Hiobsbotschaft im Ammertal: Luggi-Lauf 2024 abgesagt - „Nicht mit Gewalt erzwingen“
Die Witterungsbedingungen machen den König-Ludwig-Lauf unmöglich. Die Natur setzt den Planungen der Organisatoren ein jähes Ende. Ein ganzes Jahr Vorbereitung ist vergebens.
Ettal/Oberammergau – Eines ist Marc Schauberger klar: Mit „Gewalt erzwingen“ bringt gar nichts. Das Resultat wäre unbefriedigend – für alle Seiten, sei es im Naturschutz, der Nachhaltigkeit oder der Förderung des Breitensports. Technisch hätte man den König-Ludwig-Lauf vielleicht noch irgendwie retten können. Vielleicht. „Aber ich glaube, da wäre heuer sowieso nichts gegangen.“ So blieb ihm nichts anderes übrig, als den Luggi-Lauf 2024 am kommenden Wochenende abzusagen. Schweren Herzens natürlich. Denn für den Vorsitzenden ist das eine Hiobsbotschaft. „Ein Jahr ehrenamtlicher Arbeit war völlig umsonst, drei Viertel der Gesamtkosten waren schon bezahlt“, stellt er resigniert fest. Die Stimmung ist entsprechend schlecht. „Gut ist etwas anderes“, sagt er und lächelt trotzdem. Er ist ein Optimist: „Nächstes Jahr geht es dafür mit Vollgas weiter.“
Die größten Gegner waren warmer Wind, Starkregen und zu allem Überdruss auch noch Orkanböen. Wären diese Phänomene einzeln aufgetreten, hätte man vielleicht noch mit maschineller Schneeauflage nachhelfen können. „Aber die Kombination aus allem war tödlich für den Schnee.“ Seine Bilder erstaunen: Die Fotos von ihm am Sonntag, 21. Januar, zeigen ein regelrechtes Winterwunderland. Prächtig glitzernder Schnee, perfekt präparierte Loipen. Langlaufbedingungen wie aus einem Märchenbuch. Nur drei Tage später an gleicher Stelle ein völlig anderes Bild, ein tristes. Grünbrauner Boden, dunkelgraue, matschige Schneereste. „Das zwischen den Aufnahmen nur wenige Tage liegen, ist kaum zu glauben.“
Donnerstagfrüh fiel der bittere Entschluss: Der Luggi-Lauf muss abgesagt werden

Am Mittwoch ging Schauberger zusammen mit Streckenwart Josef Pongratz die Loipe – beziehungsweise das, was von ihr übrig geblieben ist – ab. „Wir haben uns dann noch eine Nacht Bedenkzeit gegeben“, sagt Schauberger. Donnerstagfrüh war es allerdings soweit. Der bittere Entschluss: „Keine Chance, da ist nichts mehr zu retten.“ Die Absage erfolgte, der Vorsitzende verschickte eine Pressemitteilung. „Selbst wenn jetzt noch der totale Wetterumsturz käme, es kalt wird und viel schneit, könnten wir nie und nimmer es rechtzeitig bis zum Start schaffen, zu präparieren.“ Doch wäre das sowieso Wunschdenken. „Die Langzeitprognosen kündigen keinen weiteren ergiebigen Schneefall und signifikante Wetteränderungen an.“
Trotz technischer Hilfsmittel spülte es wichtige Streckenabschnitte weg
Trotz aller technischen Hilfsmittel spülte es wichtige Streckenabschnitte wie das Startfeld, die Verbindungsloipe und die Flussübergänge weg. Hinzu kommen teils angebrochene Äste, welche die Teilnehmer auf der Loipe gefährden. Die orkanartigen Böen haben ganze Arbeit geleistet. „Die notwendige Sicherheit für die 3100 Starter in Waldstücken kann momentan einfach nicht mehr gewährleistet werden.“
Und mit einem brachialem technischen Kraftaufwand den Lauf künstlich über die Bühne zu bringen, ist für Schauberger keine Option, zumal sie der Philosophie der Traditionsveranstaltung völlig widerspricht. „Der Luggi-Lauf führt durch eines der größten zusammenhängenden Naturschutzgebiete Europas. Das wollen wir auch für die nächsten Generationen erhalten.“ Deshalb ist es dem Veranstalter nur gestattet, Maschinenschnee auf befestigte Wege und Straßen aufzubringen. Also keine künstliche Loipe vom Start bei Ettal bis ins Ziel bei Oberammergau.
Noch vor einigen Tagen waren die Organisatoren optimistisch. Da war die endgültige Entscheidung noch offen.
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Aus und vorbei, Deutschlands größter Skilanglauf kann heuer nicht stattfinden. Eine Tatsache, die – abgesehen während der Corona-Pandemie – nur durchschnittlich alle zehn Jahre eintritt. „Aber da kann man nichts machen. Ist leider so.“ Schauberger hofft, dass ihm die Langläufer kommendes Jahr die Treue halten.
Was tun mit der Startgebühr?
Alle Teilnehmer, die bereits ihre Startgebühr bezahlt haben, haben nun drei Möglichkeiten: Entweder das Startgeld als Gutschrift für 2025 überschreiben, sich einen Teil zurückerstatten lassen oder – das wäre den Veranstaltern am liebsten – den bezahlten Betrag spenden. Alle Infos unter www.koenig-ludwig-lauf.com.