Richtig Abschied nehmen mit dem Dachauer Hospizverein
Jeden Tag so richtig zu genießen, denn irgendwann ist es vorbei – das hat Alicia Schmid bei ihrer Arbeit im Elisabeth-Hospizverein Dachau gelernt.
Dachau - Im Gespräch mit den Dachauer Nachrichten erklärt Schmid, warum die Arbeit der Hospizbegleitung so wichtig ist. Die ganze Familie hat sich ein letztes Mal im Kinderzimmer versammelt. Das tote Kind liegt zugedeckt im Bett. Es ist ein bewegender Moment für die Familie. Allen, die gekommen sind, ist es wichtig, sich noch einmal in vertrauter Umgebung zu verabschieden.
Der Abschied hilft bei der Trauerbewältigung
„Diese Momente des Abschiednehmens sind für die Hinterbliebenen von großer Bedeutung, denn ein gelungener Abschied vom Verstorbenen hilft bei der Trauerbewältigung“, erklärt Lucia Schmid vom Elisabeth-Hospizverein Dachau. Die Dachauerin weiß, wie schwer es vielen Hinterbliebenen fällt, den Tod zu begreifen und zu akzeptieren, dass sich nichts mehr ändern lässt.
Deshalb engagierte sich Schmid jahrelang zunächst ehrenamtlich, später hauptberuflich im Hospizverein, um den Sterbenden zu unterstützen und ihm das Leben auch in der letzten Phase so lebenswert wie möglich zu machen. Vor kurzem ist die 64-Jährige in den Ruhestand gegangen, doch ganz aufhören will sie nicht. Zu wichtig ist ihr die Arbeit des Hospizvereins. „Diese Arbeit erfüllt mich einfach“, sagt sie. Deshalb will sie in naher Zukunft auch wieder als ehrenamtliche Hospizbegleiterin einsteigen.
Die Hospizbegleitung wird von qualifizierten Ehrenamtlichen übernommen, die zuvor im Rahmen einer intensiven Schulung fast ein Jahr lang Abendkurse und Wochenendseminare besucht hatten. Die Menschen, die sich für diesen Kurs entscheiden, kommen aus unterschiedlichsten Alters- und Gesellschaftsgruppen und bringen dabei ganz verschiedene Voraussetzungen mit.
Der Tod ist immer noch ein Tabuthema
„Doch der Tod ist immer noch ein Tabuthema, über das nur selten gesprochen wird“, erklärt die Dachauerin. Niemand möchte sich gerne mit dem Sterben auseinandersetzen. Und genau hier setzt der Hospizverein an: Er begleitet Sterbende und deren Angehörige und gibt ihnen das Gefühl, in dieser schwierigen Situation nicht allein zu sein. „Für die Menschen ist es enorm wichtig zu wissen, wohin sie sich mit ihren Fragen wenden können“, betont Schmid.
Sie selbst habe das Thema Tod früher weitgehend gemieden. Die Berührungsängste waren zu groß. Doch im Laufe der Jahre wurde ihr bewusst, dass die einzige Gewissheit im Leben der Tod ist. „Deshalb ist mein Ansatz, jeden Tag so zu leben, als wäre es der letzte – ganz ohne negative Gedanken,“ erklärt Schmid. Und auch wenn der Tod nichts Schönes mit sich bringt, blickt sie auf viele emotionale, gute und intensive Momente mit den Patienten und deren Angehörigen zurück.
Bei der Sterbebegleitung stehen die Wünsche und Bedürfnisse des Erkrankten im Mittelpunkt. Es geht nicht nur darum, die Patienten zu pflegen, sondern ihnen durch persönliche Betreuung die nötige Aufmerksamkeit zu schenken und Zeit mit ihnen zu verbringen. „Oft reicht es schon, einfach gemeinsam Fußball zu schauen, eine Runde spazieren zu gehen oder einfach zuzuhören,“ erklärt Schmid.
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Das größte Problem für viele ist die Einsamkeit
Denn das größte Problem ist für viele das Thema Einsamkeit. „Häufig haben ältere Menschen in den Pflegeeinrichtungen niemanden mehr, der sie besuchen kommt“, erzählt die Hospizbegleiterin. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein sind und nicht vergessen werden. Es ist auch schon vorgekommen, dass sich der Zustand der Patienten wegen der kleinen Aufmerksamkeiten verbessert hat.
„Es ist jedoch auch wichtig zu verstehen, dass jedes Sterben unterschiedlich ist“, betont Schmid. Manche Patienten kämpfen bis zum letzten Moment und klammern sich an das Leben, da die Angst vor dem Tod sie überwältigt. Andere hingegen verdrängen das Sterben und schieben die Gedanken daran weit von sich. „In solchen Fällen ist es entscheidend, die Ängste und Sorgen der Betroffenen nicht zu verstärken, sondern einfach für sie da zu sein“, fügt Schmid hinzu.
Für die Zukunft wünscht sich Schmid, dass die Menschen wieder mehr Rücksicht aufeinander nehmen und sich gegenseitig unterstützen. Sei es der Einkauf für die hilfsbedürftige Nachbarin, die Reparatur des kaputten Fahrrads eines Bekannten oder einfach der Besuch bei den eigenen Großeltern. „Es sind die kleinen Dinge, die einen Unterschied machen können“, betont Lucia Schmid.
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