Mehrwertsteuer: Viele Wirte geben höhere Preise weiter
Der Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie ist zurück bei 19 Prozent. Viele Wirte geben die höhere Steuer an die Kunden weiter. Dehoga-Sprecher Hans Vogel verweist auf die Politik.
Landkreis – Die Gastronomie schaut mit Bangen auf das neue Jahr. 2024 müssen wieder 19 statt sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen gezahlt werden und niemand weiß so recht, wie die Kunden reagieren. Doch eines ist sicher: billiger wird es nicht, wenn man heuer Essen gehen will. Vor allem in der speiselastigen Gastronomie werden die Preise nach oben gehen“, heißt es aus dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Dort geht man davon aus, dass das erste Viertel Jahr wegweisend wird. Dann werde sich zeigen, ob die Preisaufschläge angenommen werden und nicht eine „Pleitewelle für kleinere Betriebe droht“.
Wirtesprecher sieht Politik in der Pflicht
Hans Vogl, Dehoga-Kreisvorsitzender und Wirtesprecher im Landkreis, hätte sich deshalb dringend ein Einlenken der Politik gewünscht. Wie berichtet, war der Inhaber des Landgasthofs Altwirt in Großhartpenning im Vorfeld bei einer Demo in Rosenheim, bekam Rückenwind von CSU-Abgeordnetem Alexander Radwan und warnte, die Preise würden durch die Decke gehen. Dass genau das trotzdem passiert, sei nicht der Wille der Wirte, betont Vogl. „Der Staat will zwölf Prozent mehr – nicht wir.“ Ihm bleibe bei der Weitergabe des Aufschlags keine Wahl. „Ich kann nicht zwölf Prozent mehr abdrücken und dann nur fünf Prozent hochgehen“, betont der Wirt.
Zu viel Umsatz habe er schon in der Pandemie verloren und zu viel Geld habe er privat nachschießen müssen. Auch die Idee, kleinere Portionen zu servieren, hält Vogl für nicht zielführend. „Die Leute sind seit 20 Jahren zufrieden mit der Menge – da schieße ich mir ja ins eigene Knie.“ In der Praxis würde deshalb etwa das Kalbsschnitzel – im Altwirt bisher noch bei unter 20 Euro – nun etwas mehr kosten. Doch die nötigen Preisaufschläge seien nicht das einzige Problem. „Wir wissen überhaupt nicht, was unsere Lieferanten machen“, sagt Vogl. Lkw-Maut, CO2-Steuer, teurere Kraftstoffe für Landwirte – die Preise hingen derzeit in der Luft. „Man muss schauen, wie’s weitergeht.“
Wirte wollen Reaktionen der Kunden abwarten
Auch Peter Hubert, Wirt vom Bräustüberl in Tegernsee, will erst mal abwarten, wie die Kundschaft reagiert und ob sie durch Schlagzeilen von „Preisexplosionen im Gastrogewerbe“ nicht zu sehr verschreckt ist. Hubert setzt auf den Faktor Zeit. „Wir haben weder im Bräustüberl noch in der Schlosswirtschaft die Preise erhöht. Wir lassen jetzt das Neue Jahr mal anlaufen und werden dann entscheiden wie und ob wir erhöhen.“ Nach wie vor kostet die Halbe Bier beim ihm im Bräustüberl 3,10 Euro. Hier dürfte sich zumindest steuerlich nichts ändern. Denn Getränke haben schon seit Jahren einen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent.
Den erhöhten Satz weitergegeben hat von neun zufällig im Internet ausgewählten Betrieben im Tal, deren Speisekarten online gestellt sind, bislang nur einer: Martin Frühauf in der Saurüsselalm über Bad Wiessee. Der Wirt spricht auf Anfrage von einer „Mischkalkulation von zehn bis zwölf Prozent mehr über die komplette Speisekarte“. So kommt, dass die „Currywurst mit ofenfrischen Kartoffelspalten“ statt 13,90 Euro im neuen Jahr nun 15,90 Euro kostet, was „etwas mehr als zwölf Prozent“ Aufschlag sind. Bei den „kälbernen Fleischpflanzerl“, angehoben von 18.90 auf 21,00 Euro, liege man indes „bei knapp zwölf Prozent“.
Meteora in Miesbach setzt auf Mischkalkulation
Auf eine solche Mischkalkulation setzt auch Athanasios Antonion, Wirt des griechischen Restaurants Meteora in Miesbach. Er verzichtet zunächst auf eine Preiserhöhung, verkauft aber auch Mitnahmegerichte zum gleichen Preis, die weiterhin nur mit sieben Prozent besteuert werden. „Am Anfang klappt das hoffentlich“, sagt Antonion. „Später muss ich aber wohl auch erhöhen – der Unterschied in der Steuer ist keine Kleinigkeit.“
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Gasthof zur Post hat Preissteigerungen nicht umgesetzt
Ähnlich geht es Petra Spiegler, Wirtin des Gasthofs zur Post in Warngau. Sie verzichtet derzeit noch auf eine Preiserhöhung. „Das heißt aber nicht, dass ich es ausschließe.“ Aktuell komme sie mit den niedrigeren Preisen noch klar. Ob das in zwei bis drei Monaten noch so ist, könne sie nicht abschätzen. Dann könnte das Schnitzel statt 14,90 Euro rund 16 Euro kosten. Für Speisen zum Mitnehmen verlangt sie aktuell noch die gleichen Preise.
Vor der Mehrwertsteuersenkung war das anders: Da waren to-go-Gerichte noch etwas günstiger. Das könnte in einigen Monaten wieder der Fall sein. „Es kann sein, dass dann wieder mehr Leute ihr Essen zum Mitnehmen holen“, vermutet Spiegler. Sie will die Lage zunächst beobachten und auch nicht die gesamte Karte teurer machen.