Kommentar: SOS Marktstraße! – Standort durch Ladenschließungen massiv geschwächt
Erst der Edeka, dann „Oisam 49“ und „Sport Peter“: Nach einer Reihe von Schließungen muss Bad Tölz aufpassen, dass seine Marktstraße nicht in eine Abwärtsspirale gerät.
Bad Tölz – Die bevorstehende Schließung von „Sport Peter“ ist ein Verlust für die Marktstraße. Das Traditionsgeschäft ist doch genau das, was die Fußgängerzone braucht: ein inhabergeführter Laden, individueller und persönlicher als eine Filiale einer anonymen Kette, aber auch nicht zu speziell. Zuvor hatte bereits die Schließung des Frequenzbringers Edeka den Standort massiv geschwächt. Dazu kam das Ende des „Oisam 49“ – nun gibt es noch einen Grund weniger, um für alltägliche Erledigungen in die Stadt zu kommen.
Tölz sollte Marktstraße hüten wie ihren Augapfel
Zeit für einen Notruf: „SOS Marktstraße!“ Es ist nicht zu unterschätzen, was für ein Kapital die Marktstraße für Bad Tölz darstellt. Hier schlägt das Herz der Stadt, sie ist das Tölzer Wahrzeichen und Postkartenmotiv schlechthin. Diesen Schatz sollte die Stadt hüten wie ihren Augapfel.
Man sollte auch nicht alles schlecht reden an der Innenstadt. Im Vergleich zu manch anderer Ortschaft dieser Größenordnung gibt es schon noch eine Reihe schöner kleinerer Geschäfte, dazu das Kaufhaus Rid, die Parfümerie Wiedemann, den Müller-Markt, mehrere handwerkliche Bäckereien und als seltenen kulturellen Reichtum gleich drei Buchhandlungen. An schönen Tagen ist die Marktstraße voller Menschen, die die Straßencafés bevölkern. Christkindl- und Ostermarkt ziehen Massen an.
Shopping-Meile für Hörgeräte und Brillen
All das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen: Vollbepackt mit Einkaufstaschen sieht man die Leute eher selten durch die Marktstraße flanieren. Am vollsten ist es sonntags, wenn die Menschen bei halbscharigem Wetter einen kleinen Spaziergang machen und die Geschäfte geschlossen haben. Eine richtige Shopping-Meile ist die Fußgängerzone eigentlich nur mehr für Kundschaft, die auf der Suche nach Brillen oder Hörgeräten ist. Die Leerstände im „Starnbräu“ und im ehemaligen Edeka sind klaffende Wunden im Herzen der Stadt.
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Es heißt jetzt wirklich: Aufpassen, dass sich die Abwärtsspirale nicht immer schneller dreht. Die Hausbesitzer müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein, an wen sie vermieten und zu welchem Preis – sonst ist die jetzige Top-Lage ihrer Immobilie bald keine mehr.
Meine news
Rathaus und Kunden sind gefordert
Und auch die Stadt ist gefordert. Natürlich hat das Rathaus nur begrenzt Einfluss, welche Geschäfte sich wo ansiedeln (können). Aber sie kann zum Beispiel mit Parkraum-Politik, Veranstaltungen, Netzwerken, Marketing oder auch Gestaltung des öffentlichen Raums die Rahmenbedingungen setzen. Nicht zuletzt sind die Kunden gefragt, weniger Amazon oder gar Temu, sondern lieber den örtlichen Einzelhandel zu stützen. Alle zusammen sollten auf die Alarmglocken hören. (ast)