Aus dem Ran-Zapfhahn in Freising kam falscher Kraftstoff

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Abgesperrt und unterbunden: Bei der Freisinger Ran-Tankstelle gibt es aufgrund des Befüll-Fehlers zunächst kein E10. © MIK

Statt E10 haben vor kurzem viele Kunden der Freisinger Ran-Tankstelle Diesel getankt. Schuld ist vermutlich ein technischer Defekt. Jetzt droht ein Motorschaden.

Freising – Einige Kunden der Ran-Tankstelle in Freising sollten auf mögliche Probleme ihres Motors achten. Denn wer vergangenen Sonntag oder Montag dort vermeintlich E10 getankt hat, sollte am besten keinen Meter mehr fahren, einen Abschleppdienst zur nächsten Werkstatt rufen und sich bei der Ran-Zentrale melden. Denn es könnte sich Diesel im Tank befinden, und der verursacht in einem Benziner im schlimmsten Fall einen Motorschaden.

Motor klingt nach dem Tanken komisch

Wenige Meter nach dem Tanken an der Freisinger Ran-Tankstelle klang der Kleinwagen von einer Kranzberger Kundin sonderbar, wie sie dem FT erzählt. Trotzdem sei sie die paar Kilometer noch problemlos nach Hause gekommen. Ihren Verdacht, dass irgendetwas mit ihrem erst kürzlich gekauften Auto nicht stimmt, teilte sie direkt mit ihrem Lebensgefährten und später auch mit ihrem Vater, einem Kfz-Meister. Der ließ das Fahrzeug auslesen und stellte fest: „Falsche Kraftstoffzufuhr“. „Alle sagten, ich hätte falsch getankt. Aber ich war mir sicher, ich habe richtig getankt“, erzählt die 54-Jährige, die lieber anonym bleiben möchte.

Um es den Männern in ihrem Umfeld, die an ihr zweifelten, zu beweisen, verlangte sie nachträglich die Quittung von der Tankstelle, denn Datum, Zapfsäule und Uhrzeit wusste sie noch. Schließlich bekam sie es schwarz auf weiß: Ihr wurde nachweislich E10 berechnet. Im Auto ist, mittlerweile ebenfalls nachweislich, aber Diesel-Kraftstoff. Wie kann das sein?

Technisches System hat versagt

„Da ist falscher Kraftstoff in den Tank gelangt“, bestätigt Patrick Luible von der Firma Südramol, einer Unternehmensgruppe zu der auch die Ran-Tankstellen gehören. Der Fehler muss wohl entstanden sein, als ein Tanklaster am Sonntag die Kammern der Tankstelle neu befüllt hat. „Eigentlich gibt es ein Abfüllsicherheitssystem, das dafür sorgt, dass Kraftstoff nicht in die falsche Tankkammer befüllt werden kann“, erklärt er. Dieses technische System hat offensichtlich versagt, weshalb in den E10-Tank unter der Erde Diesel-Kraftstoff gefüllt wurde. „Den genauen Grund kennen wir selbst noch nicht, demzufolge sind wir noch am Analysieren“, so Luible, der bei Südramol für den Kraftstoffeinkauf zuständig ist. Natürlich ist Kranzbergerin nicht die erste und einzige Kundin, die nun Probleme mit ihrem Auto hat. Luible bestätigt, dass mehrere Kunden betroffen sind, eine genaue Zahl möchte er aber nicht nennen.

„Wir haben das Produkt natürlich sofort gesperrt, als wir davon erfahren haben“, so der Einkäufer. In der Tat sind die Zapfhähne für den E10-Kraftstoff in Freising aktuell mit weiß-rotem Band gesperrt und somit vorerst auch kein E10-Kraftstoff an der Tankstelle erhältlich. Luible gibt zu: „Das Problem ist in unserer Historie noch nie vorgekommen.“ Demnach ist auch das Unternehmen entsetzt. „Uns tut das natürlich furchtbar leid“, sagt er und versichert: „Die Versicherung unserer Spedition wird für die Schäden aufkommen.“ Südramol sei mit betroffenen Kunden im Austausch, es werden weiter Daten von diesen aufgenommen und schließlich an die Spedition weitergegeben. Doch natürlich wird es eine Dunkelziffer an beschädigten Motoren geben.

Weitere Kunden womöglich betroffen

„Die Tankstelle hat keinen Aushang und auch nichts auf ihrer Webseite stehen“, moniert die betroffene Tankstellenkundin. Sie befürchtet, dass viele Kunden nicht davon erfahren, dass ihr Motor nun wegen dem falschen Kraftstoff streikt, weshalb sie sich an das FT wendete. „Wer sich nicht so auskennt oder sein Auto nach dem Tanken erstmal längere Zeit rumstehen hat, der kommt doch da nie drauf, dass es am getankten Kraftstoff liegt“, sagt sie. Eine Kontrollleuchte im Auto, die vor einer falschen Tankfüllung warnt, gebe es ja auch nicht. Zudem hatte sie das Gefühl, von Mitarbeitern und dem Chef der Tankstelle, Eberhard Feldhoff, nicht von Anfang an ernst genommen worden zu sein. Der Tankstellenleiter war aufgrund seines längeren Urlaubsaufenthalts für keine Stellungnahme zu erreichen.

Die 54-Jährige vermutet 10 000 Euro Schaden am Motor. Hinzu kämen Kosten für einen Sachverständigen, der Kraftstoff-Proben aus ihrem Auto nimmt, und Kosten für einen Anwalt. Vor allem ärgere sie der ganze Aufwand, den sie damit hat. „Die von der Zentrale waren sehr nett und haben sich auch entschuldigt“, sagt sie, doch rät sie: „Passt auf eure Autos auf und horcht‘s nei!“

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