Die Diskussion um Windräder wird oft erbittert geführt. Doch wie verhält es sich mit einzelnen Befürchtungen? Wichtige Fakten mit dem Versuch einer Einordnung.
„Demokratie lebt vom Dialog“, so Stefan Eibl, Vorstand der Sonnensegler Bürgerenergiegenossenschaft. „Es ist wichtig, dass wir uns auch bei unterschiedlichen Auffassungen respektvoll begegnen und gemeinsam nach Lösungen suchen.“ Und die Fakten sprächen eine klare Sprache: Wind- und Solarenergie seien nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich attraktiv. „Wir wollen eine faktenbasierte Diskussion starten“, sagt Stefan Eibl.
77 Windräder im Landkreis geplant?
77 Windräder im Landkreis geplant: Diese Aussage sorgt immer wieder für Aufregung. Was aber steckt hinter dieser Zahl? Fakt ist: Die Zahl 77 gibt an, wie viele Windräder angesichts des Verbrauchs in der Region notwendig wären - nicht, wie viele wirklich derzeit geplant sind. Wenn ein Teil des Stroms über Leitungen aus dem Norden käme, bräuchte man natürlich weniger Windräder. „Wir haben den Verbrauch des Landkreises über alle Energieträger ermittelt“, erklärt Falk-Wilhelm Schulz, Vorstandsvorsitzender der Sonnensegler. Daraus wurde ein Gesamtstromverbrauch ermittelt. „In einer überschlägigen Struktur sind dann weitere 77 Windräder und 600 Hektar Photovoltaik notwendig sowie sechs Geothermiebohrungen mit Wärmenetzen“, so Schulz. In diesem Modell wäre der Landkreis lediglich bilanziell voll versorgt, nicht aber zu jeder Viertelstunde und er würde auch noch nicht die großen Städte wie München beliefern.
Steigen die Strompreise?
Eine aktuelle Studie des Fraunhofer ISE zeige, dass Solarstrom immer günstiger wird und bereits seit einiger Zeit mit Strom aus konventionellen Kraftwerken konkurrieren kann, so Eibl: „PV- und Onshore-Windenergieanlagen sind mit Kosten von 4,1 bis 9,2 Cent pro Kilowattstunde unter allen Kraftwerkstypen die kostengünstigsten Technologien in Deutschland.“ Die Kosten für Solar- und Windkraftanlagen seien in den vergangenen Jahren drastisch gesunken: Die entscheidende Wende sei mit dem Eneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) im Jahr 2000 in Deutschland gekommen, infolgedessen die Produktion für Windkraftanlagen und PV-Anlagen hochgefahren wurde.
Auswirkungen auf Vögel?
Zwar kursierten hartnäckig Gerüchte über negative Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt. „Die Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt fallen im Vergleich zu konventionellen Energieerzeugungsanlagen kaum ins Gewicht“, sagt Eibl. Denn die Bedrohung durch den Klimawandel sei für viele Vogelarten weitaus größer als die durch Windkraft.
Windkraftanlagen trügen entgegen den Behauptungen maßgeblich zur Reduzierung von CO₂-Emissionen bei: Forscher der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie Studien der Fachhochschule Münster zeigen, dass es in Deutschland durchschnittlich nur 6 bis 14 Monate dauert, bis eine Windkraftanlage so viel CO₂ einspart, wie bei ihrer Herstellung freigesetzt wurde.
Sinken die Grundstückspreise?
Studien zu den Grundstückswerten in der Nähe von Windkraftanlagen belegen, dass der Bau der Anlagen zwar vorübergehend zu einem Rückgang in Höhe von ein bis drei Prozent in unmittelbarer Nähe führen könne. Dieser Effekt sei jedoch marginal und nivelliere sich in der Regel innerhalb kurzer Zeit, so Eibl. „Langfristig überwiegen die positiven Effekte für die Region“: Durch die Beteiligung der Kommunen und Bürger an den Erträgen der Windparks würden betroffene Anwohner zu aktiven Nutznießern der Energiewende. Im Vergleich dazu hätten Faktoren wie Verkehr oder Lärmbelästigung durch andere Infrastrukturen wesentlich größere und nachhaltigere Auswirkungen auf die Immobilienwerte.
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Was sagt die Wirtschaft?
Gerade das größte Flächenland Bayern sei aufgrund seiner industriellen Struktur auf günstige Energiepreise angewiesen. Viele Verbände, darunter auch die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw), fordern ein höheres Ausbautempo bei den erneuerbaren Energien. Insbesondere mittels Windkraft soll die Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Wirtschaft sichergestellt werden. „Für unsere Gewerbetreibenden und die Industrie sind langfristig niedrige Strompreise ein Standortfaktor, den wir mit einem Ausbau der Windkraftanlagen vor Ort sicherstellen können - und das unabhängig von geopolitischen Interessenslagen“ so Stefan Eibl weiter.
Einnahmen auf dem Land?
Der Bau von Windkraftanlagen biete Gemeinden eine Gelegenheit, ihre finanzielle Situation zu stärken und gleichzeitig einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die Gemeinde Fuchstal (Kreis Landsberg) sei dabei ein Vorbild: Mehrere Windenergieanlagen sorgten für Pachteinnahmen, Gewerbesteuern und direkte Gewinnbeteiligungen und finanzierten somit lokale Projekte. Bürgerenergiegenossenschaften ermöglichen es den Einwohnern zudem, sich direkt an der Energiewende zu beteiligen und von den Erträgen der Anlagen zu profitieren.
Wer sind die Sonnensegler?
Die Sonnensegler wurden 2021 gegründet, um eine selbstbestimmte Energieversorgung im Landkreis Fürstenfeldbruck auf Basis erneuerbarer Energien in Bürgerhand zu sichern. Fast 500 Genossenschaftsmitglieder mit knapp 1000 Anteilen setzen sich für die Planung und den Bau eigener Windkraft- und Solaranlagen ein, die in Zusammenarbeit mit Bürgern Gemeinden realisiert werden sollen.
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Eine Übersicht über die aktuellen Planungen enthält dieser Beitrag.