„Niemand freut sich über eine Verspargelung“: Windkraft in Gaißach denkbar

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Im Bereich „Geigen“ kommt Windkraft in Gaißach in Betracht. © Jens Büttner

Der Gaißacher Gemeinderat diskutiert mögliche Standorte für Windräder. In Betracht kommen die „Geigen“. Das Gebiet ist jedoch kaum erschlossen.

Gaißach – In der Vergangenheit sah es danach aus, dass die Silhouette der Alpenberge für den Bau von Windrädern nicht infrage kommt. Doch das Wind-an-Land-Gesetz der Ampelregierung besagt, dass Bayern bis 2027 rund 1,1 Prozent seiner Landesfläche als Vorranggebiet für Windkraftanlagen ausweisen muss, bis 2032 sogar 1,8 Prozent. Das schafft eine neue Ausgangslage.

Windatlas: Gaißacher „Geigen“ als mögliche Fläche für Windkraft

Für Windkraftanlagen sind Forstflächen besonders interessant, weil es dort naturgemäß sehr viel weniger Bebauung gibt. Und damit ist für die Staatsregierung und die Region 17 jetzt auch der bis zu 1370 Meter hohe, vollständig bewaldete Rücken der Vorberge zwischen Gaißach und Marienstein in den Fokus gerückt

Windkraftkarte der Gemeinde Gaißach
Die Suchräume am Gaißacher Berg, am Greilinger Berg und im Tal des Geigenbaches zwischen Rechelkopf und Luckenkopf sind blau gekennzeichnet, die Bebauung rot, in Rosa und Gelb die Abstandsflächen. Da bestehende Almen nicht eingezeichnet sind, bleibt nach Gaißacher Meinung nur der Bereich der Geigen. © Planungsverband

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Die ins Auge gefassten und entsprechend dem Windatlas geeigneten Flächen liegen nahe am Bergrücken und knapp nördlich davon. Sie befinden sich zum Teil auf Gaißacher Flur, den sogenannten „Geigen“. Diese Standorte sind von Gaißach aus nicht einzusehen, umso mehr dafür aber zum Beispiel von Waakirchen oder vom bekannten Aussichtspunkt Kloster Reutberg aus.

Privateigentümer sollen von Beginn beteiligt werden

Erstmals befasste sich der Gaißacher Gemeinderat in der Sitzung am Dienstagabend mit den möglichen Suchkreisen. „Über eine Verspargelung der Landschaft freut sich hier natürlich niemand, aber es geht jetzt darum, dass alle Gemeinden solidarisch an einer möglichst gerechten Verteilung neuer Windkraftanlagen übers Land mitwirken sollten“, betonte Bürgermeister Stefan Fadinger. Er geht davon aus, dass die markante erste Hauptkette der Alpen zwischen Fockenstein, Brauneck und Benediktenwand für die Windkraft auch in Zukunft tabu bleiben wird.

Bei den in Betracht gezogenen Flächen an den Geigen bestehen kleinteilige Eigentumsverhältnisse mit viel Privatwald. Deshalb ist es für den Gaißacher Gemeinderat wichtig, dass auch die Eigentümer von Anfang an in das Verfahren mit einbezogen werden müssen. Außerdem wies man darauf hin, dass es im besagten Gebiet noch keine geeignete Erschließung gibt. Die müsse aufgrund der topografischen Gegebenheiten wohl von Marienstein (Gemeinde Waakirchen) aus erfolgen. Im ganzen Verfahren werde sich Gaißach deshalb „ganz eng mit Waakirchen abstimmen“.

Erste „Suchkreise“ für geeignete Windkraft-Standorte in dem Gebiet haben Freistaat Bayern und Region 17 bereits gesetzt. Doch es scheint aktuell schwierig zu sein, ein geeignetes Planungsbüro für eine weitere zeitnahe Ausarbeitung einer Planung zu finden: „Die sind aktuell alle stark ausgelastet“, sagte Bürgermeister Stefan Fadinger.

DAV: Natur muss Vorrang behalten

Und was sagt eigentlich der Deutsche Alpenverein zu den Suchkreisen? Der DAV begrüßt in seiner Stellungnahme die Errichtung von Windkraftanlagen, „wenn sie an natur- und landschaftsverträglichen Standorten stehen“. Er betont aber auch „die besondere Schutzwürdigkeit der Alpen“ und fordert deshalb eine „sorgfältigste Abwägung aller Belange“. Windräder dürften „nicht in Schutzgebieten und auf Flächen mit besonderer landschaftlicher Schönheit oder kultureller Bedeutung errichtet werden“.

Benedikt Hirschmann, Vorstand der DAV-Sektion Tölz, sieht das ganz ähnlich: „Wenn das Kosten- und Nutzenverhältnis einer solchen Anlage in einem weniger exponierten Bergwaldgebiet sehr eindeutig ist, kann man das schon in Betracht ziehen.“ Aber: „Die Natur muss immer den Vorrang behalten. Windräder zum Beispiel auf von weither einsehbaren Gipfeln und Graten, das geht natürlich überhaupt nicht.“ (Rainer Bannier)

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