Wegen verstopfter Toilette: Frau ruft Klempner – der setzt sie nachts mit immenser Rechnung unter Druck
Bei der Bezahlung einer immens hohen Rechnung für die Reparatur einer verstopften Toilette ist eine junge Frau aus Bad Tölz von einem Handwerker nachts massiv unter Druck gesetzt worden. Die Verbraucherzentrale gibt Tipps, wie man sich in so einem Fall verhalten soll.
Bad Tölz – Wenn die Toilette verstopft ist, sollte so schnell wie möglich ein Handwerker kommen. In dieser Notlage befand sich Mitte Oktober nachmittags eine Tölzerin (32). Die junge Frau, deren Name nicht in der Zeitung stehen soll, googelte mit den Begriffen „Klempner Bad Tölz“ nach einer Sanitärfirma und stieß auf ein Unternehmen, das sich „Klempner Meier“ nennt und auf der Webseite rasch Hilfe verspricht. „Als ich dort angerufen habe, sagte man mir, dass innerhalb von 30 bis 90 Minuten jemand kommen würde“, berichtet die Tölzerin. Doch es dauerte bis 22 Uhr, bis es an der Tür klingelte.
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Was dann passierte, entwickelte sich für die Tölzerin zu einem Albtraum. Der Handwerker sagte während der Reparatur, dass er immer tiefer und tiefer gehen müsste, um das Problem zu beheben, deshalb verteuere sich die Rechnung, die er anfangs auf 800 bis 1000 Euro geschätzt hatte. Nach rund zwei Stunden Arbeit zog er einen, wie die Frau berichtet, „ekligen Propfen Feuchttücher aus dem Rohr und sagte, dafür habe er 25 Meter tief gehen müssen“. Im Anschluss präsentierte er der Frau eine Rechnung in Höhe von knapp 3270 Euro und forderte sie auf, ihm das Geld sofort auszuhändigen.
Kundin sollte nachts zur Bank fahren
Da war es schon weit nach Mitternacht. „Ich war stark erkältet, hatte 39 Fieber und war mit der Situation total überfordert“, berichtet die 32-Jährige. Sie bot an, die Rechnung am nächsten Tag zu bezahlen, doch der Handwerker ließ nicht locker. „Er forderte mich auf, mit ihm in sein Auto zu steigen, um zu einem Geldautomaten zu fahren.“ Doch das lehnte sie strikt ab. Der Handwerker rief seinen Chef an. „Von dem Handy-Gespräch habe ich mitbekommen, dass der Chef total wütend war und seinem Mitarbeiter gesagt hat, er solle das Geld sofort kassieren.“ Währenddessen hatte sich die Frau online bei ihrer Bank eingeloggt. „Leider habe ich dann rausgefunden, wie ich das Limit auf meinem Girokonto erhöhen kann“, bedauert sie rückblickend. Voller Verzweiflung habe sie dann das Geld überwiesen. Währenddessen wurde sie von dem Handwerker sogar fotografiert. „Ich wollte einfach nur, dass er wieder aus der Wohnung geht. Ich musste ja das alles noch putzen. Es war eine riesige Schweinerei.“
Nach der „Reparatur“ war Toilette kaputt
Denn schon während der Reparatur hatte die Frau festgestellt, dass die Toilette undicht geworden war, und den Mann darauf hingewiesen. „Er hat beteuert, er hätte es wieder behoben.“ Dass dem aber nicht so war, stellte sie am nächsten Tag fest. Deshalb rief sie die Firma erneut an. „Ich hab gleich gesagt, ich zahle dafür aber keinen Cent mehr.“ Der Mann kam wieder, einige Tage später andere Kollegen. Doch es gelang allen nicht, den Schaden zu beheben. Bis heute ist die Toilette undicht und nicht zu benutzen. „Die Firma hat mir mittlerweile mitgeteilt, dass sie nicht in der Lage ist, den Schaden zu reparieren.“
Die 32-Jährige hat nun eine Anwältin eingeschaltet. Die Tölzerin hofft, auf diese Weise ihr Geld zurückzubekommen. „Vermutlich muss aber noch ein Gutachter kommen“, sagt sie. Es gibt noch andere offene Fragen. Denn die Tölzerin lebt in einer Mietwohnung. „Wenn der Handwerker wirklich 25 Meter tief reingegangen ist, ist das außerhalb von der Wohnung. Außerdem benutze ich keine Feuchttücher und werfe sie in die Toilette.“ Die Hausverwaltung weiß von dem Vorfall. Gemeinsam wird jetzt überlegt, wie man die Sache löst.
So erkennt man unseriöse Firmen
Der Tölzer Kurier hat den Fall der Verbraucherzentrale Bayern vorgelegt. Das Verhalten des Handwerkers „klingt nach einem höchst unseriösen Unternehmen und einer Abzocke“, schreibt Simone Bueb, Referentin für Verbraucherrecht. Solche Firmen würden leider Notsituationen ausnutzen. Bueb gibt allgemeine Tipps, was man tun sollte, bevor man einen Notdienst beauftragt: „Wenn möglich, bei der Hausverwaltung nachfragen oder einen Handwerker kontaktieren, der aus dem Freundeskreis empfohlen wird.“ Wenn das nicht möglich sei, sollte man sich auf jeden Fall zunächst die Homepage des Betriebs, den man anrufen möchte, ganz genau anschauen. Bei „Klempner Meier“ beispielsweise ist im Impressum ein Firmensitz in Nordrhein-Westfalen angegeben. „Wir empfehlen auch, nicht gleich das erste Unternehmen auf Google zu nehmen“, schreibt Bueb. Sinnvoll sei, schon am Telefon nach den Kosten zu fragen.
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Im konkreten Fall findet es Bueb auch nicht in Ordnung, dass sowohl nach Stunden als auch nach laufenden Metern abgerechnet wurde. „Das ist eine unzulässige Doppelberechnung.“ Sollte man bei der Bezahlung derart unter Druck gesetzt werden, sollte man die Polizei rufen. „Wucherpreise sind nicht zu akzeptieren“, so Bueb. Wenn der Mangel nicht behoben wurde, dann zahle man auch nichts. „Dann ist es besser, am nächsten Tag in Ruhe ein seriöses Unternehmen anzurufen oder dieses bei der Hausverwaltung zu erfragen.“
Unternehmen entschuldigt sich
Der Tölzer Kurier setzte sich auch mit der Firma in Verbindung. „Klempner Meier“ teilte schriftlich – ohne weitere Namensnennung – mit: „Wir möchten uns für die Unannehmlichkeiten entschuldigen.“ Der Auftrag sei an ein Subunternehmen weitervermittelt worden. „Dennoch sind wir für die Einhaltung unserer Standards und Richtlinien auch in solchen Fällen verantwortlich und nehmen das Feedback äußerst ernst.“ Man werde die Vorfälle „umgehend prüfen“ und mit dem Subunternehmen in Kontakt treten, um festzustellen, ob es zu Verstößen gegen das Geschäftsgebaren gekommen sei. „Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass alle Kunden in Zukunft den bestmöglichen Service erhalten.“ (müh)