Musks AfD-Eskapaden schaden Tesla-Image: Grüne E-Auto-Fahrer fühlen sich in rechte Ecke gedrängt

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Um sich von der Weltanschauung von Elon Musk und seiner Verbindung zu Präsident Trump zu distanzieren, greifen Tesla-Fahrer weltweit zu kreativen Methoden.

Austin/Washington – Der E-Autos von Hersteller Tesla galten lange Zeit als heiß begehrtes Trend-Produkt. Nun macht Firmengründer Elon Musk fast täglich durch seine enge Beraterrolle des designierten US-Präsidenten Donald Trump, Wahlwerbung für die rechtspopulistische AfD sowie umstrittene Entscheidungen als neuer Besitzer der Nachrichtenplattform X (ehemals Twitter) von sich reden. Langjährige Tesla-Fahrer weltweit reagieren auf eine ganz besondere Art.

So hat sich inzwischen international ein Geschäft mit Auto-Stickern etabliert, die sich gezielt an Menschen richten, die Tesla fahren und sich von Musk distanzieren wollen, ohne gleich wie viele andere ihr Auto aus Protest ganz zu verkaufen. „Anti Elon Tesla Club“ steht darauf oder „I bought the car, not the CEO“ („Ich habe das Auto gekauft, nicht den CEO“). Unter den Anbietern sind Shop-Betreiber auf der Kreativ-Plattform Etsy und auf dem Online-Versandhändler Amazon. Und einer von ihnen gibt in Interviews sogar an, dass der Auslöser sein eigener Tesla war.

In der neuen US-Regierung um Donald Trump und JD Vance wird auch Tesla-Chef Elon Musk eine Rolle spielen.
In der neuen US-Regierung um Donald Trump und JD Vance wird auch Tesla-Chef Elon Musk eine Rolle spielen. (Archivfoto) © Kevin Dietsch/AFP

Wandel im Lager der Tesla-Fans: Mehr Trump als Umweltschutz

Denn so erfolgreich der Auto-Hersteller in den vergangenen Jahren gewesen sein mag, so gut der Ruf, den sich die Fahrzeuge in Konkurrenz mit etablierten internationalen Konzernen von Ford über Mercedes bis zu Toyota aufgebaut haben: Die Marke gerät allein durch ihren CEO derzeit ordentlich ins Wackeln. Während Vertreter der MAGA-Bewegung („Make America Great Again“) um den designierten US-Präsidenten Musk für seine wirren Posts auf X und seine Positionen feiern und als Leugner der Klima-Krise zu Tesla-Fans werden, kehren Menschen, die aus Klimaschutzgründen Interesse an Tesla hatten, dem Unternehmen mehr und mehr den Rücken zu.

Ob und wie sehr dieser Wandel dem wirtschaftlich noch immer rekordmäßig erfolgreichen Unternehmen auf Dauer schaden wird, muss sich erst zeigen. Doch zu den sichtbaren Folgen gehört sicher schon der Hype für die Aufkleber, aus denen Menschen wie der US-Amerikaner Matthew Hiller oder Patrik Schneider in Deutschland ein Nebengeschäft gemacht haben.

Möglicher Image-Schaden bei Tesla: Protest-Sticker gegen Musk werden Verkaufsschlager

Während Schneider im Gespräch mit NTV angibt, dass er auf die Idee gekommen sei, weil er selbst einen Tesla fährt, erzählt Hiller im Gespräch mit dem auf Klimathemen spezialisierten US-Nachrichtenportal Heatmap, dass er Anfang 2023 einen Wandel in der Weltanschauung Elon Musks und damit auch eine gewisse Scham bei Tesla-Fahrern beobachtet hätte, die ihm die Idee für die Aufkleber gegeben hätten. Auf Etsy zählte er damals zu den ersten Anbietern der Musk-kritischen Sticker.

Der Hawaiianer habe sich in dieser Zeit bewusst gegen den Kauf eines Tesla entschieden und irgendwann die Idee gehabt, zum Test einen Sticker mit Aufschrift „I bought this before we knew Elon was crazy” („Ich habe den gekauft, bevor wir wussten, dass Elon verrückt ist“) anzubieten. Die erste Charge sei schnell ausverkauft gewesen und eine Geschäftsidee geboren. Dem Guardian sagte Hiller in einem Gespräch nach der US-Wahl, dass er regelmäßig die Rückmeldung erhalte, dass die Sticker einigen Kunden das Gefühl gäben, „dass sie ihre Teslas wieder fahren können“.

Anti-Musk-Sticker aus Deutschland: Kunden sind Tesla-Fahrer aus vielen Ländern

Genau aus diesem Grund ist laut eigenen Aussagen auch der überzeugte Tesla-Fahrer Schneider auf die Idee gekommen, in Deutschland einen Shop mit speziellen Folienaufkleber fürs Auto mit ähnlichen Texten einzurichten. Im NTV-Interview berichtet er, dass bei ihm regelmäßig Bestellungen aus vielen Winkeln der Welt eingehen. Extrem viele Sendungen gingen von Deutschland in die USA, auch aus Australien, Schweden und Italien kämen Kundenanfragen. Was ihm auffällt: Dass an Tagen, an denen Elon Musk mit neuen Absurditäten in den Schlagzeilen ist, das Geschäft besonders boomt. Einen Verkaufsschub habe es etwa am Tag von Musks Wahlaufruf für die AfD gegeben. Auch nachdem seine designierte Beraterrolle für Donald Trump bekannt gegeben wurde, trudelten mehr Bestellungen ein als gewöhnlich.

Dass die Aufkleber gegen Musk vor allem infolge der US-Wahl zum Massenphänomen geworden sind, berichtete der Guardian bereits Ende November, und hat dafür ebenfalls mit dem US-Amerikaner Hiller über den Erfolg der Sticker gesprochen. Der hatte gerade in den Tagen nach der Wahl ebenfalls ein boomendes Geschäft mit hunderten Bestellungen pro Tag beobachtet: „Die Menschen hatten gesehen, wie ein milliardenschwerer Super-Schurke sich seinen Weg in die Regierung gekauft hat, und das hat ihnen nicht gepasst“, kommentiert der US-Amerikaner den Erfolg seines Sticker-Geschäfts im Gespräch mit der Zeitung. (saka)

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