Schockerbock als Medizin und „Germania im Märchenland“: Schockerberg begeistert auch bei Jubiläum
Drei Mal ausverkauft: Zum 25. Jubiläum des Schongauer Schockerbergs gab die CSU alles: Nach wochenlangen Proben erschienen alle Bösewichte dieser Welt persönlich im Jakob-Pfeiffer-Saal. Wird Germania noch gerettet?
Erst mal gab es eine Riesensauerei. Verantwortlich: CSU-Chef Oliver Kellermann höchstpersönlich. Zum 25. Jubiläum des Schongauer Schockerbergs brauchte er am Freitag gefühlt 25 Schläge, bis er das Fass Starkbier angezapft hatte, da konnte auch Braumeister Markus Langer nicht mehr viel retten. Was soll‘s: Zuprosten zum Auftakt der Riesengaudi kann man sich auch mit einer gehörigen Portion Schaum im Glas, und Putzlappen sind schließlich zum Benutzen da.
Der Politprominenz die Leviten zu lesen, das fällt in das Fach eines Fastenpredigers. Nicht nur der Nockherberg hat einen Allgäuer Grantler, auch der Schockerberg. Kalle Kalbitzer, der mittlerweile ins Ostallgäu gezogen ist, sorgt als Bruder Blatero wieder dafür, dass man auch bei der CSU etwas zu lachen hat, wobei nicht allen Zuschauern seine Vergleiche schmeckten. Da kommen die Stadträte als Verbrecher ums Eck oder Landrätin Andrea Jochner-Weiß als „weiße Massai von Wielenbach“, die Schulen in Togo eröffnet, dafür Krankenhäuser in Schongau schließt.

Bei Bürgermeister „Falk von der Langeweile“ muss man aufpassen, was man sagt, am Ende landet das alles vor Gericht. Der SPD-Rathauschef muss insgesamt ordentlich einstecken. „In Schongau wird alles durchgefalkt, nur nicht öffentlich besprochen und dann die Ergebnisse präsentiert – so geht es nicht“, mahnt Bruder Blatero. „Traut euch mehr Öffentlichkeit zu und mehr Transparenz, eure Vorgesetzten sind eure Wähler.“ Im Hinblick auf die anstehenden Kommunalwahlen im kommenden Jahr rät der Fastenprediger dem amtierenden Rathauschef, mehr unterwegs zu sein. „Wie willst du denn so Landrat werden? Die Schongauer musst halt schon auf deine Seite bringen, wenn du in Weilheim Landrat werden willst.“ Was übrigens noch nicht heißt, dass der Landkreis schon bereit ist „für einen Mann als Landrätin“. Und wer wohl in Schongau dann Bürgermeister wird? „Am Ende ist es eh die Schade“, so der Tipp von Bruder Blatero. Erst aber müssen sich die Schongauer als Stadtratskandidaten bewerben: „Wenn sie es nicht selbst machen, dann macht es halt einer von den anderen Deppen.“
Als Braumeisterin empfiehlt sich Marianne Porsche-Rohrer: „Mit meiner schwarzen Gesinnung soll es wohl gelingen, ein schwarzes Bier zustande zu bringen.“ Wie immer in Reimform und komplett frei gesprochen, wünscht sie sich den Schockerbock als tägliches Lebenselixier, damit es allen Schongauern besser geht.

Schockerbock künftig auf Rezept
„Apotheker könnten ihn als Arznei verkaufen, und die Leute müssten nicht ständig zum Doktor laufen.“ Den Schockerbock gibt es bei Porsche-Rohrer künftig auf Rezept. Die Schockerbock-Pillen sind nicht nur für Krankenhaus-Chef Thomas Lippmann gut (sie schmecken köstlich und sorgen für eine wahre Patientenflut). Die Landrätin liebt den Schockerbock mit Vanilleeis. Und Harald Kühn trinkt den Schockerbock mit Milch vermischt, „meint jeder, man hätt‘ ihm Milchkaffee aufgetischt“.
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Nach einem Jahr Pause war Markus Wühr wieder dabei, der als Luigi aus Alto Adige aus dem Leben eines Bergbauern erzählt und überhaupt recht wundersame Begegnungen hat. Mit Frauen, die gerne Kartoffelsamen hätten oder wissen wollen, welche der Kühe jetzt die Milch mit 3,5 Prozent Fettanteil gibt und welche die mit 1,5 Prozent. Luigi schimpfte über die Helikopter-Eltern: „Wenn du früher keine aufgeschlagenen Knie hattest, warst du ein Loser. Und heutzutage kann man sich nicht mal mehr am Klodeckel den Finger einklemmen, weil da ein Dämpfer drin ist.“

„Germania im Märchenland“ war dann der Titel des Singspiels, das auf der großen Nockherberg-Bühne an der Isar mindestens ebenso gut funktionieren würde wie im 300 Besucher fassenden Jakob-Pfeiffer-Saal am Lech. Wenn an der Spree mal ein neuer Merz gesucht wird, könnte man durchaus in Schongau nachfragen, Luitpold Braun beherrscht die Rolle als „Fritze“ besser als der wohl künftige Unions-Bundeskanzler selbst. Aber zuerst einmal muss man an der Zwergenkoalition vorbei, dem lästigen gelben Zwerg „Chrissi“ (Oliver Kellermann als Christian Lindner), dem grünen „Robert“ (Max Bertl als Robert Habeck) und den beiden roten Zwergen „Olaf“ (Michael Reith als Olaf Scholz) und dem Impfspritzen-schwingenden „Karli“ (Thomas Henneke als Karl Lauterbach). Schneewittchen „Germania“ (Anna Eberle) verzweifelt geradezu an ihrer WG mit den Ampelzwergen und isst den von „Angela“ vergifteten Apfel.

Wie Germania wieder zum Leben erwecken? Wer bekommt das Land? „Bärchen Wladi“ wird von den Hexen „Sarah“ mit falschem „h“ (Barbara Bertl als Sahra Wagenknecht) und „Alice“ (Lena Eberle als Alice Weidel) in den Saal geführt. Putin zeigt rasch sein wahres Gesicht und seine stählerne Brust (genial: Singspiel-Co-Autor Michael Eberle). Alle Bösewichte dieser Welt, ob nun „Team Putin“ oder Trump (Robert Stöhr) – alle wollen Germania für sich gewinnen. Als Retter der Lage rauscht „Fritze“ am Stahlseil durch den Saal, gelenkt von „Maggus“. Daniel Blum, der als Sprecher durch den Abend führt, hält auch Merz fest an der Leine. Und spätestens, wenn Braun als „der Kanzler der Herzen“ nach der Melodie von „Der Goldene Reiter“ zu merzen beginnt, ist kein Halten mehr. Wer wohl am Ende den Sängerwettstreit gewinnt und Germania wieder zum Leben erweckt? Vielleicht gar „Mister Singspiel“?
Sängerwettstreit um Germania
Musikalisch durch den Abend führt beim 25. Schockerberg – erstmals auf der Bühne 1997, aber mit Pausen – die Schongauer Stadtkapelle, am Freitag unter der Leitung von Patricia Graf. Die Hohenfurcher Feuerwehrkapelle macht wieder den Abschluss – diesmal mit Osterhasenohren und Weihnachtsmannmützen. Da wird fröhlich gegendert (“Wir wollen keinen Bock, wir wollen eine Goaß“). Und Trinksprüche können sie auch, die Hohenfurcher: „A Goaßenmaß und a Pris, in Bayern braucht‘s kein Cannabis“. Die Feuerwehrkapelle sorgt sich um das Wohl der Instrumente, kümmert sich um „Verhaltensregeln für ehrenamtliche Musikinstrumentenbediener“ – ganz im Sinne von „schmerzfreiem Schlagen der Trommel“. Und damit jeder seinen Humor auf seine Art und Weise ausleben kann: „Flachwitze sollten auf Augenhöhe kommen, und nicht unter der Gürtellinie ausgespielt werden.“

Natürlich fehlt auch nicht die Anspielung auf die Berichterstattung in den Schongauer Nachrichten. Um mögliche „Nazi-Probleme“ zu vermeiden, legen die „Mädels im Hühnerhof“ jetzt vorsichtshalber keine braunen Eier mehr, „nicht, dass das gegen uns verwendet wird“, so Kommandant Jürgen Fischer. Die Hühner haben die Eierfarbe ab sofort auf bunt umgestellt. „Dass wir hier immer noch auftreten und die Heimatzeitung doch noch gelesen wird, zeigt, wie tolerant wir in Hohenfurch sind.“ Weit reicht die Toleranz aber nicht: Wenn er, nach Rio Reiser, der „König von Schongau“ wär: „Ich hätt‘ eine eigene Polizei, die lassen keine Peitinger nei“.