauerte bis alle Traktoren auf der schneebedeckten Fläche zwischen Urthal und Schweigersried neben der Bundesstraße B472 angekommen waren. Mit einer guten halben Stunde Verspätung startete die Kundgebung, zu der der BBV-Kreisverband Weilheim-Schongau mit Speditionen, Gastronomie und Handwerk für Freitag (12. Januar) nach Sindelsdorf geladen hatte.
500 Fahrzeuge, 900 Teilnehmer
Umgeben von etwa 500 Fahrzeugen, Lkws noch nicht mitgerechnet, lauschten rund 800 bis 900 Personen den Worten auf der Bühne. Man habe „an Haufen Redner“, kündigte Landwirt und BBV-Ortsobmann Hans-Georg Off zur Eröffnung an.
„Elf werden wir nicht schaffen“, meinte Off mit Blick auf den eigentlich geplanten Start. Im Hintergrund sah man da, wie es sich auf der St2370 gen Bundesstraße staute. „Penzberg ist dicht“, hörte man Off sagen. Einige Landwirte wählten mit ihrem Schlepper den Weg durch die Stadt. Verspätet konnte die Kundgebung dann eröffnet werden.
Handwerkerfahrzeuge, Schlepper und Pkw waren auf der Wiese abseits der B472 geparkt. Hunderte Menschen richteten ihre Augen auf die Bühne. Mit der Kundgebung wollte der BBV ein Zeichen gegen die Abschaffung des Agrardiesels, die stark steigenden Kosten, die ausufernde Bürokratie und die Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Fahrzeuge setzen. So kam auch die Rednerliste zustande.

Viele Redner auf dem Zettel
Die hatte sich Off auf einem Zettel notiert: Sindelsdorfs Bürgermeister Andreas Obermaier (CSU), Kreisobmann Wolfgang Scholz (BBV Weilheim-Schongau), Müller Martin Sonner, Metzger Rudi Kramer, Junglandwirt Leonhard Hinterholzer, Wirtin Katharina Haller (Vize-Vorsitzende Dehoga Weilheim), Kreishandwerksmeister Michael Andrä und Kreisobmann Georg Holzer (BBV Starnberg).
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Man sei zusammengekommen, weil die Staatsregierung nicht mehr fähig sei, meinte Off. Es werde gestrichen, gestrichen, gestrichen. Zur Corona-Zeit „waren wir noch der Hype“. Off wünschte sich nun einen Schulterschluss zwischen Landwirtschaft, Gastronomie, Handwerk und Speditionen.
Absage an „rechte Seite“
Die „Veranstaltung mit de Bulldog“ finde er „a super Sach‘“, meinte Andreas Obermaier, Bürgermeister, aber auch Schreinermeister. Zugleich mahnte er, dass man mit solchen Kundgebungen die Bevölkerung treffe. Er sehe die Sache also positiv, sei aber froh, wenn das Ganze – mit einem positiven Ausgang – ein Ende habe. Auch betonte er: „Die rechte Seite hat bei uns nichts zu suchen!“
„Wir brauchen eich. In Zukunft. Unbedingt!“, wendete sich der Sindelsdorfer Müller Martin Sonner an die Landwirte. Sonst habe man im Land keine regionale Versorgung mehr, sonst wisse man nicht mehr, woher die Lebensmittel kommen. In seiner Rede sprach Sonner unter anderem von einem Bürokratiewahnsinn, und er erinnerte an die Corona-Zeit zurück, als die Landwirtschaft als systemrelevant erkannt wurde – und das zu spüren bekam.

Planlose, dilettantische Politik aus Berlin“
Rudi Kramer aus Bichl – Metzgerei mit Eigenschlachtung, 30 Tagwerk bewirtschaftetes Grünland, Mutterkuhhaltung, kleine Kaltblutzucht – betonte, dass die Handwerker, gerade im Lebensmittelhandwerk, „die planlose, dilettantische Politik aus Berlin genauso wie eich Bauern trifft“. Man habe „a Steuerbelastung wia noch nie“ im Land und „wir haben an Bürokratismus, wia man ihn auf der ganzen Welt ned kennt“. Zunächst „haben sie das Geld mit volle Händ‘ zum Fenster nausgeschmissn“, dann hätten sie „g‘spannt“, dass „es gor ist“ und nun „probierens, dass sie uns ausquetschen kenna wia a Zitrona“.
Friedliche Kundgebung mit Austausch
Gegen 13 Uhr endete die Demo. Die Teilnehmer hätten die Rückkehr auf direkten Weg angetreten, berichtet die stellvertretende Kreisbäuerin Maria Lidl im Nachgang der Rundschau . „Wir waren sehr glücklich, dass so viele da waren.“ Die Kundgebung sei friedlich gewesen und habe auch Gelegenheit zum Austausch gegeben. Es sei „so schön“ gewesen, dass „alle Berufsgruppen mit uns droben gestanden sind“, sagt die Landwirtin aus dem Penzberger Stadtteil Rain. Man habe die Anliegen fachlich und sachlich rübergebracht. Nun hofft Lidl, dass man ein Zeichen habe setzen können.