„Die AfD würde mich remigrieren“: Wolfratshauser plant Demo gegen Rechts
Ein Lichtermeer war die Theresienwiese - nächste Woche soll Wolfratshausen leuchten. Martin Lorenz plant einen Protest - auch aus persönlicher Betroffenheit.
Wolfratshausen – Seit 37 Jahren lebt Martin Lorenz in Deutschland. Und er sieht auch wenig Veranlassung, daran etwas zu ändern. Politisch aktiv ist er bisher nicht gewesen. Aber das möchte er jetzt ändern. „Ich wäre einer von den Menschen, die die AfD remigrieren will.“ Der 40-Jährige hat sich immer wohlgefühlt in Deutschland. Dann kam das Geheimtreffen hochrangiger AfD-Politiker, Neonazis und solventer Geldgeber ans Licht, bei dem unter anderem über massenhafte Ausweisungen gesprochen wurde – auch von Menschen, die schon seit Jahren in Deutschland leben oder gar einen deutschen Pass haben.
„Seit ich gehört habe, was da gesprochen worden ist, war für mich klar, dass ich auch auf die Straße gehen muss, dass ich auch protestieren will.“ Lorenz war in München bei den Protesten dabei und beteiligte sich vor einer Woche an der Demo gegen Rechtsextremismus in Geretsried.
Seit Wochen ziehen deutschlandweit Demonstrationen durch Straßen und Städte. Sie stellen sich gegen Remigrationspläne und andere rechtsextremistische Ansichten. „Ich hoffe, dass dieser Protest nicht einfach wieder aufhört, dass es nicht wie ein kurzer Shitstorm ist, den in ein paar Wochen alle vergessen haben.“ Denn der 40-Jährige, der in Polen geboren wurde, „kann es nicht akzeptieren“, dass erneut im Geheimen Pläne für die Vertreibung von Millionen Menschen aus der Bundesrepublik ausgetauscht wurden.
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Lorenz wuchs in Augsburg auf, hat dort sein Abitur gemacht. Heute ist er Lehrer für Mathematik und Religion an einer Münchner Realschule. In Wolfratshausen und Geretsried hat er eine kleine Initiative mitbegründet. „Wir zusammen für Demokratie“ hat sich die Gruppe genannt – ein Arbeitstitel, wie Lorenz betont. Aber einer, der gut beschreibt, was die Männer und Frauen bewegt. Alle zwei Wochen möchte die Initiative Menschen auf die Straße bringen. Vielleicht im Wechsel zwischen Wolfratshausen und Geretsried. So ist es zumindest einmal gedacht.
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Am Freitag, 16. Februar, soll die erste Demonstration dieser Art in der Loisachstadt stattfinden. Mit Lichtern und Kerzen wird der Tross dann durch die Stadt Wolfratshausen ziehen – vergleichbar mit der Lichtermeer-Demonstration auf der Münchner Theresienwiese am Sonntagabend. „Brennen für Demokratie und Vielfalt“ nennen Lorenz und seine Kollegen den Protest. Dass sich die Teilnehmer – sie werden gebeten, hell leuchtende Warnwesten zu tragen – bewegen, hat System: „Wir wollten nicht, dass es nur Reden gibt, alle herumstehen und danach wieder nach Hause gehen.“
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Stattdessen seien „kleinere, abwechslungsreiche, informative und teilweise sportliche Demonstrationen“ angedacht, wie aus der Einladung hervorgeht. Dann würden die Veranstaltungen auch weiterhin interessant bleiben.
Für den ersten Protestzug rechnen die Veranstalter mit 100 Teilnehmern. „Wie viele es am Schluss wirklich werden, weiß ich nicht“, sagt Lorenz. Die Teilnehmer marschieren vom Marienplatz über den Obermarkt, Johannisgasse, Sauerlacherstraße, am Floßkanal und die Bahnhofstraße zurück zum Marienplatz. Dort ist gegen 19 Uhr der Abschluss geplant.
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