„Keine Kontakte zur Erdogan-Regierung“ - Umstrittene Dava-Gruppierung will auch bei Bundestagswahl antreten

„Wir wollen uns erst einmal auf die Europawahlen konzentrieren und schauen, inwieweit wir unser Wählerpotenzial mobilisieren können“, sagte Dava-Chef Teyfik Özcan (53) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. „Anschließend wollen wir uns bundesweit etablieren. Wir gehen momentan davon aus, dass wir zur Bundestagswahl im kommenden Jahr antreten werden.“ Derzeit sei die „Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch“ (Dava) noch eine politische Vereinigung. „Aber es ist längerfristig geplant, Dava in eine Partei umzuwandeln.“

Özcan sagte: „Wenn ich die ganzen positiven Zuschriften als Indikator nehme, dann gehe ich fest davon aus, dass wir ins Europaparlament einziehen werden.“ Dava lege einen Fokus auf Wähler, die sich in Deutschland zu Minderheiten rechneten. „Wir haben analysiert, wie groß unser Potenzial sein könnte unter Menschen, die sich zu einer ethnischen oder religiösen Minderheit in Deutschland zählen. Da liegen wir bei fünf Millionen potenziellen Wähler, ohne autochthone Deutsche dazu zu zählen.“ Der Dava-Vorsitzende wies erneut Vorwürfe zurück, die neue Gruppierung sei der verlängerte Arm Erdogans in Deutschland. „Wir haben keine Kontakte zur Erdogan-Regierung oder zu anderen ausländischen Regierungen“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Chef der Türkischen Gemeinde in Deutschland hält Dava-Gruppierung für chancenlos

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, hält die Dava-Gruppierung (Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch), die zur Europawahl antreten will und angeblich der türkischen Regierungspartei AKP nahesteht, für chancenlos. „Ich sehe da keinen Grund zur Panik“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Eine Partei, die nur nach ethnischen Kriterien gegründet wird und sich nur auf ethnische Fragen konzentriert, hat auch nur eine marginale Funktion.“ Im Laufe der Zeit werde sie ihre politische Arbeit wieder beenden, vermutet Sofuoglu. „Ich sehe jedenfalls nicht, von welchen Wählern diese Partei bei der nächsten Bundestagswahl fünf Prozent der Stimmen bekommen sollte.“

Er fügte hinzu: „Allerdings hinterlassen die etablierten Parteien hier eine Lücke. Nach der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts, die viele Menschen nutzen werden, gilt es, Angebote zu machen, um diese Menschen zu gewinnen.“