Neue Trump-Zölle: So hat sich China auf den Handelskrieg mit den USA vorbereitet

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Donald Trump will neue Zölle auf China-Importe einführen. Peking hat sich für den Schritt gewappnet. Nun gerät Europa unter Zugzwang.

China hat auf die Ankündigung von Donald Trump, Zölle auf Importe aus der Volksrepublik deutlich zu erhöhen, betont gelassen reagiert. „China ist der Ansicht, dass die wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit zwischen China und den USA von gegenseitigem Nutzen ist“, sagte am Montag Liu Pengyu, die Sprecherin der chinesischen Botschaft in Washington. „Einen Handels- oder Zollkrieg wird niemand gewinnen.“ Zuvor hatte der designierte US-Präsident angekündigt, an seinem ersten Amtstag auf Importe aus Mexiko und Kanada Zusatzzölle in Höhe von 25 Prozent zu verhängen. Auf China-Importe sollen sogar 35 Prozent fällig werden, wie Trump auf der Plattform Truth Social schrieb.

Im Falle Chinas begründete Trump den Schritt nicht etwa mit unfairen Handelspraktiken der Regierung in Peking – die EU wirft China vor, seine Autobauer mit unfairen Milliardensubventionen zu päppeln und so die weltweiten Märkte zu verzerren. Trump zielte vielmehr auf den seiner Meinung nach noch immer nicht unterbrochenen Fluss von Vorprodukten zur Fentanyl-Herstellung aus China ab. Die USA werfen der Volksrepublik schon länger vor, nichts gegen den Schmuggel der chemischen Substanzen nach Mexiko zu unternehmen, wo daraus das in vielen Fällen tödliche Opioid hergestellt wird. Peking weist das empört zurück.

Neuer Handelskrieg mit den USA: „China hat seinen Handel diversifiziert“

Allzu groß dürfte die Sorge in China vor den neuen Trump-Zöllen allerdings nicht sein. Denn das Land hat sich in den vergangenen Jahren akribisch auf eine weitere Eskalation des Handelskriegs mit Washington vorbereitet. Der Konflikt ist schließlich nicht neu: Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump hohe Zölle auf chinesische Importe in Höhe von Hunderten Milliarden US-Dollar erlassen, sein Nachfolger Joe Biden führte den Handelskrieg ungebremst fort.

Als Folge habe Peking seine Handelspolitik neu ausgerichtet, erklärt Dexter Roberts, Analyst bei der US-Denkfabrik Atlantic Council und Herausgeber des Newsletters Trade War. „China hat seinen Handel diversifiziert und sich von der Abhängigkeit von den USA, Europa und anderen wohlhabenderen Ländern gelöst“, sagt Roberts IPPEN.MEDIA. So sei der Anteil des chinesischen Handels mit den G7-Staaten von 48 Prozent im Jahr 2000 auf 30 Prozent im Jahr 2024 gesunken.

Auch der chinesische Handel mit den USA ist zuletzt zurückgegangen. 20 Jahre lang kamen die meisten US-Einfuhren aus der Volksrepublik, noch 2022 wurden laut CNN Waren im Wert von 536 Milliarden US-Dollar importiert. Im vergangenen Jahr rückte dann Mexiko auf den Spitzenplatz, das Volumen amerikanischer Importe aus China fiel um 20 Prozent auf 427 Milliarden Dollar.

Donald Trump und Xi Jinping 2017 in Peking.
Donald Trump und Xi Jinping 2017 in Peking. © Nicolas Asfouri/AFP

Trumps US-Zölle drohen: China investiert mehr im Globalen Süden

„Gleichzeitig hat China den Handel mit dem sogenannten Globalen Süden erhöht“, sagt Roberts. So unterzeichnete Chinas Staatschef Xi Jinping bei einem Brasilien-Besuch im November mehrere Handelsabkommen mit dem südamerikanischen Land. Wenige Tage zuvor weihte Xi zudem in Peru einen neuen Tiefwasserhafen ein, der von einem chinesischen Staatsunternehmen kontrolliert wird. Die Folge dieser Diversifizierungs-Strategie: Heute ist China für 14 Prozent der weltweiten Exporte verantwortlich – ein Prozentpunkt mehr als noch vor dem ersten Handelskrieg mit Trump. Die Volksrepublik ist aus dem Konflikt mit den USA also gestärkt hervorgegangen.

„Wir sind in der Lage, die Auswirkungen von externen Schocks zu bewältigen und ihnen zu widerstehen“, erklärte Chinas stellvertretender Handelsminister Wang Shouwen Mitte November. Da war die Rede sogar noch von 60-Prozent-Zöllen, die Trump einführen könnte.

Schließt sich die EU den Trump-Zöllen an?

Ganz so einfach, wie es sich der Minister vorstellt, dürfte die Rückkehr von Trump ins Weiße Haus aber auch nicht zu bewältigen sein. Denn die noch bestehenden Abhängigkeiten von den USA kann Peking nicht unendlich weiter reduzieren. Die EU etwa wird es kaum zulassen, dass China seine Exporte nach Europa umlenkt und hiesige Hersteller mit billigen Gütern weiter unter Druck setzt. Auch könnte sich die EU den harten Maßnahmen der kommenden US-Regierung anschließen – in der Hoffnung, den selbsternannten Dealmaker Trump davon abzubringen, die Ukraine fallenzulassen oder der NATO den Rücken zu kehren.

Ökonomen fordern seit Längerem, China müsse den Binnenkonsum ankurbeln, um seine Exportabhängigkeit weiter zu reduzieren. Doch die schwierige wirtschaftliche Lage im Land hält viele Menschen davon ab, Geld auszugeben. China leidet unter anderem unter einer hohen Jugendarbeitslosigkeit, einer seit Jahren schwelenden Immobilienkrise und einer hohen Verschuldung der Provinzen. „China ist zwar besser auf die Zölle vorbereitet als früher“, sagt Experte Roberts. „Aber sie werden unweigerlich zusätzliche Herausforderungen für die ohnehin schon angeschlagene chinesische Wirtschaft mit sich bringen.“

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