Sparkassen-Neubau und vier Wohnhäuser: Vorschlag der Regierung zum Projekt „völlig aus der Zeit gefallen“

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Ein Parkhaus statt Tiefgarage schlägt die Regierung von Oberbayern in der Südost-Ecke des Grundstücks vor. © Hans-Helmut Herold

Vier Wohngebäude sind im Schongauer Westen geplant, plus Neubau der Sparkassenfiliale. Auf Unverständnis stieß ein Vorschlag der Regierung von Oberbayern.

Schongau - Im Jahr 2022 war das Vorhaben der Sparkasse Oberland erstmals vorgestellt, im Juni dieses Jahres der Entwurf des Bebauungsplans Nr. 99 „Südlich der Oskar-von-Miller-Straße“ präsentiert worden. Geplant ist, die bestehende Sparkassen-Filiale sowie das markante Terrassenwohnhaus in Schongau-West abzureißen. Stattdessen sollen auf dem 6800 Quadratmeter großen Gelände im Bereich zwischen Marktoberdorfer, Schönlinder und Oskar-von-Miller-Straße vier neue Wohngebäude mit jeweils drei Geschossen entstehen.

Die neue Sparkassen-Filiale soll zweigeschossig werden. Viel Lob hatte es bisher gegeben für den Entwurf, zum einen, weil sich das markante Dach der Sparkassenfiliale auch im Neubau wiederfinden soll. Zum anderen war von den Mitgliedern des Bau- und Umweltausschusses positiv hervorgehoben worden, dass die Planung „luftig“ und die Nachverdichtung somit maßvoll sei. Auch Bäume und Grünfläche sollen erhalten werden.

Nutzung regenerativer Energien

Einstimmig erfolgte nun auch der Satzungsbeschluss für den neuen Bebauungsplan. Zuvor mussten die Mitglieder des Bauausschusses jedoch die eingegangenen Stellungnahmen von Behörden und Privatleuten abwägen. Seitens der Stadtwerke Schongau kam der Hinweis, dass derzeit im Rahmen des Wärmetransformationsplans überprüft werde, ob das Grundstück zukünftig mit Fernwärme versorgt werden könne – ein möglicher Fingerzeig sicher auch für weitere Wohnbauprojekte im Schongauer Westen.

Die Regierung von Oberbayern fordert zumindest die Teilversorgung der Wohngebäude durch die Nutzung regenerativer Energien, dies müsse festgeschrieben werden. Auf den Wohngebäuden sollen Solaranlagen installiert werden, erläuterte Stadtbaumeister Sebastian Dietrich hierzu.

Das Sachgebiet Städtebau der Regierung von Oberbayern befürwortet die Nachverdichtung, hätte aber gerne die Bestandsgebäude erhalten, und zwar mit Blick auf die „graue Energie“, jene Energie, die für die Lagerung oder Entsorgung alter Baumaterialien benötigt wird.

Parkhaus statt Tiefgarage?

Außerdem wurde vorgeschlagen, statt der großzügigen Tiefgarage ein oberirdisches Parkhaus zu bauen, und zwar in der Südost-Ecke des Grundstücks. Als Begründung wird von der Regierung unter anderem der Emissionsschutz angegeben. Der Vorschlag, statt einer Tiefgarage ein Parkhaus zu bauen, ist völlig aus der Zeit gefallen“, monierte Bettina Buresch (Grüne). „Wie kann man heute ein Parkhaus fordern, das ist gerade zu absurd, zumal weder die Stadt noch der Planer das wollen.“

Planzeichnung des Bebauungsplans Nr. 99 „Südlich der Oskar-von-Miller-Straße.
Die Planzeichnung des Bebauungsplans Nr. 99 „Südlich der Oskar-von-Miller-Straße“. © Landschaftsarchitekt Michael Haas

Im Entwurf des Bebauungsplans war die Südost-Ecke der Fläche ganz bewusst freigehalten worden, um das Sichtdreieck zur denkmalgeschützten Kirche Verklärung Christi zu erhalten, wie es im Juni geheißen hatte. Diese Überlegung berücksichtigte die Regierung jedoch nicht.

Angeregt wurde aber, statt der oberirdischen Parkplätze zwischen den vier Wohngebäuden eine Freifläche anzulegen. Geprüft werden solle außerdem, ob man gemäß der Untersuchung im Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept ISEK auf dem Grundstück einen öffentlichen Spielplatz anbieten könne.

Anwohner geben Stellungnahme ab

Im Südwesten ist ein Lärmschutzwall vorgesehen. Buresch befürchtete, dass dort ein Hohlweg entsteht, dass die Bürger wie durch eine Art „einsame Schlucht“ gehen müssten. Der Weg diene der Erschließung des Grundstücks, so der Stadtbaumeister. „Daher wird er vielleicht belebter, als er jetzt ist.“ Man wolle aber eine gute Beleuchtung anregen. Und der Wall solle in der Höhe begrenzt werden.

Auch Bürger meldeten sich zu Wort, und zwar Anwohner, deren Grundstück nordwestlich an das Plangebiet angrenzt. Sie sorgen sich um den bisherigen Charakter der Fläche, die sie als parkähnliche Landschaft mit viel Grünflächen sowie reichhaltigem Bewuchs mit verschiedensten Baumarten sowie Büschen und Unterholz beschreiben.

Dieser Gebietscharakter habe positive Auswirkungen auf das örtliche Klima und den Wasserhaushalt und biete einen Lebensraum für bedrohte Tierarten. Sie fordern, dass die Rotbuche unbedingt erhalten werden müsse.

Außerdem beklagen die Anwohner eine mangelnde Kommunikation des Vorhabenträgers Sparkasse Oberland. Bisher sei gegenüber den hauptsächlich betroffenen Nachbarn keinerlei Information zum Vorhaben erfolgt. „Dies ist umso mehr befremdlich, als wir doch eine in unseren Augen gute Nachbarschaft pflegen“, werden die Anwohner in den Unterlagen zur Abwägung zitiert. Auch eine Lärmbelästigung durch die oberirdischen Parkplätze befürchten sie und wünschen sich eine Verlegung.

Parkplätze nicht störend

Dem Schutz von Tierarten werde Rechnung getragen, versicherte Stadtbaumeister Dietrich. Er sah keine „Vernichtung innerörtlichen Habitats“, sondern Bemühungen, nicht die ganze Fläche zu verdichten, auch wenn einige Bäume und Sträucher entfernt würden. Dietrich: „Eine Änderung der Planung ist nicht angezeigt.“ Einige wohnungsnahe Stellplätze seien notwendig, laut Lärmschutzgutachten würden dadurch jedoch keine wesentlichen Emissionen auf benachbarte Grundstücke verursacht.

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