„Kein Trendthema, bittere Realität“: Informationen für Frauen zur Altersvorsorge – Rente wird nicht reichen
Das Thema ist so unbequem wie unausweichlich: Wer sich im Alter nicht einschränken möchte, muss früh vorsorgen. Denn die gesetzliche Rente wird nicht reichen. Im Landratsamt gab es daher einen Workshop zu Finanzplanung und Altersvorsorge speziell für Frauen.
Bad Tölz – Frauen stärken Frauen, so lautet das übergeordnete Ziel der neuen Veranstaltungsreihe „Frauen-Freitag“. Das Projekt mit fünf Workshop- und Vortragsnachmittagen ist eine Kooperation des Kreisbildungswerks und des Landratsamts. Am vergangenen Freitag drehte sich alles um die Themen Finanzplanung und Altersvorsorge. Finanziert wurde der Vortrag aus Mitteln des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz und durch die Unterstützung des Clubs Soroptimist International Isartal.
Frauen-Freitag: Thema Finanzen und Altersvorsorge
Investment-Coach Sandra Ernst aus Windischeschenbach war mit ihrem Workshop „Planen Sie Ihre finanzielle Zukunft – Ein umfassender Blick auf die Altersversorgung“ nach Bad Tölz gekommen. Insgesamt 20 Frauen aller Altersstufen – von Anfang 20 bis über 70 – verfolgten die Ausführungen im großen Sitzungsaal des Landratsamts. Der Fokus der Veranstaltung lag auf den Themen Grundlagen der Altersvorsorge, Ermittlung der individuellen Versorgungslücke sowie Chancen des Vermögensaufbaus.
Gesetzliche Rente wird nicht reichen
Eine circa 60-jährige Teilnehmerin aus Lenggries sagte vor Beginn: „Ich stehe auf eigenen Beinen und finde, man kann über Geld und Finanzen gar nicht genug wissen.“ Sie hoffe, Tipps strategischer Art zu bekommen, wie sie ihre bisherige Altersvorsorge verbessern kann. In Sachen Emanzipation in finanziellen Dingen, so ihre Meinung, gebe es in Deutschland noch einiges zu tun. Eine andere Teilnehmerin erklärte, vor Kurzem geheiratet zu haben und schwanger zu sein. „Da stellen sich jetzt natürlich einige finanzielle Fragen, ob man die Konten zusammenlegt, wie man vorsorgt, ob gemeinsam oder getrennt …“
Anfangs erklärte Ernst die Brisanz einer funktionierenden Altersvorsorge: „Selbst die Regierung sagt, die gesetzliche Rente wird nicht reichen.“ Daher müsse man zusätzlich so früh wie möglich Vorkehrungen treffen. Denn: „Geld bringt Freiheit und Selbstständigkeit. Wenn ich Rücklagen habe, muss ich nicht alles mitmachen.“ Die Teilnehmerinnen konnten auf verschiedenen Arbeitsblättern zum einen ihre eigene finanzielle Situation und die Dringlichkeit des Handlungsbedarfs einschätzen und weiter ihre Ziele für die Zukunft definieren.
Altersvorsorge ist sehr individuell
„Es ist unabdingbar, dass sich jede Gedanken über ihre Rentenlücke macht. Sprich, wie groß die Diskrepanz ist zwischen dem, was man im Ruhestand voraussichtlich netto herausbekommt, und dem, was man monatlich brauchen wird.“ Dies sei sehr individuell. „Die einen gehen davon aus, in der Rente weniger Geld zu brauchen. Die anderen wollen viel nachholen, wie etwa Reisen, und sagen, dass sie deutlich mehr Geld brauchen.“ Noch dazu müsse man eine Ungewissheit einkalkulieren: „Niemand von uns weiß, wie lange sein Rentenzustand andauern wird.“ Dies bedeute, dass jede, die sich im Rentenalter nicht einschränken möchte, eine zusätzliche Einnahmequelle braucht. „Altersvorsorge und Anlagen sind also weniger aktuelle Trendthemen als bittere Realität.“
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Daher stellte die Referentin das Schichtenmodell der Altersvorsorge vor. Die erste Schicht stellt die Basisversorgung durch die gesetzliche Rente dar, die zweite Schicht die betriebliche Altersvorsorge, welche freiwillig ist und oft vom Arbeitgeber angeboten wird. Die ebenfalls freiwillige private Vorsorge ist demnach die dritte Schicht. Hier stellte Ernst verschiedene Möglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen vor. Beispielsweise die Riester-Rente, Rürop, Fonds, Immobilien, private Rentenversicherungen, Lebensversicherungen oder ETFs. Sie betonte, dass die Entscheidung, was man hier wähle, sehr individuell sei und es keinen Musterplan gebe. „Es kommt ganz auf die persönlichen Ziele und Lebensumstände an, was am meisten Sinn macht“, sagte die Referentin. Sie persönlich setzte immer auf Varianten mit Flexibilität.
Gemischtes Feedback – Unsicherheiten beim Thema Fonds und ETAs
Fragen kamen besonders bei dem Unterschied zwischen Fonds und ETFs auf, man merkte, dass diesbezüglich bei den Teilnehmerinnen Unsicherheiten bestanden und es in diesen Punkten noch mehr Aufklärungsbedarf gab. Auch mehr als der Vortrag bot. Als Feedback sagte eine Teilnehmerin etwa: „Ich hätte mir hier deutlich mehr Handlungsbeispiele und genauere Informationen zu Anlageoptionen gewünscht.“ Eine andere war froh, die verschiedenen Möglichkeiten aufgezeigt bekommen zu haben
Felicitas Wolf, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, die die Vorträge in Kooperation mit Dorothea Bigos vom Kreisbildungswerk mitorganisierte, sagte: „Einige Ansätze waren sehr wichtig für die Teilnehmerinnen. Nämlich etwas zu tun, und nicht zu hoffen.“ Jedoch habe sie den „Schritt in Beispielen in die Praxis vermisst“.