Abwinkler Hof reckt weiter sein Haupt
Die Abbrucharbeiten auf dem Areal des Abwinkler Hofs sind in vollem Gange. Bis Ende Januar sollen sie abgeschlossen sein. Um den charakteristischen Mittelteil des Gebäudes und das zugehörige Fischerhäusl müssen die Wiesseer allerdings nicht bangen: Sie bleiben – wie geplant – bestehen.
Bad Wiessee – „Wir wollen den einzigartigen Charakter des Grundstücks erhalten“, macht Alexander Khayat deutlich. Seine Firma Patrono Projekt aus Grünwald hatte das Areal in Abwinkl mit den geschichtsträchtigen Gebäuden Ende 2020 erworben, im Sommer 2022 wurden erstmals die Planungen für das Gelände öffentlich: Wie berichtet, sollen hier nach den Entwürfen von Architekt Christof Lampadius drei Neubauten mit Ferienwohnungen entstehen. Der Kernbereich des Abwinkler Hofs und das denkmalgeschützte Fischerhäusl – deren Anbauten inzwischen abgerissen sind – werden kernsaniert.
Falschmeldung sorgt für Verwirrung
Etwas Verwirrung hatte ein Bericht in der Dezember-Ausgabe des Wiesseer Gemeindeboten gestiftet, in dem es fälschlicherweise hieß, dass der Abwinkler Hof „mit seinem charakteristischen Walmdach und den gemütlich anmutenden Gauben“ leider aus dem Wiesseer Ortsbild verschwinden werde. Das hatte auch für eine Nachfrage in der Wiesseer Bürgerversammlung gesorgt. Schon damals gab Bürgermeister Robert Kühn (SPD) Entwarnung: Der markante Hauptteil des Gebäudes bleibe wie angekündigt erhalten.
„Mischung aus Tradition und Moderne“
Für die drei neuen Gebäude kündigt Khayat rein optisch eine „Mischung aus Tradition und Moderne“ an. Neben den Ferienwohnungen soll es auf dem Gelände auch wieder eine öffentlich zugängliche Gaststätte geben. Wo genau diese entstehen werde, wisse man derzeit noch nicht, sagt Khayat. Fest steht allerdings, dass das Restaurant im Altbestand unterkommen werde. „Es soll eine Gastronomie für Tag und Abend werden“, sagt der Geschäftsführer der Bauträger-Firma. Das zu hören, wird die Wiesseer freuen: Immer wieder werden in der Gemeinde derzeit Klagen laut, weil es zu wenig Gastronomie-Betriebe gebe.
An die Historie anknüpfen
Mit einer Gaststätte im Altbestand würde man übrigens an alte Zeiten anknüpfen. In dem denkmalgeschützten Häusl sei bereits ab 1860 ein öffentlicher Bierausschank genehmigt gewesen, heißt es in dem Historien-Bericht im Gemeindeboten. Der spätere Abwinkler Hof selbst wurde demnach 1933 als Gaststätte Albrecht errichtet. Im Laufe der Jahre wurde das Gebäude unter anderem an die renommierte Hotelfachschule David Speiser vermietet, später beheimatete es erneut eine Gastronomie sowie Personalwohnungen für den Medical Park St. Hubertus. Zuletzt waren im Abwinkler Hof vorübergehend Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht, ehe die Bagger anrückten.
Wann für das Gelände die neue Ära anbrechen wird, ist noch unklar. Das hängt laut Khayat auch vom Genehmigungsverfahren ab. Sein Wunsch wäre es aber, bis Mitte nächsten Jahres mit den Bauarbeiten beginnen zu können. Als Erstes müsse dann die geplante Tiefgarage errichtet werden, möglicherweise könne man parallel dazu auch mit der Sanierung des Bestands beginnen.
Fischerhäusl eingehaust
Seiner Verantwortung für die historischen Gebäude ist sich Khayat dabei nach eigenen Worten voll bewusst. Um das Fischerhäusl vor äußeren Einflüssen und den Auswirkungen der Abbrucharbeiten zu schützen, wurde es eingehaust. „Es ist eines der ältesten Baudenkmäler in Bad Wiessee, wenn nicht im Tegernseer Tal“, weiß der Bauherr. Die Rückbauten rund um den Komplex seien daher stets in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde erfolgt, versichert Khayat. Er zeigt sich überzeugt: Wenn alle Arbeiten abgeschlossen seien und das neue Ensemble auf dem Grundstück stehe, „wird das architektonisch eine Besonderheit sein“.