Aus Angst vor Putin: Polens Schulen führen Schießunterricht als Pflichtfach ein
Polen fürchtet einen Konflikt mit Russland. Neben der Aufrüstung der Armee bereitet das Land seine Bevölkerung vor. Schüler absolvieren nun ein Schießtraining.
Warschau/Skarszewy - Schülerinnen und Schüler in Polen haben seit kurzer Zeit ein neues Pflichtfach: Schießtraining. Auch in der Nikolaus-Kopernikus-Schule in Skarszewy üben die Kinder und Jugendlichen in der Turnhalle. „Der Inhalt des Unterrichts besteht einfach darin, Waffen zusammenzubauen und zu bedienen“, erklärte Schulleiterin Ewa Golinska der Deutschen Welle (DW). Lange Zeit war das Schießtraining freiwillig. Mittlerweile ist es Pflicht.
Das Training bringe einen großen Mehrwert, sagte die Lehrerin: „Ich glaube, es ist eine gute Idee. Denn wir leben ja in unsicheren Zeiten. Also sollten wir uns auch darauf vorbereiten“, sagte Golinska und weiter: „Die Situation der Welt ist wie sie ist.“
Schießtraining in Polen kommt bei Schülern gut an
Damit bezog sich Golinska vor allem auf das imperialistische Russland. Polen fühlt sich spätestens seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges bedroht von Kremlchef Wladimir Putin - auch, weil russischen TV-Propagandisten Polen immer wieder mit Angriffen drohen.

Seit Jahren rüstet der deutsche Nachbar unter Präsident Donald Tusk sein Militär auf. Zuletzt kaufte Polen Dutzende US-Kampfhubschrauber und erhielt neue Panzer aus Südkorea. Polen investiert knapp vier Prozent seines Bruttoinlandsproduktes in die Verteidigung. Das Nato-Land entwickelt sich immer weiter zur Europas stärksten Kampftruppe. Im November schickte Polen einige Kampfpanzer an die russische Kaliningrad-Grenze.
Das Schießtraining kommt bei den polnischen Schülerinnen und Schülern gut an: „Es ist so eine Befriedigung, wenn man ins Ziel trifft“, sagte Schülerin Amelia Labudzka in einem DW-Interview. Ihr Mitschüler Alan Jaron sieht das ähnlich: „Na ja, es macht Spaß zu schießen. Es ist ein cooles Gefühl, wenn man eine Waffe in der Hand hat und etwas damit macht. Nämlich schießen.“
Polnische Schülerinnen und Schüler üben nicht mit scharfer Munition
Auch Jacek Pauli, Bürgermeister in Skarszewy, hat keine Bedenken: „Sie sind nicht zu jung, um hier zu schießen. Denn die Schießleidenschaft wird - wie jede Sportleidenschaft - von klein auf entwickelt. Darum hat das Ministerium die Schießausbildung für alle Schüler angeordnet“, meinte der Lokalpolitiker.
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Die polnischen Schülerinnen und Schüler schießen nicht mit scharfer Munition - sondern mit Lasergewehren und -pistolen. An der Nikolaus-Kopernikus-Schule in Skarszewy hätten sich noch keine Eltern über das Training mit den Waffen beschwert.
Schießtraining in Polens Schulen: Eltern sind stolz
„Wir spüren eine Art Stolz in uns, dass unsere Kinder auf der guten Seite stehen. Dass sie unser Land verteidigen wollen und eine patriotische Einstellung haben“, sagte Monika Stolinska.
Auch im Gymnasium in Lodz schießen Schülerinnen und Schüler. Lehrer Maciej Wozniak unterrichtet sie: „Ich schrecke jedes Mal so zusammen, bei jedem Schuss. Aber es wirkt so, als wäre das für die ganz normal, dass die hier stehen und schießen“, sagte der Lehrer in einem Galileo-Interview bei Pro7. (Jan-Frederik Wendt)