Nächstes Silvester ohne „Böllerwahnsinn“?

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Feuerwerk kann schön sein, wie dieses Bild von Silvester 2023 in Weilheim zeigt, macht aber auch Lärm und Dreck... © Gronau

Die Stadt solle für künftige Jahreswechsel „böllerfreie Zonen“ ausweisen, fordert ein Bürger in Mails an Weilheims Bürgermeister und die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen – und löst damit womöglich eine neue Debatte aus. In ersten Reaktionen zeigen sich die Fraktionen zwiegespalten.

Weilheim – Es war nicht nur die jüngste Silvesternacht, die den Weilheimer Hans R. Kopp dazu brachte, aktiv zu werden gegen den „Böllerwahnsinn“, wie er es nennt. Es waren auch Erlebnisse am Tag danach. Am Weilheimer Gögerl habe er an Neujahr eine Familie getroffen, „die die Hinterlassenschaften von fröhlichen Böllerfreunden entfernte – ohne diesen Müll verursacht zu haben! Drei große graue Papiersäcke!“ Auch quer durch die Stadt, so Kopp weiter, „habe ich gesehen, dass sich Nichtverursacher kümmern und Verursacher sich darüber lustig machen“, nach dem Motto: „Wozu haben wir denn die Stadtwerke? Sollen die sich doch kümmern.“

Weilheimer Stadtwerke-Mitarbeiter Klaus Kron (l.) und Hermann Negele mit gesammeltem Silvestermüll
Unser Archivfoto zeigt die Weilheimer Stadtwerke-Mitarbeiter Klaus Kron (l.) und Hermann Negele vor einigen Jahren mit gesammeltem Silvestermüll. © Gronau

Kopp, beruflich als Mediaberater und Coach tätig, wandte sich daraufhin per E-Mail an Weilheims Bürgermeister, die Vorsitzenden aller Stadtratsfraktionen und auch an die Heimatzeitung. „Diese Art von ,Feier’ ist völlig aus der Zeit gefallen“, schreibt er darin und bittet die Ratsmitglieder, aktiv zu werden: „Es muss doch möglich sein, böllerfreie Zonen auszuweisen.“ In bestimmten Bereichen wiederum, etwa am Volksfestplatz, könnte man das Böllern freigeben. „Andere Gemeinden machen es doch auch“, schreibt Kopp – und hofft, „am 31.12.2024 eine böllerfreie Nacht erleben zu dürfen“. Für dieses Ziel, heißt es am Ende der Mail, werde es „sicher auch im Stadtrat Verbündete geben“. Nur an die Vernunft der Menschen zu appellieren, das aber „bringt nichts“, meint Kopp.

Andere Kommunen sind forscher

Die Stadt Weilheim ruft seit einigen Jahren „zum freiwilligen Verzicht auf das Abfeuern von Silvesterraketen und Böllern auf“. Das diene unter anderem dem Schutz der Altstadt, trage zum Klimaschutz bei und vermeide „unnötige Feinstaub- und Lärmbelastungen“, schrieb Bürgermeister Markus Loth (BfW) Mitte Dezember wieder in einer Pressemitteilung. Laut Ordnungsamt-Leiterin Brunhilde Link gibt es für den Altstadtbereich die dringende Bitte und Empfehlung, auf das Abbrennen von Feuerwerkskörpern zu verzichten. Andere Kommunen sind da forscher. Die Gemeinde Polling etwa wies für den vergangenen Jahreswechsel großflächige „Schutzzonen“ aus – und erklärte dazu: „Alle pyrotechnischen Gegenstände der Klasse II (Kleinfeuerwerk) dürfen in den dargestellten Bereichen nicht abgebrannt werden.“

„Mir sind Appelle lieber als Verbote“

Weilheims Stadtratsmitglieder zeigen sich zwiegespalten bei dem Thema, wie Anfragen unserer Zeitung bei den drei großen Fraktionen ergaben. Sie persönlich „brauche das Böllern nicht“, erklärte BfW-Sprecherin Brigitte Holeczek, „aber es gibt Leute, auch junge Leute, die Freude daran haben“. Für ein generelles Böllerverbot in der Stadt gebe es keine gesetzliche Grundlage. Und bei der Ausweisung von Schutzzonen stelle sich die Frage, wer die Einhaltung kontrolliere und ob sich das Problem nicht nur verlagere, weil sich die Bürger dann andere Orte suchen. Und grundsätzlich, so Holeczek, seien ihr „einfach Appelle lieber als Verbote“.

Sie sei „persönlich gar kein Freund vom Böllern“, gibt 2. Bürgermeisterin Angelika Flock (CSU) zu: „Aus meiner Sicht könnte man auch darauf verzichten.“ Doch man müsse „schauen, wie die rechtlichen Grundlagen sind“; Gemeinden könnten „nicht unbegrenzt Sperrgebiete ausweisen“.

Frage müsse „auf höherer Ebene entschieden werden“

Nach Ansicht von Manuel Neulinger muss diese Frage auf höherer Ebene entschieden werden: „Es hat keinen Sinn, wenn es die eine Kommune verbietet und in der anderen ist es erlaubt“, so der Grünen-Fraktionsvorsitzende. Für eine Diskussion über rechtlich mögliche und gut begründete Einschränkungen beim privaten Böllern sei seine Fraktion „durchaus offen“ – „aber wir werden uns nicht hinstellen und vehement das Verbot von Feuerwerkskörpern in Weilheim fordern“.

In den Fraktionen werde man über Kopps Vorstoß sprechen, heißt es unisono von Grünen, CSU und BfW. Ob es dann auch in öffentlicher Stadtratssitzung zu einer Debatte kommt, ist offen.

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