Auch mächtige Großunternehmer müssen sich bisweilen klein machen: Eugen Block zum Beispiel, Gründer und Eigentümer der gleichnamigen Steakhaus-Kette, hatte am vergangenen Freitag in einer Amtsstube des dänischen Städtchens Aabenraa in der Nähe der deutschen Grenze zu erscheinen, um sich ausquetschen zu lassen von zwei Mitarbeiterinnen.
Was tut man nicht alles – und in diesem Falle nicht mal fürs Geschäft. Block, 85, will einfach nach über vier Jahren seine Enkel wiedersehen.
So lange schon wacht der leibliche Vater Stephan Hensel in seiner neuen Heimat Dänemark über drei der vier Kinder, die er gemeinsam mit Block-Tochter Christina hat. Die Tiefpunkte des schmutzigen Sorgerechtskriegs werden seit Juli vor dem Hamburger Landgericht bis in letzte intime Details hinein ausgeleuchtet.
Drei Seiten Drama voll großer Gefühle
Das ganze Drama war in der Silvesternacht 2023 eskaliert, als Mitglieder einer israelischen Sicherheitsfirma Hensel niederschlugen und zwei der Kinder, Klara und Theo, zurück zu ihrer Mutter nach Deutschland brachten. Christina Block wird deshalb seit Juli mit ihrem Lebensgefährten Gerhard Delling und weiteren angeblichen Mitwissern und -tätern der Prozess gemacht. Großvater Block ist bislang nicht mal als Zeuge im Spiel – und doch emotional tief verstrickt. Das zeigt ein Brief, den Block kurz vor seiner aktuellen Anhörung an die dänische Behörde schrieb und der FOCUS exklusiv vorliegt.
Die dreiseitige Aufzeichnung schwankt zwischen tiefer Liebe (zu seinen Enkeln) und größter Verachtung für seinen früheren Schwiegersohn. Eine Geschichte, die sogar in jene Zeit zurückreicht, als Christina Block und Hensel noch als glücklich verheiratet galten.
Der Firmengründer erinnert sich: „Der Kindesvater bat darum, in meinem Unternehmen zu arbeiten. Diesem Wunsch bin ich gefolgt“, schreibt Block Senior. Aber „nach vielen belegten Unregelmäßigkeiten (Bedrohung Kollegen, Falschbehauptungen über Kollegen, insgesamt unkollegiales Verhalten und vieles mehr, wegen derer die weiteren Geschäftsführer nicht mehr mit Herrn Hensel zusammenarbeiten wollten/konnten) sah sich unser damaliger Aufsichtsrat gezwungen, das Arbeitsverhältnis zu beenden“.
„Ich habe ihn geschützt“, schreibt Block über den Ex-Schwiegersohn
Hensel selbst hat derartige Vorwürfe bislang vor Gericht immer bestritten. Doch nachdem er das Unternehmen verlassen musste, will Block ihn sogar „vor strafrechtlicher Verfolgung seines Fehlverhaltens bewahrt“ und ihm „das Startkapital für eine Unternehmensbeteiligung in der Lebensmittelherstellung gegeben“ haben – „aus Respekt vor seiner Rolle als Vater meiner Enkelkinder“.
Selbst in der neuen Firma sei es „zu erheblichen Unregelmäßigkeiten“ gekommen. „Das Engagement von Herrn Hensel war in diesem Unternehmen ebenfalls erfolglos und die Gesellschaft musste unter Inkaufnahme großer Verluste – die allein ich getragen habe – geschlossen werden“, so der Patriarch. „Um meinen früheren Schwiegersohn als Vater meiner Enkelkinder dennoch finanziell abzusichern, habe ich ihm die überschuldete Firma für 250.000 Euro abgekauft und danach für einen Millionenbetrag abgewickelt, damit Gläubiger nicht den Kindesvater direkt in Anspruch nehmen.“
Sein bitteres Fazit: „Ich habe ihn geschützt“, hält der Senior in seiner Erklärung an die dänische Behörde fest, die für Familienrechtssachen zuständig ist und nun klären muss, ob dem Opa wieder Umgang gewährt werden soll mit seinen Enkeln. Der Senior selbst fleht in seinem Brief geradezu: „Mir ist wichtig, für meine Familie – Kinder und Enkelkinder – da zu sein, ihnen Geborgenheit, Liebe und Stabilität zu geben.“
War Christina Block „quasi alleinerziehend“?
Hensel selbst habe „in den ersten 8 Lebensjahren von Theo und in den Lebensjahren 4 bis 12 von Klara – ganz anders als meine verstorbene Frau und ich – fast nichts von den beiden Kindern mitbekommen. Meine Tochter war in dieser Zeit quasi alleinerziehend“, erklärt der 85-Jährige nun. Der leibliche Vater „wollte nichts mit den Kindern zu tun haben, bis das Finanzielle geregelt ist“. Auch das zeige „die mich besorgende Einstellung des Herrn Hensel gegenüber den Kindern in aller Deutlichkeit“.
Im Jahr 2021 eskalierte jedenfalls der Streit um die Kinder. Zunächst blieb Tochter Johanna bei ihrem Vater in Dänemark. Dann ließ Hensel auch die beiden Jüngeren, Theo und Klara, nach einem der bis dahin üblichen Wochenendbesuche bei ihm nicht mehr nach Deutschland zurück. Obwohl das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrechts zu jener Zeit noch bei seiner Ex-Frau lag.
„Leider verhindert der Vater meiner in Dänemark lebenden Enkelkinder Johanna, Klara und Theo seit Jahren jeden Kontakt zu meinen Enkeln“, schreibt Block an die Behörde. Und weiter: „Er hat meine Tochter und unsere Familie verleumdet, immer wieder mit falschen Vorwürfen belastet, Konflikte geschürt und streitet sein eigenes z.T. kriminelles Fehlverhalten ab, obwohl verschiedene Gerichte, Staatsanwaltschaft, Gutachter und Kinderinstitutionen festgestellt haben, dass seine Vorwürfe haltlos sind und er sich selbst fehlverhält.“ Block ist überzeugt: „Herr Hensel manipuliert meine Enkel.“
„Kontakte mit fadenscheinigen Gründen unterbunden“
So ähnlich hatte sich auch schon Gerhard Delling, Lebensgefährte von Christina Block, jüngst im Exklusiv-Interview mit FOCUS geäußert: „Wir haben doch hier auf der einen Seite eine Mutter, die sich noch nie etwas hat zuschulden kommen lassen. Und auf der anderen Seite einen Menschen, der ihr und ihrer Familie gedroht hat, der ein höchstrichterliches Urteil einfach nicht befolgt hat, der die Kinder unrechtmäßig in Dänemark behalten hat …“
So empörte sich Delling gegenüber FOCUS immer weiter in Rage über Hensel, „der über Jahre das gesamte offizielle deutsche Helfersystem zur Sicherung des Kindeswohls in unserer Gesellschaft abgehalten und zum Teil beschimpft hat, gegen den es mehrere eidesstattliche Versicherungen über – vorsichtig ausgedrückt – ‚Fehlverhalten‘ nicht nur im Unternehmen gibt und der nachweislich die Kinder entgegen höchstrichterlicher Entscheidungen einfach bei sich behalten hat!“
Da setzt nun auch der Patriarch an: „Herr Hensel hat ständig erklärt, gerichtliche Entscheidungen nicht zu akzeptieren, und sowohl Umgangs- als auch Verfahrenspflegern den Kontakt zu den Kindern verweigert.“ Und weiter: „Bereits in der mündlichen Verhandlung vor dem höchsten Hamburger Familiengericht erklärte Herr Hensel, sich an Urteile nicht zu halten. Gerichtlich angeordnete Besuche von Verfahrenspflegern oder Sachverständigen, die zumindest Kontakte zu den Kindern ermöglichen wollten, wurden kategorisch mit fadenscheinigen Gründen von Herrn Hensel unterbunden“, schreibt er.
Das ist zumindest ein anderes Bild als jenes, das Stephan Hensel selbst bislang vor Gericht von sich und der Gegenseite zeichnete: Demnach habe er die Kinder schützen müssen vor ihrer Mutter, die den gemeinsamen Nachwuchs habe verwahrlosen lassen. Und dafür sei ihm von Blocks Helfern immer wieder aufgelauert worden.
„Meine Ehefrau verlor ihren Lebenswillen“
Trotz all seines unternehmerischen Erfolgs und Einflusses blieb dem 85-Jährigen die Erkenntnis nicht erspart: „Seit nunmehr mehr als vier Jahren habe ich meine Enkel nicht mehr sehen dürfen“, schreibt er in seinem Brief an die dänischen Behörden. „Lediglich als ich mit meiner Frau Christa im Januar 2023 zum Haus unserer Enkel gefahren bin, konnte ich kurz mit Klara sprechen. Als Theo uns aus dem oberen Fenster zuwinkte, wurde die Jalousie geschlossen. Danach kam die Polizei.“
Da ist Eugen Block endgültig voller Bitterkeit: „Meiner Ehefrau Christa hat die Trennungssituation von unseren Enkelkindern so schwer zugesetzt, dass sie ihren Lebenswillen verlor. Ihr letzter Wunsch, die geliebten Enkelkinder noch einmal zu sehen, blieb ihr verwehrt.“ Blocks Frau starb im Juli 2023.
Wer aber hat nun die Entführung der zwei kleineren Kinder, Theo und Karla, beauftragt? Wer sollte ein Interesse daran haben – wenn nicht die Familie selbst? Die „Welt am Sonntag“ schrieb jüngst, Ermittler hätten inzwischen auch Block Senior „als möglichen Auftraggeber der Entführung im Visier“.
An mehreren Stellen in den Aktenbergen taucht er als Vermittler oder gar Auftraggeber auf, etwa wenn es um die israelische Sicherheitsfirma Cyber Cupula geht, die dann in der Silvesternacht 2023 die beiden Kinder aus Dänemark entführt haben soll. Block hatte die Kontakte, das Geld und in den Augen einiger Ermittler wohl auch ein Motiv.
Der Senior steht vor den Trümmern seiner Familie
Eugen Block selbst schweigt zu den Gerüchten und Vorhaltungen. Was ihm indes das Wichtigste ist, hat er in seinem Schreiben vom 6. Oktober an die dänischen Behörden noch einmal klargemacht: „Am 13.09.2025 bin ich 85 Jahre geworden. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als dass ich meine Enkelkinder sehen kann und wir wieder zueinander finden können.“
Block steht vor den Trümmern seiner Familie: Seine eigene Frau verstarb – wohl auch aus Gram über die Ereignisse. Seine Tochter steht nun vor Gericht in einem Mammut-Verfahren, das mindestens bis nächsten Frühjahr andauern dürfte. Und drei seiner Enkel (Tochter Greta lebt weiter bei Christina Block) werden von ihrem eigenen Großvater ferngehalten. Ob da überhaupt je ein Happy End möglich sein kann?
Mark Seghezzi, Anwalt der Familie, hat Eugen Block am vergangenen Freitag zu der Anhörung ins dänische Aabenraa begleitet. Die Trennung von seinen Enkeln stimme ihn „verständlicherweise sehr traurig“. Seghezzi sagte gegenüber FOCUS aber auch: „Wir hatten den Eindruck eines guten Gesprächs mit den beiden Behördenvertreterinnen und hoffen nun auf die nächsten Monate.“ Da kann noch viel passieren.