Erst durch den Bergbau entstand der Ort Hohenpeißenberg

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Die handgezeichnete Karte, die um das Jahr 1830 herum entstand, zeigt viele Siedlungen. Innerhalb von etwa 110 Jahren hat sich die Zahl der Einwohner fast verzehnfacht. © Hochenauer

In den vergangenen 200 Jahren hat sich viel getan in Hohenpeißenberg: Vor allem durch den Bergbau hat sich das Dorf stark verändert. Dieser Bericht beleuchtet die Zeitspanne bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.

Hohenpeißenberg – Vor etwa 200 Jahren sah es in Hohenpeißenberg noch völlig anders aus: Dort, wo heute die Hauptstraße verläuft, ist damals fast kein Haus gestanden. Auf der Südseite führte keine richtige Straße durch den Ort, den es als solchen auch gar nicht gab. Und auch auf den Hohen Peißenberg führte auf der Südseite keine Straße.

Die erste Straße im Süden des Ortes wurde erst im Jahr 1889 gebaut. Bis dahin war die Straße, die als „Hauptstraße“ bezeichnet wurde, jene, die auf der Nordseite des Berges verlief. Sie führte von Peißenberg über den steilen Schlagberg an Krönau vorbei in Richtung Hetten und ging dann nach Peiting. Auf ihr lief der gesamte Handelsverkehr ab. Sie wurde auch noch von Ludwig II. genutzt, wenn er mit der Kutsche nach Neuschwanstein reiste. In der Zeit um das Jahr 1810 herum bestand Hohenpeißenberg aus 17 losen Siedlungen mit oft nur wenigen Häusern. Manche davon haben sich nur geringfügig verändert wie zum Beispiel die Krönau oder der Pröbstlberg. In den meisten Ortsteilen wurde so viel gebaut, dass sie mit anderen Siedlungen zusammengewachsen sind. Der Blick auf die etwa 200 Jahre alte handgefertigte Karte zeigt diese Veränderung deutlich.

Innerhalb von etwa 110 Jahren hat sich die Zahl der Einwohner fast verzehnfacht

Der große Schub für die Ortsentwicklung kam in Hohenpeißenberg durch das Bergwerk, das im Jahr 1837 im Bereich des heutigen Hauptstollens begann und ab dem Jahr 1847 am Unterbau kontinuierlich wuchs. Weil im Bergwerk viele Arbeitskräfte gebraucht wurden, musste im Ort mehr Wohnraum geschaffen werden. Hatte Hohenpeißenberg im Jahr 1840 eine Einwohnerzahl von 374, so lag diese im Jahr 1871 schon bei 646. Die Einwohnerzahl bewegte sich stetig nach oben, 30 Jahre später, um das Jahr 1900 herum, lag diese schon bei 1077. Im Jahr 1925 hatte der Ort mehr als 2100 Einwohner. Wieder 25 Jahre später, im Jahr 1950, lebten 3575 Menschen in Hohenpeißenberg – nach dem Zweiten Weltkrieg sind viele Flüchtlinge im Ort untergekommen. Innerhalb von etwa 110 Jahren hatte sich die Einwohnerzahl damit fast verzehnfacht.

Der Ort hatte vor 120 Jahren keine Ortsmitte, der zentrale Punkt war über Jahrhunderte der Berg. Dort waren die Kirche, der Wirt, der Friedhof und die Schule. Die Kinder stapften an sechs Tagen in der Woche auf den Berg zur Schule und die Erwachsenen wanderten sonntags auf den Berg zur Kirche. Auch das Wachstum und der Zuzug von Arbeitskräften änderten daran nichts.

Der Bergbau war auch die Triebfeder für weiteren Wohnungsbau. Begonnen wurde in den Jahren ab 1840 mit dem Bau von Gebäuden um den Hauptstollen herum. Gut 50 Jahre später wurden Wohngebäude im Bereich Ammerhöfe gebaut. Die Kinder aus Ammerhöfe mussten auf den Berg zur Schule gehen. Im Jahre 1906 ging es auf Initiative von Leonhard Klein um den Bau von fünf Einfamilienhäusern in der heutigen Blumenstraße. Diese Siedlung wurde als „Kolonie“ bezeichnet.

1906 wurden fünf Einfamilienhäuser gebaut

Nach dem Ersten Weltkrieg ging der Bau von Einfamilienhäuser in der Blumenstraße weiter – damals hieß die Gegend „Brandach“. Gleichzeitig wurde eine Baugenossenschaft in Hohenpeißenberg gegründet, welche ab dem Jahr 1919 Mehrfamilienhäuser in der Nähe des Hauptstollens und dann im Jahr 1929 an der heutigen Wankstraße und der Jahnstraße baute. Diese Baugenossenschaft war sehr rührig und wurde im Jahr 1942 von staatlicher Seite aus genötigt, mit der Peißenberger Baugenossenschaft zu fusionieren.

Nach dem Jahr 1933 wurde in der heutigen Brandachstraße und am Steinfall gebaut – damals lautete das Motto „wir schaffen Wohnraum für die Volksgemeinschaft“. Zwischen den Jahren 1939 und 1945 herrschte Stillstand beim Bau von Wohnraum. Das Baumaterial wurde für staatswichtigere Bauten benötigt. Für Zement und andere Baustoffe brauchte man Bezugsscheine. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg bekam die Bautätigkeit in Hohenpeißenberg wieder neuen Schwung.

Rudi Hochenauer

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