Fasziniert von Zahlen und dem Sylvenstein: Ehemaliger Kämmerer wird 90 – er schob viele wichtige Projekte an

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Strahlender Jubilar: Fritz Wölfel mit seiner Frau Renate. Sie feierten heuer ihren 65. Hochzeitstag. © Patrick Staar

Fritz Wölfel, ehemaliger Kämmerer der Gemeinde Lenggries, feiert seinen 90. Geburtstag. Seine Karriere war geprägt von einigen wichtigen Projekten.

Lenggries – Zahlen sind die große Leidenschaft von Fritz Wölfel. Sein ganzes Berufsleben hatte er damit zu tun, erst als Kassenverwalter der Stadt Lauf an der Pegnitz, dann 30 Jahre lang als Kämmerer der Gemeinde Lenggries. An diesem Donnerstag feiert Wölfel seinen 90. Geburtstag. „Und er weiß immer noch seine IBAN“, erzählt seine Tochter Petra Steiner lachend.

„Dorthin wollen wir umziehen“: Sylvenstein überzeugte ehemaligen Lenggrieser Kämmerer

Wölfels Leben war geprägt von beruflichem Aufstieg. Er schloss die Volksschule ab, begann im Alter von 14 Jahren seine Ausbildung bei der Stadt Lauf an der Pegnitz, war erst stellvertretender und dann leitender Kassenverwalter. 1965 entdeckte er im Bayerischen Staatsanzeiger eine Anzeige der Gemeinde Lenggries, die auf der Suche nach einem Kämmerer war. Der Franke bewarb sich und schaute sich mit seiner Frau die Gegend an. Spätestens nachdem sie den Sylvenstein gesehen hatten, wussten die beiden: „Dorthin wollen wir umziehen.“ So wurde Wölfel im Alter von 31 Jahren einer der jüngsten Kämmerer in Bayern.

In dieser Funktion war er zugleich für die Verwaltung des Krankenhauses zuständig. „Da haben lauter so alte Schwestern mit Flügelhauben gearbeitet“, erinnert sich Tochter Steiner schmunzelnd. Es sei einfach eine ganz andere Zeit gewesen, ergänzt ihr Vater. Einmal sei er mit dem ganzen Gemeinderat zu einem Schlachtfest in einem Bauernhof in Winkl eingeladen worden: „Da gab’s so einen Tisch mit einer Mulde drin, da wurde das Kesselfleisch reingelegt. Und aus der Mulde hat der ganze Gemeinderat mit Messern und Gabeln raus gegessen.“

Ehemaliger Lenggrieser Kämmerer wird 90: Aufgabe in kleiner Gemeinde spannender als in Großstadt

Auch der Umgangston war anders. Einmal geriet er in einen heftigen Streit mit Bürgermeister Kaspar Seibold. Ein Wort gab das andere. „Danach waren wir sehr gute Freunde und sind immer wieder mal zum Fischen an den Sylvenstein gefahren.“ Nebenbei schaffte Wölfel in Pfaffenhofen nach zwei Jahren Ausbildung den Aufstieg in den mittleren und nach weiteren drei Jahren den Aufstieg in den gehobenen Dienst. „Die Fahrt mit der Isetta zur Schule nach Pfaffenhofen ist eine meiner ersten Kindheitserinnerungen“, erzählt die Tochter lachend.

Während Wölfels Amtszeit wurden viele Projekte angeschoben: der Bau einer Kläranlage, der Bau des Sportplatzes mit Aschenbahn, aus dem Lenggrieser Hallenbad wurde die Isarwelle. Seiner Ansicht nach ist die Tätigkeit des Kämmerers in einer kleinen Gemeinde viel spannender als in einer Großstadt, „wo man dann nur für die Hundeabgabe von AA bis AB zuständig ist“.

Bis 1994 für die Gemeinde Lenggries tätig

Trotzdem dachte er immer wieder mal über eine berufliche Veränderung nach. „Einmal wollte ich ins Schwäbische umziehen. Aber da hat der Seibold gesagt: Ich brauch’ dich noch.“ Gegen einen Wechsel zum Bayerischen Prüfungsverband legte seine Frau ihr Veto ein: „Da hab‘ ich protestiert“, sagt Renate Wölfel. „Er wäre die ganze Zeit unterwegs gewesen – das geht nicht, wenn man zwei Kinder hat.“ Mittlerweile haben die beiden auch noch vier Enkel und zwei Urenkel.

So blieb Wölfel bis März 1994 bei der Gemeinde Lenggries. Der Vormarsch der Computer, Operationen und gesundheitliche Rückschläge ließen ihn zu dem Schluss kommen: „Ich hab‘ die Nase voll.“ Er teilte Bürgermeister Josef März seine Entscheidung mit, „und damit war die Geschichte erledigt“.

In diesem Jahr feierten Renate und Fritz Wölfel mit ihren Kindern auf dem Brauneck einen „richtig schönen“ 65. Hochzeitstag. (pr)

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