Klare Absage an alternatives Silvesterfest in der Altstadt

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Silvesterfeuerwerk sieht gut aus über Weilheim, doch die Schattenseiten sorgen auch für Unmut. © Archiv Gronau

Die Stadt Weilheim solle an Silvester „alternative Angebote machen“, um negative Auswirkungen von Feuerwerk zu verringern – etwa ein Fest in der Altstadt. Das hat Ratsmitglied Ullrich Klinkicht beantragt. Doch seine Kollegen waren alles andere als amüsiert von dem Vorstoß.

Weilheim – „Eine Veranstaltung mit Licht- und Soundeffekten und eventuell auch Livemusik“ in der Altstadt, das ist der Vorschlag von Ullrich Klinkicht (WM Miteinander) für künftige Silvesternächte in Weilheim. „Örtliche Künstler, Musiker, Chöre und Theatergruppen sowie Schulen“ sollten mit einbezogen werden und so „ein alternatives Angebot ohne Pyrotechnik“ entstehen, schreibt das Stadtratsmitglied in seinem Antrag. So könnten negative Auswirkungen von Silvesterfeuerwerk verringert werden, erläutert der Antragsteller mit Verweis auf amtliche Erkenntnisse: Laut Umweltbundesamt führe die Böllerei zu „Verbrennungen, Augenverletzungen, Hörschädigungen, Explosionsschäden und anderen Sachschäden an Fahrzeugen und Gebäuden“, bedeute „Eintrag von Plastik in die Umwelt, enorme Müllmengen, verängstigte Haustiere sowie ökologische Schäden und die Störung von Wildtieren“.

Der Großteil der Weilheimer habe sich „rege am Abbrennen von Silvesterfeuerwerk beteiligt“

Ein Böllerverbot in Weilheim fordert Klinkicht indes nicht. Dennoch gab Ordnungsamt-Leiterin Brunhilde Hink den Mitgliedern des Hauptausschusses vor deren Entscheidung über den Antrag ausführliche Erklärungen zur Rechtslage. Fazit: Es gebe aktuell „keine gesetzliche Grundlage für Kommunen, die Verbotszonen auszuweiten oder ein generelles Abbrennverbot von Pyrotechnik in der gesamten Stadt zu erlassen“. Im übrigen seien „hier beim Ordnungsamt lediglich zwei Einwendungen von Bürgern zu der Silvesternacht 2023 eingegangen“, einmal wegen Lärm und einmal wegen Müll. Demgegenüber habe sich „der Rest der Weilheimer Bevölkerung rege an einem Abbrennen von Silvesterfeuerwerk beteiligt bzw. kein Interesse an einer Regelung der Stadt signalisiert“, schreibt Hink in den Sitzungsunterlagen.

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Stadtverwaltung könne nicht „so etwas Zusätzliches auf die Beine stellen“

Karin Groß ging im Hauptausschuss am Mittwoch mehr auf den eigentlichen Antrag ein. Das vorgeschlagene Event habe „sicher seinen Charme“ und könnte „ein Anziehungspunkt werden“, so die Hauptamt-Leiterin. Doch der Knackpunkt sei, wer das Ganze organisieren solle. Die Stadtverwaltung würde es angesichts der Arbeitsbelastung keinesfalls schaffen, „so etwas Zusätzliches auf die Beine zu stellen“; auch sei im Haushalt kein Geld dafür eingeplant. Groß bat deshalb darum, den Antrag abzulehnen. Und Bürgermeister Markus Loth (BfW) fügte mit Verweis auf „die vielen Veranstaltungen übers Jahr“ an: „Ist es wirklich Aufgabe der öffentlichen Hand, auch noch eine Silvesterveranstaltung durchzuführen?“

Stadtratskollegen kritisieren Klinkichts Antrag

Die Stadtverwaltung müsse nicht Organisator sein, aber zu einem Treffen einladen, warb Klinkicht für seine Idee: „Alle Leute, die Lust haben, können zeigen, dass sie es aus der Mitte der Gesellschaft selber machen.“ Zudem könne man „klein anfangen“ mit einem solchen Event. Doch den Stadtratskollegen im Hauptausschuss war Klinkichts Vorlage „zu dünn“, wie quer durch die Fraktionen bemängelt wurde. „Das ist alles zu viel Konjunktiv, zu viel ,man könnte und sollte’“, befand Horst Martin (SPD). Ähnlich Karl-Heinz Grehl (Grüne): „Tolle Idee – aber dann muss ich halt was mitbringen, inklusive der Leute, die das Ganze machen wollen.“

Ein „gutes, durchfinanziertes Konzept“ würde gewiss Zustimmung finden, meinte Marion Lunz-Schmieder (CSU): „Aber bei der jetzigen Haushaltslage und Fülle der Pflichtaufgaben, die die Stadt zu leisten hat, kann das nicht unsere Aufgabe sein.“ Für ein Open-Air-Fest sei der 31. Dezember „das falsche Datum, die falsche Jahreszeit“, sagte Roland Bosch (ÖDP) und befand den Antrag für „zu unkonkret und zu schwammig“. Horst Martin sprach gar von einem „typischen Klinkicht-Antrag für die Galerie“. Tillman Wahlefeld (BfW) wandte sich direkt an den Gescholtenen: „Super-Idee, Ulli, go for it, hau’ dich rein, mach’s... Aber die Stadt als Eventmanager – nein!“. So lehnte der Hauptausschuss – dem Klinkicht selbst nicht angehört – den Antrag einstimmig ab.

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