Der Neue in Freisings Rathaus: Ein „Pragmatiker“, der „Ergebnisse sehen“ will
Karl Raster wird zum Jahreswechsel Rupert Widmann im Rathaus als geschäftsleitenden Beamten der Stadt Freising ablösen. Im Interview erzählt er, wieso er sich für Freising entschieden hat.
Freising – Er ist 39 Jahre alt, lebt in Wolnzach und wird ab 1. Januar 2025 als Nachfolger von Rupert Widmann die Leitung des „Referats 1 Allgemeine Verwaltung und Geschäftsleitung“ übernehmen: Karl Raster. Bereits seit 1. Juli ist er bei der Stadt Freising beschäftigt, bereitet sich auf seine Aufgabe als geschäftsleitender Beamter der Großen Kreisstadt vor. Das Freisinger Tagblatt hat den „Neuen“ befragt.
Ab 2025 sind Sie der neue Leiter des Referats 1 der Stadt Freising, zu dem auch das Hauptamt gehört. Schildern Sie uns doch einmal Ihren beruflichen Werdegang.
Der Werdegang verlief eigentlich recht klassisch für einen Verwaltungsbeamten: Von 2005 bis 2008 Studium zum Diplom-Verwaltungswirt (FH) an der Fachhochschule für den öffentlichen Dienst in Hof, danach berufliche Stationen im Planungsreferat bei der Landeshauptstadt München und danach im Bayerischen Staatsministerium und Kultus. Dann war ich vier Jahre lang von 2011 bis 2015 der Büroleiter des Oberbürgermeister-Büros in der Großen Kreisstadt Germering und zuletzt für neun Jahre geschäftsleitender Beamter der Stadt Mainburg. In dieser Zeit habe ich auch den Masterstudiengang „Public Management“ absolviert. Die Summe der Erfahrungen der letzten Jahre dürfte dann wohl letztlich den Ausschlag gegeben haben, warum die Wahl des Stadtrats auf mich fiel.
Wieso gerade die Stadt Freising? Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt, dass Sie Niederbayern den Rücken gekehrt haben?
Es ist die Vielfalt an Aufgaben, die auf einer solchen Position anfallen. Daneben ist es gerade auch der schnelle Wechsel der Themen, was mich reizt. Die Stadtverwaltung Freising hat dabei eine Größe, bei der man als einzelner Verwaltungsmitarbeiter noch Gestaltungsspielraum hat, und gleichzeitig sind diese Vielfalt, das Tempo und die Komplexität an Aufgaben in einer Großen Kreisstadt so fordernd und interessant, dass es mir – hoffentlich – nicht langweilig auf diesem Posten werden wird.
Welches Spektrum umfasst Ihr Aufgabengebiet? Reichen sechs Monate „Vorlaufzeit“, um in die Fußstapfen von Rupert Widmann zu treten?
Künftig werde ich in meinem Referat für das Hauptamt, das Personal- und Organisationsamt sowie die stadtweite IT zuständig sein. Allerdings ist bei der Geschäftsleitung auch immer eine gewisse Allzuständigkeit beinhaltet: Also bei allem Neuen, für Veränderungen oder für Konflikte, für alles Unplanbare, was zunächst nicht geregelt ist, werden die Fäden in diesem Referat zusammenlaufen. Mein Verständnis der Rolle würde ich gerne so formulieren: Wir, also das gesamte Referat, sind keine Staatskanzlei auf städtischer Ebene, sondern schlicht Dienstleister für die Fachreferate sowie den Stadtrat und nehmen dabei eine koordinierende Rolle für die Stadtverwaltung Freising ein. Und zur „Vorlaufzeit“: Zum Glück sind die offiziellen Gesetze ja überall die gleichen und benötigen kaum Einarbeitungszeit, weil ich hier viel Erfahrung mitbringe. Aber jede Stadt – und auch jede Stadtverwaltung – funktioniert auch nach vielen ungeschriebenen Gesetzen, deren Kenntnis Jahre dauern kann, aber deren Einarbeitung sicher über die Zeit gelöst wird.
Wie gut kennen Sie Freising? Wo sehen Sie die Stärken und wo die Schwächen der Domstadt?
Ich habe das Glück, inmitten des Festjahrs zu „1300 Jahre Korbinian in Freising“ zu kommen und konnte daher schon viele Ausstellungen und Führungen genießen, wodurch ich einen tieferen Einblick in die vielfältige Stadtgesellschaft und Stadtkultur erhalten konnte. Für mich steht Freising für eine traditionelle, altbayerische, aber gleichzeitig innovative Stadt mit einer überdurchschnittlich jungen, kosmopolitischen und umtriebigen Bürgerschaft. Diese Stärke kann zur Schwäche werden, wenn die soziale und technische Infrastruktur – und nicht zuletzt auch die Verwaltung – nicht in gleichem Maße mitwachsen und die Erwartungen der Bürgerschaft nicht mehr erfüllen. Da ist es fortwährende Verpflichtung für Stadtrat und Stadtverwaltung, dass es dazu nicht kommt.
Meine news
Was würden Sie als Ihre Stärken bezeichnen?
Ehrgeiz und Gerechtigkeitssinn.
Und was sind Ihre Schwächen?
Ungeduld.
Hat der neue Hauptamtsleiter denn noch Zeit für Hobbys? Und wenn ja, welche?
In der Freizeit mache ich alles, was mich von einem Schreibtisch fernhält: Viel und weit wandern oder ab in die Berge, Gartenarbeit, handwerken oder lesen.
Mögen Sie noch etwas zum Privatmann Karl Raster verraten?
Privat wohne und lebe ich in der Marktgemeinde Wolnzach. Bei uns im Ort gibt es das althergebrachte Sprichwort: „Es gibt Weiße, Schwarze und Wolnzacher“. Vermutlich ist dieser dörfliche Stolz, bisweilen auch Eigensinn, bei mir noch stark verankert. Aber – positiv formuliert – bekommt die Stadt Freising dadurch auch einen einfachen Pragmatiker, der geräuschlos, sensibel und ausgleichend arbeitet, aber am Ende schon auch Ergebnisse sehen will.