800 Menschen gehen in Freising auf die Straße: „Kein Fußbreit dem Faschismus!“
Freising hat sich erneut gegen den Rechtsruck im Land positioniert. 800 Menschen gingen dieses Mal auf die Straße. Mit einer deutlichen Botschaft.
Freising – Ja, den Frust über vieles, was gerade verkehrt läuft in Deutschland, konnten die Redner bei der Kundgebung gegen Rechts am Donnerstag ihren Worten nach verstehen. Aber: „Das darf kein Grund sein, anzufangen, Faschisten zu wählen oder zu unterstützen“, rief Michael Firlus, der Vorsitzende der Jusos Freising, der Menge am Donnerstag auf dem Marienplatz zu. Und es waren zum wiederholten Mal viele, die gekommen waren, um ein Zeichen gegen den Rechtsruck im Land zu setzen. In nur wenigen Tagen hatten die Jusos, die Grüne Jugend und das Bündnis Solidarisches Freising diese Demo organisiert. Überschrift: „Keine Regierungen mit der AfD! Kein Fußbreit dem Faschismus!“ 800 Menschen waren es nach Einschätzung von Freisings PI-Chef Andreas Wegmaier am Ende, die die Reden von Vertreterinnen und Vertretern der drei Initiatoren beklatschten und danach mit bunten Plakaten durch Freisings Innenstadt zogen.
„Wir sind Demokraten. Wir können keine Partei wählen, die an unseren Grundrechten kratzt“, sagte Firlus unter dem Applaus der Menge. Und auch, wenn die schockierenden Ergebnisse bei den Wahlen in Ostdeutschland erzielt worden seien und nicht in Bayern, mache sich dieses Stimmungsbild im Land „auch schon bei uns bemerkbar“. Da seien ein Söder und ein Aiwanger, die rhetorisch am rechten Rand fischen. Und auch in Freising fühlen sich „Rechte bemüßigt, Hauswände mit ihren Parolen zu beschmieren, Leute zu bedrohen und anzugreifen“.

Sophie Emmersberger und Emma Stahl vom Solidarischen Netzwerk Freising zitierten einige besonders bedenkliche Aussagen führender AfD-Politiker. Etwa das von Björn Höcke: „Das Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt.“ Die beiden Rednerinnen waren schockiert darüber, dass nicht einmal solche Aussagen verhindern, dass so viele Menschen die AfD wählen. Die Teilnehmenden an der Demo waren ebenfalls schockiert, skandierten: „Nazis raus!“
Der Rechtsruck sei auch in Freising deutlich spürbar: „Das sehen wir an Nazischmierereien. Oder daran, dass Jugendliche in Freising Böller in ein vietnamesisches Restaurant geworfen haben und dabei rechtsradikale Parolen gerufen haben“, erinnerte Sophie Emmersberger an einen Vorfall Anfang des Jahres. Spätestens das müsse ein Weckruf sein für ein solidarisches Freising, um aufzustehen und laut zu werden. Denn: „Nie wieder ist jetzt. Es ist Zeit zu handeln!“
Den Ball nahm Michael Weindl, Vize-Vorsitzender der Jusos auf: Es sei ein erschütterndes Signal, dass man mit rechten Parolen wieder Wahlen gewinnen kann. „Die AfD und ihre Anhänger stehen für Hass, Hetze und Ausgrenzung. Und auch, wenn sie durch demokratische Wahlen in die Parlamente gekommen sind, macht das aus Nazis noch lange keine Demokraten.“ Die 800 Menschen bekundeten ihre Zustimmung mit donnerndem Applaus. Demokratie bedeute, gegen jegliche Form von Faschismus aufzustehen.

Und das tat eine große Gruppe Menschen am Donnerstag. Darunter auch einige Stadt- und Gemeinderäte aus Freising und dem Landkreis, Freisings 2. Bürgermeisterin Eva Bönig, MdL Johannes Becher, Junge und Ältere bunt gemischt. Alle traten den Beweis an, dass sie, wie Weindl sagte, gekommen waren, „um die Werte einer offenen, solidarischen und gerechten Gesellschaft zu verteidigen“. Denn, so Antonia Riedmair von der Grünen Jugend: „Faschisten liegt nichts an den Menschen vor Ort. Faschisten sind keine Option und nie eine Lösung für irgendwelche Probleme.“
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Und dann setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung. Setzte ein buntes Zeichen gegen Rechts. Dass da am Rande der Kundgebung ein paar verhuschte Gestalten mit kurz geschorenen Köpfen eine zerknitterte Deutschlandfahne hochhielten und sich schnell davonstehlen wollten, als sie von Polizeichef Andreas Wegmaier zur Rede gestellt wurden, war nur eine Randerscheinung.