Lanz und Messner: Zwei Lichtgestalten im Tölzer Kurhaus
Mit Markus Lanz und Reinhold Messner hatte das Tölzer Wunderfalke-Festival zwei Lichtgestalten des Entertainments zu bieten. Bei ihren Vorträgen war das Kurhaus ausverkauft.
Bad Tölz – Der bekannte ZDF-Fernsehmoderator Markus Lanz ist bei seinen prominenten Gesprächspartnern aus Politik und Wirtschaft gefürchtet. Er eckt gerne an und lässt ihnen keine Allgemeinplätze, Widersprüche und Ausflüchte durchgehen. Das Publikum im ausverkauften Kurhaus lernte den „anderen Markus Lanz“ kennen. Der berichtete von seinen vielen Reisen in den kalten und eisigen, das halbe Jahr in ständige Nacht getauchten Teil unseres Planeten: nach Lappland, Grönland, Kanada, Alaska und zu beiden Polen – und zu den Menschen, die unter großen Entbehrungen in dieser extremen Welt ausharren. Er besuchte auch das indigene Volk der Inuit, landläufig Eskimos genannt. Lanz begegnete diesen Menschen mit großem Respekt. Er machte zum Beispiel deutlich, wie viel Weisheit ihr Verständnis der Welt prägt, mit dem sie die „zivilisierten“ Völker mit ihrem hemmungslosen Konsum und ihrer Umweltzerstörung geradezu beschämen.
Hintergründe über die Inuit
Er zeigte aber auch, wie die junge Generation der Inuit heute am Verzweifeln ist und hochgradig alkohol- und suizidgefährdet ist, weil sie im Internet erfährt, was sie in der anderen Welt da draußen versäumt. Für verweichlichte Wohlstandsbürger fast unerträglich sind Markus Lanz‘ Bilder von den hygienischen Umständen ihres kargen Lebens: wenn sie etwa nach der mühsamen und gefährlichen Robbenjagd die Tiere mitten in ihrem „Wohnzimmer“ zerlegen und deren rohes Fleisch und Blut verzehren. „Grönland hat keine Vegetation. Sie wissen deshalb auch nicht, was zum Beispiel Brot ist“, erklärt Lanz. Aber man könnte leicht ins Grübeln kommen, ob der Auftritt eines millionenschweren Prominenten in ihren elenden Behausungen nicht auch etwas Voyeuristisches hat.

Messner zum sechsten Mal in Bad Tölz
80 Jahre und kein bisschen leise ist Reinhold Messner, der immer noch die mediale Präsenz und das Rampenlicht sucht, weil seine Leistungen als Bergsteiger und Abenteurer „zwei Seiten haben: die Tat und das Narrativ“, also die Erzählungen, Einordnungen und Deutungen darüber. Dazu gehört, dass er auch den Menschen Messner hinter der Fassade seziert. In letzter Zeit hat er sich sogar nicht gescheut, sein schmerzliches, aber doch höchst privates Zerwürfnis mit seinen Kindern nach außen zu kehren.
Am Sonntag gastierte er zum sechsten Mal beim Wunderfalken-Festival im Tölzer Kurhaus. Wieder war sein Auftritt lange im Voraus ausverkauft. Bei Messner gleicht kein Vortrag dem vorausgegangenen, in denen er auf verschiedene Weisen seine Welt und den Alpinismus buchstabiert hat. Ganz anders war diesmal, dass er seine 36 Jahre jüngere Frau Diane mit auf der Bühne hatte. Und beide machten deutlich, wie sie den durchaus „schwierigen“ Messner „gerettet“ und ihm großen Rückhalt gegeben hat.
„Gegenseitiger Respekt, Liebe und Verzicht“
Beim Kennenlernen vor sechs Jahren – da war er psychisch ziemlich angeschlagen – war seine erste Frage: „Kannst Du kochen?“ Sie erlebt ihn als einen „Sinn-Bilder und -Finder, der motiviert und inspiriert“. Das vollzieht sich natürlich längst wechselseitig. „Gegenseitiger Respekt, Liebe und Verzicht“ seien auch die Pfeiler ihrer Beziehung, und gemeinsam möchten sie in ihrer Stiftung das historische Erbe des Alpinismus bewahren. Dazu gehören auch Messners nachhaltige Care-Projekte in Pakistan und Nepal.
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Das Wunderfalke-Festival hatte am Wochenende noch vier weitere Veranstaltungen mit namhaften Autoren, darunter Julian Janssen und seine Partner mit ihren bekannten Kinder-Wissenssendungen im Fernsehen. Veranstalter Steffen Heyn war „insgesamt super zufrieden. Auch dieser Termin für Kinder und Familien war wieder ausverkauft. Wir verstehen die Resonanz unseres Publikums als Anerkennung und ein großes Dankeschön“. (Rainer Bannier)