Atombombe im All: USA misstrauen Putin trotz Dementi

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Putin ist nach eigenen Angaben „kategorisch gegen“ nukleare Weltraumwaffen. Der US-Geheimdienst ist skeptisch. Auf der Erde wird weiter aufgerüstet.

Moskau – Eine Einschätzung US-amerikanischer Geheimdienstbeamter zu durch Russland geplanten nuklearen Weltraumwaffen setzte die Welt in Aufregung. In einem Treffen mit dem russischen Verteidigungsminister Sergei Shoigu erklärte Präsident Wladimir Putin nun, er sei „kategorisch gegen“ nukleare Waffen im Weltraum und würde den Weltraumvertrag von 1967 beachten. Die USA bleiben misstrauisch.

Der Vertrag, welcher die Bewaffnung des Weltraums inklusive nuklearer Optionen verbietet, wurde auf Basis einer Erklärung der Vereinten Nationen vereinbart und ist von einem Großteil aller Staaten signiert und ratifiziert. „Wir fordern nicht nur die Einhaltung der bestehenden Vereinbarungen, die wir in diesem Bereich haben, sondern wir haben mehrfach vorgeschlagen, diese gemeinsamen Anstrengungen zu verstärken“, erklärte Putin laut von der New York Times zitierten russischen Staatsmedien.

Aufrüstungsdoktrin im Weltraum nicht praktikabel – Würde Putin zerstören, um der Zerstörung willen?

Weltraumwaffen würden Putin erlauben, die Starlink-Satelliten zu stören, durch die die Ukraine zwischen Regierung und Militär kommuniziert. Die Waffen wären nicht für städtische Ziele oder irdische Militärbasen gedacht. In dem Briefing des USA-Geheimdienstes hieß es, es könne noch dieses Jahr zum Abfeuern solcher Waffen kommen – wenn nicht echt, dann zumindest als Attrappe, ohne über dessen (Un-)Echtheit aufzuklären. Joe Biden hätte laut BBC bereits „direktes diplomatisches Engagement mit Russland“ zu der Bedrohung angeordnet und die USA plante bereits an Gegenmaßnahmen.

Russischer Präsident Wladimir Putin mit russischem Verteidigungsminister Sergei Shoigu.
Die beiden russischen Regierungsmitglieder halten daran fest, im Weltraum keine Nuklearwaffen nutzen zu wollen. Auf der Erde gilt währenddessen: Aufrüstung. © ALEXANDER KAZAKOV / POOL / AFP

Während auf der Erde aufgerüstet wird, könnte Putin jedoch glauben, dass die Aufrüstungsdoktrin der „gegenseitig zugesicherten Zerstörung“, also des Friedens durch eine Pattsituation, im Weltall nicht funktioniert. Ein Angriff auf Satelliten könnte eine Kettenreaktion von Kollisionen im Weltraum auslösen. Der US-amerikanische Geheimdienst bleibt trotz allem skeptisch, nicht zuletzt aufgrund Russlands Tendenz, Vertragsverpflichtungen zu missachten. In dem an Nato-Mitgliedsstaaten verteilten Bericht hieß es laut New York Times, dass die bloße Idee massiver Erschütterung durch nukleare Weltraumwaffen für den russischen Präsidenten den Verlust eigener Satelliten wert sein könne.

Der New York Times zufolge gaben US-amerikanische Beamte aber an anderer Stelle Unsicherheiten in der eigenen Analyse zu. „Wir haben nichts davon, und sie wissen, dass wir das nicht haben, aber sie machen trotzdem Lärm“, erklärte der russische Verteidigungsminister laut Reuters bei dem Treffen mit Putin. Es gebe Shoigu zufolge zwei Gründe für diesen Lärm: für Gelder im Ukraine-Krieg und für einen Dialog über strategische Stabilität. In dem zweiten Punkt geht es wahrscheinlich um den New START-Vertrag, der die Anzahl der Waffen der USA und von Russland limitiert und in zwei Jahren ausläuft. John Kirby, der Sprecher des Weißen Hauses, lehnte die strategische Annahme für Ukraine-Hilfsleistungen laut BBC ab.

Diskussionen über Weltraum – Reelle Aufrüstung auf Erden: Putin setzt Zeichen für nukleare Verteidigung

Während über potenzielle Weltraumwaffen diskutiert wird, setzte Putin auf der Erde klare Zeichen für die Wichtigkeit eines nuklearen Arsenals in Russlands Verteidigung. Bei einem Besuch einer Luftfahrtfabrik stieg Putin in einen Tu-160M-Bomber, einen der modernsten in der russischen Flotte. Der Bomber ist so konzipiert, dass er bis zu zwei Dutzend nukleare Waffen tragen könnte. Andere mögliche Errungenschaften Putins, die sich noch in Entwicklung befinden, ist ein nuklearer Torpedo, der ohne menschliche Kontrolle den Pazifik überqueren könnte.

Wenn auch im Luftraum unwahrscheinlich, dann scheint zumindest auf der Erde das klassische Verständnis von Sicherheit durch Aufrüstung wieder angekommen zu sein. Auch auf der Seite einer Vielzahl der Nato-Mitgliedsstaaten wurde der generelle Wunsch nach Kriegstüchtigkeit wieder beliebter. Sollte Putins Tu-160M-Bomber tatsächlich irgendwann gegen Nato-Staaten zum Einsatz kommen, würde der Verteidigungsschlag nach Artikel Fünf der Nato-Charter schnell folgen. (lismah)

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