Alpenverein Mittenwald sorgt für mieses Klima
Eigentlich wollte die DAV-Sektion Mittenwald ihren Mitgliedern und Gästen am Freitag einen informativen Vortrag bieten. Doch der hat bei Experten für atmosphäre Störungen gesorgt. Ergebnis war sogar die kurzfristige Absage.
Mittenwald – Am kommenden Freitag sollte es soweit sein. Dann hätte ein Diplom-Meteorologe, der seinen Lebensabend in der Region genießt, einen Fachvortrag bei der Mittenwalder Alpenvereinssektion gehalten. Der eher provokante Titel „Klimawandel oder Klima-Wahn-del?“ deutet auf eine gewisse Kernbotschaft des Isartalers hin und weckt die Neugier – im Nachhinein auch bei anderen Experten wie Simon Zitzmann. Der Meteorologe aus Garmisch-Partenkirchen und zwei andere Klimaforscher sorgten neben weiteren Protestnoten dafür, dass der Vortrag im Hotel Post ersatzlos abgeblasen wurde. Warum, darüber hielt man sich beim DAV in Mittenwald ob der Brisanz zunächst bedeckt.
Das ist Zensur.
So sprach Alois Ostler – bei der Sektion für Veranstaltungen zuständig – gegenüber dem Tagblatt von terminlichen Gründen, die zur Absage geführt hätten. Doch tags darauf meldet sich der verhinderte Referent, der namentlich nicht genannt werden möchte, zu Wort. Er fühlt sich regelrecht abserviert und missinterpretiert. Das Nein zu seinem Referat bedeutet für ihn vor allem eines: „Das ist Zensur.“ Seine Kritik richtet sich in erster Linie an den DAV allgemein.
Doch die Entscheidung über die Ausladung wurde einzig und allein in Mittenwald getroffen. „Und zwar auf Empfehlung der DAV-Zentrale“, bestätigt Sektionschef Max Schmidt. Grund waren einige Protestmails – etwa von Simon Zitzmann. „Ich habe den DAV stets für seine klaren und progressiven Haltung zum Klima- und Naturschutz geschätzt“, schreibt Zitzmann. „Umso verwunderter bin ich darüber, dass der DAV Mittenwald im Jahr 2024 offenbar einem Klimawandelleugner eine Bühne bietet.“ Als Beleg führt der Doktorand Aussagen des Referenten an, die sich auf dessen Internetseite finden. Darin heißt es unter anderem: „Es gibt keine Klimakrise und keine Klimakatastrophe“oder „Die Klimahysterie mit Verunsicherung der Menschen wird durch Interessengruppen aufrecht erhalten“. Sichtweisen, die auch den Sektionschef nachdenklich gemacht haben. „Da stehen Thesen drin, die nicht ganz nachvollziehbar sind“, findet Max Schmidt. Von einer weiteren Doktorandin, Julia Kepp, bekommt er eine deutliche Ansage: „Dass eine Sektion des DAV einem solchen Redner eine Bühne gibt und damit den eigenen Namen hinter dessen Aussagen stellt, lässt sicher einige am Bekenntnis des DAV zum Klimaschutz zweifeln.“ Also Rolle rückwärts, bevor das ohnehin miese Klima auch noch vergiftet wird.
Der verhinderte Experte versteht die Welt nicht mehr. Er beteuert: „Man kann keine Zweifel an einem Klimawandel haben, aber nicht an jedem Wetterchen ist das Klima schuld.“ Gleichzeitig unterstreicht der Isartaler, kein Klimaleugner, sondern „Klima-Realist“ zu sein. Einzelne Ausführungen auf seiner Webseite findet er im Nachhinein etwas missglückt. „Das würde ich heute anders formulieren.“ Seine Ausbootung dagegen findet er „sehr, sehr bedauerlich“.