Serie „Gelebte Integration“: Eine Zahnärztin aus dem Jemen fasst in Weilheim Fuß

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Sahar Ramadhan zwischen Dr. Gustav Dornheim und Angelika Dornheim in einem der zwei Behandlungszimmer der Praxis. © Emanuel Gronau

Seit dem Treffen von Rechtsextremisten und AfD-Politikern in Berlin, bei dem es auch um die zwangsweise Aussiedlung von Menschen mit Migrationshintergrund ging, ist das Thema in aller Munde. Dabei würde ohne Ausländer vieles bei uns nicht funktionieren. In einer Serie stellen wir Beispiele gelungener Integration vor und zeigen, wie unersetzlich diese Menschen geworden sind.

Weilheim – In jeder Hinsicht angekommen ist Sahar Ramadhan, die ihrer früheren Heimat, der jemenitischen Hauptstadt Aden, vor zweieinhalb Jahren den Rücken gekehrt hat. Es war keine Flucht, sondern eine gut überlegte und vorbereitete Entscheidung. „Ich habe festgestellt, dass ich mein Leben ändern möchte. Mit Auswandern kann man Fähigkeiten entwickeln“, sagt die gelernte Zahnärztin.

Die Situation in Aden sei nach dem Krieg immer schlimmer geworden, es gebe dort „keine Regierung mehr und zu viele Probleme“. Um all dem zu entkommen, brachte sie sich online die deutsche Sprache, Sprachlevel A1 und A2, bei und absolvierte eine achtmonatige Schulung am Goethe- Institut in Ägypten, bis zu Level B2.

Gezielt nach Weilheim gekommen

Ein Freund konnte Positives über Weilheim berichten, deshalb entschied sie sich für dieses Ziel und löste ein Flugticket nach Deutschland. Voraussetzung für die Einreise waren ins Deutsche übersetzte Belege für ihre Qualifikation und die Einrichtung eines ausreichend gefüllten Sperrkontos.

In der Kreisstadt angekommen, bekam sie durch Vermittlung eines montäglichen Mahnwache-Mitgliedes einen Platz in einer WG. Die 33-Jährige findet die Stadt Weilheim „wunderschön und ruhig“ und freut sich über die guten Einkaufsmöglichkeiten und die Nähe zu München.

Ziel ist vollwertige Approbation

Integrationslotsin Inge Putzier konnte ihr eine Stelle in der Weilheimer Zahnarztpraxis Dornheim vermitteln. Dr. Gustav Dornheim und seine Ehefrau und „Praxis-Managerin“ Angelika freuen sich seither über diesen Team-Zuwachs. Am 11. April vergangenen Jahres fing Ramadhan, die im Jemen fünf Jahre studiert und ein von ihren Eltern finanziertes einjähriges Praktikum absolviert hat, an.

Obwohl sie im Jemen bereits sieben Jahre als vollwertige Zahnärztin gearbeitet hatte, musste sie hier neu anfangen. Als zahnmedizinische Fachangestellte, die deutschen Gesetze schreiben das vor. Ramadhan hat als Werksstudentin eine befristete Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis, die sie derzeit alle fünf Monate gebührenpflichtig erneuern muss. Ziel der engagierten Frau, die auf jeden Fall in Deutschland erfolgreich sein will, auch um ihre Familie im Jemen unterstützen zu können, ist die vollwertige Approbation. Dazu hat sie durch die vorübergehende Berufserlaubnis insgesamt zwei Jahre Zeit.

Die erste Prüfung erfolgreich geschafft

Weil sie das unbedingt erreichen will, hat sie vor drei Wochen bereits die Fachsprachenprüfung erfolgreich abgelegt. Bis es so weit ist, hilft sie neben anderem durch Zahnreinigung, Herstellen provisorischer Kronen und Prophylaxe tatkräftig mit. „Wir sind sehr froh, dass wir mit Sahar eine motivierte, zuverlässige zahnärztliche Fachangestellte haben und werden sie weiterhin auf ihrem Weg zur Anerkennung tatkräftig unterstützen“, sagt das Ehepaar Dornheim.

Mit der jungen Auszubildenden Baraa Abda die mit ihren Eltern 2017 aus Aleppo geflüchtet ist, bietet die Praxis Dornheim auch einer 18-jährigen Syrerin eine Arbeits-Perspektive.

Emanuel Gronau

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