Ziel Tschassiw Jar – Putin setzt Datum für Einnahme von ukrainischer Stadt
Russland plant im Ukraine-Krieg offenbar einen Meilenstein: Die Frontstadt Tschassiw Jar soll eingenommen werden – und das bis zu einem symbolträchtigen Tag.
Tschassiw Jar – Russland rückt im Ukraine-Krieg in der Ukraine weiter vor. Angesichts der unablässigen russischen Angriffe hat die Ukraine daher ihre Verteidigung im Osten bei der Frontstadt Tschassiw Jar nahe Bachmut nach eigenen Angaben verstärkt. Es seien zusätzliche Waffen und Drohnen dorthin geschickt worden, gab Armeechef Oleksandr Syrskyj am Sonntag bekannt.
Die Lage an der Front im Osten hatte sich nach den Worten Syrskyjs vom Samstag zuletzt „erheblich verschlechtert“. Die strategisch wichtige Frontstadt Tschassiw Jar stehe unter „Dauerfeuer“, teilte er mit. Und das seiner Meinung nach nicht ohne Grund.
Russland will im Ukraine-Krieg wichtige Stadt Tschassiw Jar einnehmen
Russland will die Stadt am Siwerskyj-Donez-Donbas-Kanal einnehmen, und zwar bis zum 9. Mai, ist Syrskyj überzeugt. Er hat die Truppen in der westlich von Bachmut gelegenen Frontstadt kürzlich besucht und berichtete auf Facebook zwar von erfolgreich abgewehrten Angriffen, aber: „Gleichzeitig bleibt die Bedrohung bestehen, da die russische Militärführung ihren Truppen die Aufgabe gestellt hat, Tschassiw Jar bis zum 9. Mai einzunehmen.“

Warum der 9. Mai? An diesem Tag begeht Russland mit opulenten Militärparaden den Tag des Sieges über Nazi-Deutschland. Offenbar vermutet der Kiewer Armeechef, dass Machthaber Wladimir Putin den Anlass nutzen will, um Gebietsgewinne im Ukraine-Konflikt zu verkünden. Laut Syrskyj will Russland ukrainische Verteidigungsanlagen westlich von Bachmut durchbrechen, sich Zugang zum Siversky-Donez-Donbas-Kanal verschaffen und Tschassiw Jar einnehmen. Das schaffe Voraussetzungen für ein weiteres Vordringen in Richtung Kramatorsk.
Krieg in der Ukraine: Weiterhin Waffen gegen Angriffe Russlands benötigt
Das am Ende völlig zerstörte Bachmut war bereits vergangenes Jahr im Mai von den Russen erobert worden, Tschassiw Jar liegt etwa 20 Kilometer westlich davon. Um auf den mutmaßlichen Plan Russlands zu reagieren, seien Maßnahmen ergriffen worden, um die Truppen vor Ort mit Munition, Drohnen und Ausrüstung für die elektronische Kriegsführung „erheblich zu verstärken“.
Russland meldet seit Wochen regelmäßig Erfolge der eigenen Armee in der Gegend um Awdijiwka, während die ukrainische Armee unter den Folgen von Munitionsmangel und Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Soldaten leidet.
Meine news
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte angesichts der schwierigen Lage im Osten vor wenigen Tagen vor einer Niederlage seines Landes im Krieg gegen die russischen Angreifer gewarnt. Die Ukraine wartet händeringend auf weitere Militärhilfe der USA, die seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 wichtigster militärischer Unterstützer des Landes waren. Seit Ende vergangenen Jahres blockieren die Republikaner im US-Kongress unter Druck des früheren Präsidenten Donald Trump ein neues Ukraine-Hilfspaket im Umfang von 60 Milliarden Dollar (rund 55 Milliarden Euro).
Transparenzhinweis
Die hier verarbeiteten Informationen stammen von internationalen Medien und Nachrichtenagenturen, aber auch von den Kriegsparteien Russland und Ukraine sowie ihren Verbündeten. Insbesondere die Angaben zu Verlusten der beteiligten Armeen im Ukraine-Krieg lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Deutschland liefert Ukraine weiteres Patriot-System
Deutschland kündigte am Samstag an, der Ukraine in Kürze ein drittes Patriot-Luftabwehrsystem zu liefern. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte die Lieferung persönlich in einem Telefonat mit Selenskyj zu, wie ein Regierungssprecher in Berlin mitteilte. Beide seien sich dabei einig gewesen, „dass auch weitere Anstrengungen von Partnern“ für die Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung erforderlich seien.
Selenskyj dankte Scholz im Onlinedienst X für die Entscheidung. Demnach sagte der Kanzler auch weitere Luftabwehrraketen für die bisher eingesetzten Patriot-Systeme zu. „Danke, Olaf, für deine Führungsstärke“, schrieb der ukrainische Staatschef. „Dies ist ein echtes Zeichen der Unterstützung für die Ukraine in einem kritischen Moment.“ (ial mit dpa und AFP)