Traditionsgeschäft in Bad Tölz schließt: „Sehe Entwicklung der Marktstraße relativ dramatisch“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Bad Tölz

Kommentare

Ein Traditionsgeschäft schließt: Inhaber Peter von der Wippel (41) erklärt das Aus von „Sport Peter“ unter anderem mit der schwierigen Lage des stationären Einzelhandels. © Arndt Pröhl

Mit der Schließung von „Sport Peter“ verliert die Tölzer Innenstadt ein weiteres eingesessenes Geschäft. Inhaber Peter von der Wippel äußert sich über die Gründe.

Bad Tölz – Die Nachricht verbreitete sich in Bad Tölz wie ein Lauffeuer und stieß auf allgemeines Bedauern: Mit „Sport Peter“ verliert die Marktstraße ein weiteres Traditionsgeschäft in prominenter Lage. Inhaber Peter von der Wippel (41) erläutert nun im Gespräch mit unserer Zeitung die Gründe für die Schließung. „Ich sehe die Entwicklung der Marktstraße relativ dramatisch“, sagt er. Sowohl die Stadt als auch die Vermieter nimmt er in die Verantwortung gegenzusteuern.

„Sport Peter“ in Bad Tölz schließt nach 42 Jahren

Die Entscheidung, das vor 42 Jahren von seinem Vater gegründete Geschäft aufzugeben, sei schon im Frühjahr gefallen, berichtet von der Wippel. Eine Rolle spielten dabei unter anderem die gestiegene Energie- und Personalkosten, der zunehmende Bürokratieaufwand und die verschärften Konditionen der Lieferanten. Hauptfaktor aber sei die Konkurrenz aus dem Internet.

Nach der Corona-Zeit habe sich nach einem „kurzen Aufflammen“ die Hoffnung nicht bestätigt, dass sich die Kunden wieder auf die Vorzüge des stationären Einzelhandels besinnen. Im Gegenteil: „Viele haben aus dem Lockdown den Online-Einkauf als bequeme Möglichkeit beibehalten.“ Und den Preiskampf mit den Internet-Riesen könne man als örtlicher Ladeninhaber einfach nicht gewinnen.

Es fehlen diejenigen, die gezielt nach Bad Tölz zum Shoppen kommen.

Die Tölzer Marktstraße wirke zwar häufig voll. „Aber oft ist das Flanieren nur ein Schlechtwetterprogramm für Touristen“, meint von der Wippel. „Es fehlen diejenigen, die gezielt zum Shoppen nach Tölz kommen.“ Wer online einkaufe, der müsse nicht im Stau stehen, keinen Parkplatz suchen und laufe auch kein Risiko, einen Strafzettel zu kassieren. In Bad Tölz sei zwar die Menge der vorhandenen Parkplätze „prinzipiell in Ordnung“, so der 41-Jährige. „Aber bei den bequemsten Parkplätzen im Zentrum fällt schnell mal ein Teil für Baustellen weg“, stellt er fest.

(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Die Kritik des Einzelhandels an der strengen Parküberwachung ist altbekannt, ebenso wie die Forderung nach – zumindest für eine gewisse Zeit – kostenlosem Parken. „Offenbar ist die Erkenntnis noch nicht gereift, dass man sich als Einkaufsstandort vermarkten muss“, urteilt der 41-Jährige.

Aber auch die Immobilien-Eigentümer „spielen eine ganz große Rolle, ob der Standort Fußgängerzone eine Zukunft hat“, sagt von der Wippel. Gerade wer ein individuelles, inhabergeführtes Geschäft aufmachen wolle, könne sich die Miete kaum noch leisten. Auch sei oft das Risiko zu groß, wenn im Vertrag eine zu lange Mietdauer festgeschrieben sei.

Kritik an Handyläden in der Tölzer Innenstadt

Besonders schmerzhaft für die Marktstraße sei zuletzt die Schließung des Edeka gewesen. Klar, einen Optiker brauche man schon auch in der Innenstadt. „Aber nur Optiker und Handyläden sind keine Frequenzbringer.“ Insbesondere für Mobilfunkanbieter sei ein Schaufenster in der Innenstadt nichts anderes als eine „teure Werbefläche“. „Das funktioniert aber auch nur so lange, wie die Marktstraße noch belebt ist. Dieses Bewusstsein sollte auch bei den Vermietern da sein.“ Hier zu sensibilisieren und aufzuklären, sei mit Aufgabe des städtischen City-Managements.

Leicht habe er sich den Entschluss nicht gemacht, sagt von der Wippel. „Ich weiß, dass mein Vater mit viel Herzblut dabei war.“ Peter von der Wippel jun. selbst blickt auf 25 Jahre im Einzelhandel zurück – mit 16 begann er seine Ausbildung bei „Sport Schuster“ in München. Jetzt aber ist er mit seiner Entscheidung im Reinen. „Es ist der richtige Zeitpunkt, um selbstbestimmt schließen zu können.“ Seinen zwölf Mitarbeitern – meist Teilzeitkräfte – habe er kündigen müssen. Manche würden nun den Ruhestand antreten, um die anderen ist ihm nicht bange: Erfahrene Mitarbeiter seien überall im Einzelhandel stark gefragt. Und er selbst habe Lust, noch etwas Neues zu lernen.

Noch keine neue Nutzung für Räume von „Sport Peter“ bekannt

Außerdem bleibt er mit seinem zweiten Laden „Stadt Land Fluss“ in der Marktstraße präsent. Dieses Geschäft, das Outdoor-Bekleidung und Zubehör anbietet, habe eine klare Zielgruppe: Kunden, denen Nachhaltigkeit, fairer Handel und soziale Verantwortung wichtig sind. Diese Klientel könne und wolle auch für persönliche Beratung und das Einkaufserlebnis etwas tiefer in die Tasche greifen. „Ob sich mit diesen Kunden allein eine Fußgängerzone am Leben halten lässt, ist eine andere Frage“, räumt von der Wippel ein.

„Sport Peter“ bleibt für den Räumungsverkauf noch mindestens bis Jahresende geöffnet. Auch frische Winterware komme noch einmal herein, sagt der Inhaber. Wie es danach mit den 400 Quadratmetern Ladenfläche weitergeht, ist ihm derzeit nicht bekannt. (ast)

Auch interessant

Kommentare