Wie man ein Vorstellungsgespräch in 90 Sekunden meistert

Die oft zitierte Regel, dass man nur sieben Sekunden für den ersten Eindruck hat, hält Michael Chad Hoeppner, Professor an der Columbia Business School, für etwas zu eng gefasst. Doch auch er betont gegenüber CNBC: „Der Anfang ist enorm wichtig“. Bewerber hätten rund 90 Sekunden Zeit, um das Interesse des Gesprächspartners zu wecken – und wie man spricht, sei dabei entscheidend.

Erzählen statt aufzählen im Bewerbungsgespräch

Statt trockener Fakten rät Hoeppner zu lebendigen, persönlichen Geschichten. Gerade offene Fragen wie „Erzählen Sie etwas über sich“ seien ideale Gelegenheiten, sich als Kandidat zu positionieren: „Man hat bei solchen Fragen großen Spielraum und kann sie in fast jede Richtung lenken“.

Sein Tipp: Antworten sollten mit klaren, bildhaften Anekdoten beginnen – so bleiben sie besser im Gedächtnis.

Bewerbungsgespräch Absage
Junge Frau erhält bei einem Bewerbungsgespräch eine Absage (Symbolbild). Getty Images/skynesher

Körpersprache nicht vergessen

Ein häufiger Fehler vieler Bewerber: Sie verändern aus Nervosität ihre Stimme und wirken dadurch monoton und steif. „Sie sprechen in einem gleichförmigen Ton, vermeiden Gesten und starren ununterbrochen nach vorne“, erklärt Hoeppner. Besser sei es, mit entspannter Haltung, dosierter Gestik und natürlichem Blickkontakt zu punkten.

Diese Fähigkeit sei nicht nur im Bewerbungsgespräch entscheidend: Auch brillante Mitarbeiter blieben im Job oft auf der Strecke, weil sie ihre Ideen nicht überzeugend vermitteln könnten.

Laut üben schafft Souveränität im Bewerbungsgespräch

„Der einzige Weg, besser zu sprechen, ist laut zu üben“, sagt Hoeppner. Er empfiehlt die Methode des „loud drafting“ – also das mehrfache, laute Beantworten offener Fragen. Anfangs werde es holprig klingen, aber durch Wiederholung gewinne man an Natürlichkeit, so der Experte.

Denn viele Bewerber schrieben sich Antworten auf und klängen beim Vortragen unnatürlich. „Wie wir sprechen, unterscheidet sich vom Schreiben“, sagt Hoeppner – und warnt vor „einer Flut an gestelztem Wortmüll“.

„Die Frage wird sein, wessen Ideen Aufmerksamkeit bekommen“

Gerade mit Blick auf die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz sieht Hoeppner einen klaren Vorteil bei jenen, die überzeugend auftreten können: „Die Frage wird sein, wessen Ideen Aufmerksamkeit bekommen.“

Sein Rat: Im Alltag regelmäßig Gespräche führen, Small Talk pflegen, Videoanrufe nutzen – und so die „Sprechmuskeln“ trainieren.

Bewerbungsfrust mit Happy End: So bekam Dominik doch noch eine Chance

Wie wichtig gute Kommunikation und Eigeninitiative im Bewerbungsprozess sind, zeigt der Fall des 16-jährigen Dominik aus Bayern. Nach rund 30 Absagen auf Ausbildungsplätze gab er entmutigt auf – bis seine Mutter seine Geschichte auf Facebook teilte. Der emotionale Post verbreitete sich schnell und führte zu zahlreichen neuen Chancen und Vorstellungsgesprächen.

Der Fall zeigt: Mit der richtigen Präsentation und einem überzeugenden Auftreten lassen sich selbst scheinbar aussichtslose Situationen noch wenden.

4 häufige Fehler, die Sie im Bewerbungsgespräch vermeiden sollten

Arbeitspsychologe Tomas Chamorro-Premuzic nennt typische Stolperfallen, die Bewerber kennen sollten:

  • Zu viel reden: Strukturierte, kurze Antworten wirken oft professioneller als ausschweifende Erklärungen.
  • Brutale Ehrlichkeit: Schwächen sollten ehrlich, aber stets lösungsorientiert kommuniziert werden.
  • Überheblichkeit: Wer zu sehr prahlt, wirkt schnell unsympathisch – besser sind konkrete, belegbare Beispiele.
  • Fragen ignorieren: Wer keine Rückfragen stellt, signalisiert Desinteresse. Besser: gezielte Fragen zur Rolle oder zum Unternehmen vorbereiten.