Telefonat zwischen Merz und Trump – Experten haben wichtigen Rat für den neuen Kanzler

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Kanzler Merz telefoniert heute mit US-Präsident Trump. Mögliche Themen: Zölle und die US-Unterstützung für die AfD. Was Experten dem neuen Kanzler raten.

Berlin/Washington – Bundeskanzler Friedrich Merz setzt nach seinen ersten Besuchen in Frankreich und Polen seine weltpolitische Mission fort. Für heute ist ein Telefonat mit US-Präsident Donald Trump geplant. Sein Ziel ist es, Trump von den Vorteilen des Freihandels zu überzeugen und ihn dazu zu bewegen, auf Einfuhrzölle zu verzichten.

Merz-Telefonat mit Trump: Kanzler plant Gespräch über Zölle und Freihandel

„Ich will versuchen, ihm zu erklären, dass wir gerne den Handel erleichtern würden und nicht weiter erschweren“, erklärte Merz in einem Interview mit Welt TV im Hinblick auf das bevorstehende Gespräch mit Trump. In Europa habe man festgestellt, dass offene Grenzen und freier Handel letztlich allen zugutekommen. Obwohl er das Scheitern des Freihandelsabkommens zwischen den USA und der EU (TTIP) bedauert, strebt Merz keine Neuauflage an.

Die Fotomontage zeigt Bundeskanzler Friedrich Merz und US-Präsident Donald Trump. © Bernd Elmenthaler/imago; Alex Brandon/dpa

Merz beabsichtigt, Trump vorzuschlagen, im Zollstreit zwischen Europa und den USA zu einer Einigung zu gelangen. Die beiden Politiker sind sich bisher noch nicht persönlich begegnet, doch spätestens beim Nato-Gipfel in Den Haag Ende Juni soll das nachgeholt werden. Die Frage bleibt, ob der Sauerländer dem unberechenbaren New Yorker Immobilienmogul gewachsen ist, besonders nach dem Debakel um seine Wahl im Bundestag.

Telefonat mit Trump: Das rät eine Expertin Kanzler Merz

Jackson Janes vom German Marshall Fund in Washington, der die deutsch-amerikanischen Beziehungen seit über vier Jahrzehnten beobachtet, sieht Potenzial für Merz, sich gegenüber Trump zu behaupten. Der Kanzler sei zwar neu im Amt, verfüge jedoch über „eine ganze Menge Business-Erfahrung“, unter anderem durch seine frühere Tätigkeit bei der US-Investmentgesellschaft Blackrock.

Janes betrachtet die fehlende Regierungserfahrung von Merz als möglichen Vorteil. Trump, der sich selbst als nicht Teil des politischen „Sumpfes in Washington“ sieht, könnte es schätzen, dass Merz keine politische Vergangenheit belastet. Gemeinsamkeiten, etwa in der Migrationspolitik, könnten ebenfalls von Vorteil sein.

Rachel Tausendfreund von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin rät Merz, trotz des Debakels um seine Wahl im Bundestag keine Schwäche gegenüber Trump zu zeigen. Er könne im Stil des US-Präsidenten argumentieren, er sei nicht bei allen beliebt, weil er „ein starker Typ ist mit starken Meinungen“.

Vor Merz-Trump-Telefonat: Expertin rät Merz davon ab, wegen der AfD Streit zu suchen

Tausendfreund äußert jedoch Zweifel, „ob Merz willens ist, Trump zu schmeicheln und seine Spielchen zu spielen“. Zudem müsse er noch beweisen, dass er über das nötige diplomatische Geschick verfügt. Sie empfiehlt Merz, sich auf zentrale Themen wie Handel und Sicherheitspolitik zu konzentrieren und „nicht als Bittsteller, sondern mit Vorschlägen“ aufzutreten.

In Bezug auf die Unterstützung der US-Regierung für die rechtsextreme AfD hatte Merz angekündigt, Trump zu „ermuntern, die Innenpolitik in Deutschland Innenpolitik sein zu lassen“. Tausendfreund hält dies für keine kluge Strategie und meint: „Darüber würde ich keinen Streit suchen.“

Europa und Ukraine-Krieg: Äußerungen von Trump-Vize Vance dürften Kanzler Merz erleichtern

Kurz vor dem Telefonat deutet sich ein Sinneswandel der USA im Ukraine-Krieg an. Bei einer Tagung in Washington, zu der die Münchner Sicherheitskonferenz eingeladen hatte, sagte US-Vizepräsident JD Vance: „Die Russen fordern zu viel.“ Auch Trump hat zuletzt vermehrt Kritik an Russlands Präsident Wladimir Putin geübt.

Vance betonte zudem, dass die USA und Europa nicht gegeneinander ausgespielt werden könnten. Beide seien im selben Team. Versöhnlich fügte er hinzu, dass nicht nur Europa, sondern auch die USA „ein bisschen zu bequem in der Sicherheitsarchitektur der vergangenen 20 Jahre geworden“ seien. Diese gemeinsamen Herausforderungen müsse man zusammen angehen. Das dürfte auch Bundeskanzler Merz beruhigen. (grmo)

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