„Der Himmel öffnete sich“: 68-Jährige erlebte mehrere Nahtod-Erfahrungen

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„Ich war eingehüllt in dieses Licht. In eine Liebe ohne Wenn und Aber“, sagt Astrid Dauster über ihre Nahtoderfahrung. © Regina Wahl-Geiger

Astrid Dauster aus Weilheim war mehrmals dem Tod nahe und hat dabei laut eigener Aussage Unglaubliches erlebt.

Weilheim – „Ich stand auf einem hohen Berg und habe mich nach oben gewandt. ,Bitte hilf mir, ich weiß nicht, was ich tun soll’, habe ich gesagt. Der Himmel öffnete sich. Ich war eingehüllt in dieses Licht. In eine Liebe ohne Wenn und Aber. Da waren nur Licht und Liebe – bedingungslose Liebe. Die hat mich durchströmt, ist an mir vorbeigeflossen. Und dann war da diese Stimme, diese Stimme aus meiner Kindheit, die Stimme meines Schäfers.“

Es ist ein ganz normales Wohnzimmer, in dem Astrid Dauster in ihrer Weilheimer Wohnung sitzt. In einem Sessel. Die kleine, zierliche Frau mit den grauen Haaren wirkt zerbrechlich. Doch in dieser zarten Person schlummern übermenschliche Kräfte, denn sie hat schier Unglaubliches erlebt. Sie hat die Hölle durchschritten – und überlebt, weil sie sich immer wieder in den Himmel flüchten konnte. Viele Male war sie schon auf der Schwelle zum Tod gestanden, befand sich in einer Zwischenwelt. Wie sie erst viele Jahre später erkannte, hatte sie als Kind das, was man Nahtoderfahrungen nennt.

Schon als Kind hatte Dauster Nahtoderfahrungen

Dass sie schon als Mädchen Nahtoderfahrungen hatte, das wurde ihr erst als erwachsene Frau bewusst, als sie Ende der 90er Jahre ihre bis dahin absolut vergessene Kindheit wieder erinnerte. Im Alter von 55 Jahren erlitt sie einen schweren Herzinfarkt und landete erneut in der Zwischenwelt, ihre Seele befand sich wieder in dem mit menschlichen Worten nicht zu beschreibenden Licht und der bedingungslosen Liebe ohne Wenn und Aber. Wie in ihrer Kindheit, wenn sie bei ihrem Schäfer gewesen war. Allerdings ohne die sichtbare Anwesenheit des Schäfers, den sie aus ihrer Kindheit kannte, der sie beschützt und geleitet hatte.

Astrid Dauster hatte schon einige Nahtoderfahrungen.
Astrid Dauster stand schon öfter auf der Schwelle zwischen Leben und Tod. © Emanuel Gronau

Die Stimme des Schäfers habe ihr ihre Frage beantwortet, erzählt die 68-Jährige: „Du weißt sehr wohl, was du tun musst. Du musst zurückgehen“, habe er gesagt. „Ich hatte keine Verbindung mehr zu dem Erdenleid. Alles war ohne Raum und Zeit“, erinnert sich Dauster. Auch für irdische Emotionen habe sie keinen Platz mehr gehabt. „Die Verbindung zum Erdenleben war in diesem Moment nicht existent“, sagt sie.

Als die liebvolle Stimme ihres Schäfers ihr gesagt habe, sie dürfe noch nicht bei ihm bleiben, sie müsse wieder an diesen Ort zurückgehen, von dem sie gekommen war, habe sich alles in ihr dagegen gesträubt, erzählt Dauster. Sie habe sich noch ein Stück weiter nach oben bewegt. Sämtliche Farben, heller Glanz und göttliche Liebe hätten sie umweht. Hin und wieder sei ein Gesicht zu sehen gewesen. „Und ich wusste, dass ich nicht wieder zurück will“, sagt Astrid Dauster.

Noch einmal ins irdische Leben zurück

Doch dann habe sie erkannt, dass sie noch ein Mal in ihr irdisches Leben zurückkehren müsse, um ihren Körper entweder ins Leben oder in den Tod zu begleiten. Denn der Körper braucht die Seele – sowohl im Leben als auch im Tod. Sie habe sich in ihr Schicksal ergeben, aber noch die Bitte an ihren Schäfer herangetragen, das Szenario ihrer Wiederbelebung nicht mehr sehen zu müssen.

Diesen Anblick habe sie nicht ertragen können, erzählt Dauster. Ihr Körper lag mit Herzkammerfimmern am Boden, war weder tot noch lebendig. Sie habe von oben gesehen, wie die Rettungssanitäter ihren Körper reanimiert und mit dem Defibrillator geschockt hätten. Sie habe versucht, den Sanitätern klar zu machen, dass sie aufhören sollten, ihnen am Gesicht herumgezupft und zu ihnen gesprochen, aber niemand habe sie wahrgenommen.

Astrid Dauster hat diese Szene nicht nur gesehen, sie hat auch die Verzweiflung und Traurigkeit ihrer Tochter, die in einem Nebenraum war, gespürt – ebenso die Emotionen und Gedanken der anwesenden Sanitäter wahrnehmen können. All das habe ihre Seele nicht mehr ausgehalten und sich von dem Geschehen und aus dem Raum entfernt.

Reanimierung dauerte fast eine halbe Stunde

So kam sie auf den Berggipfel in die Liebe und das Licht, das sie aus ihrer Kindheit so gut kennt. Der Bitte, ihre Wiederbelebung nicht mehr sehen zu müssen, wurde nachgekommen: „Ich bin erst zwölf Tage später wieder wach geworden“, erzählt Dauster.

Viel später hat sie mit einem der Rettungssanitäter über ihren Herzinfarkt und ihre Reanimierung gesprochen, die fast eine halbe Stunde dauerte: „Er hat mir erzählt, dass er dachte, entweder, du kommst jetzt, oder wir lassen das.“ Kurz darauf, hat ihr Herz wieder angefangen zu schlagen. Für die Sanitäter war das ein kleines Wunder.

Erst lag sie noch im Koma auf der Intensivstation im Weilheimer Krankenhaus, später kam sie in die Reha nach Bad Heilbrunn und es folgte ein langwieriger körperlicher Erholungsprozess. In dieser Phase erfuhr sie immer wieder den göttlichen Beistand und bekam für dieses geschenkte zweite Leben von der liebevollen Stimme ihres Schäfers den Auftrag: „Du sollst Zeugnis geben“. Dass sie von ihrer Nahtoderfahrung erzählen und den Menschen die Angst vor dem Tod nehmen soll. Das macht Astrid Dauster seitdem. Sie hält Vorträge, gibt Interviews und sie wurde jüngst als Protagonistin für die 90-minütige Arte-Dokumentation „The Day We Leave Earth“ interviewt, die im Januar 2025 auf Arte ausgestrahlt und parallel dazu in 150 Kinos gezeigt werden soll (siehe Kasten).

Seit 2019 im Netzwerk Nahtoderfahrung aktiv

Sie engagiert sich seit dem Jahr 2019 im Vorstand vom Netzwerk Nahtoderfahrung e.V.. Bei jährlichen Tagungen des Vereins treffen sich Menschen, die eine Nahtoderfahrung hatten oder sich für dieses Thema interessieren. Denn wer, wie Astrid Dauster, zwischen Leben und Tod schwebte, weiß, dass das ein einschneidendes Erlebnis ist, das das Leben verändert. „Diese Nahtoderfahrung ins Leben zu integrieren, oder besser gesagt, das Erdenleben in die Nahtoderfahrung zu integrieren, war nicht einfach“, sagt Dauster: „Ich bin mir wie eine Außerirdische vorgekommen.“ Zudem möchte die 68-Jährige dazu beitragen, dass Menschen, die Nahtoderfahrungen hatten und davon berichten, nicht als Spinner abgetan werden.

Bei einer dieser Jahrestagungen des Netzwerks hat die Weilheimerin den Schweizer Psychiater Walter Meili kennengelernt, der sie dazu ermutigte, ein Buch über das zu schreiben, was sie als Mädchen und Heranwachsende erlebte. Vor etwa vier Jahren ist das Buch „Opferkind – Ich habe die Hölle überlebt, weil ich an den Himmel glaubte“, erschienen, bei dem Meili als Co-Autor mitgewirkt hat (siehe Kasten).

In diesem Buch schildert Dauster, welche Grausamkeiten ihr in den ersten 13 Lebensjahren angetan wurden. Diese Schrecklichkeiten waren ihr nicht mehr bewusst. Sie schreibt über ihre wunderbaren Begegnungen und Dialoge mit ihrem Schäfer, der ihr immer wieder half, all das zu überleben.

Vater gehörte Satanisten-Loge an

Alles war weggepackt – fast 30 Jahre lang. „Ich hätte niemals überleben können, wenn ich nicht vergessen hätte“, sagt sie. Die Frau, die aus dem Westen Deutschlands nach Bayern gekommen war, lebte ein ganz normales Leben, war verheiratet, Mutter von zwei Kindern. Sie habe sich nur gewundert, dass sie so gut wie keine Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend hatte, erzählt Astrid Dauster: „Erst als meine Mutter gestorben war, ist das alles aufgebrochen.“

Langsam kamen immer mehr Fetzen ihrer vergessenen Vergangenheit an die Oberfläche und in ihr Bewusstsein: Ihr Vater war ein Psychopath, der in den 1950er und 1960er Jahren einer Satanisten-Loge im Westen Deutschlands angehörte. Als älteste Tochter wurde Astrid Dauster schwerst misshandelt und gequält. Wie sie erst später erfahren hat, sollte sie durch Grausamkeiten und Schmerzen in den Suizid getrieben werden. So sollte der Beweis erbracht werden, dass Gott schwächer als der Teufel ist. Doch Astrid Dauster überlebte. Das gelang ihr durch die Nahtoderfahrungen und mit Hilfe des Schäfers, dem sie dabei begegnete. Bei der ersten Nahtoderfahrung war sie etwa 6 Jahre alt.

Damals wusste sie, dass ihr gleich so Schlimmes angetan werden würde, dass sie schreckliche Schmerzen erleiden würde. „Ich habe innerlich geschrieen: ,Lieber Gott, bitte hilf mir!’ und ich bin blitzschnell aus dem Raum weg, durch einen Tunnel, einem hellen Licht entgegengesaust“, erzählt Dauster. Da habe sie ihren Freund, den Schäfer, dem sie den Namen Josef gab, zum ersten Mal getroffen – auf einer wunderschönen Wiese, inmitten seiner Schafe. Und sie habe ihn gefragt, wer er sei. „Ich bin der, den Du gerufen hast“, habe er geantwortet.

Fortan ist sie als Kind immer wieder an der Schwelle zwischen Leben und Tod gestanden und hat dann Josef, den Schäfer getroffen. „Immer wenn mein Leben am seidenen Faden hing, hatte ich die Gewissheit, dass ich einen Freund habe, der nicht auf dieser Erde ist.“ Mit ihm habe sie vieles besprochen, er habe ihr vieles erklärt.

Kurz vor Tod dem Vater verziehen

Als Astrid Dauster 13 Jahre alt war, endeten die Misshandlungen und Quälereien und auch die regelmäßigen Nahtoderfahrungen. Ihr Vater starb. Kurz vor seinem Tod habe sie ihm alles verziehen. Aus tiefstem Herzen und ohne Vorbehalt. Anders hätte sie nicht weiterleben können, sagt sie:

„Einander zu Lebzeiten zu vergeben und zu verzeihen ist meiner Ansicht nach für jeden Menschen überaus wichtig“, sagt Astrid Dauster. Nachdem ihr Vater gestorben war, ist sie als 13-jähriges Mädchen noch einmal ihrem Schäfer begegnet: Sie hatte aus Versehen zu viele Psychopharmaka genommen und stand dann noch einmal auf der Grenze zwischen Leben und Tod. Da sei ihr der Schäfer in einem leuchtenden Lichtkreis erschienen. „Da war mir klar, das ist Jesus“, sagt die 68-Jährige.

Doch all diese Erlebnisse waren weg. Vergessen. Erst nach dem Tod ihrer Mutter drängten sie sich ins Bewusstsein. Es begann ein langer und schmerzhafter Prozess, bei dem Astrid Dauster psychologische Begleitung hatte. Damals schrieb sie alles auf. Blöcke voller Erinnerungen hat sie zu Hause. Sie waren die Grundlage für ihr Buch.

Vor dem Tod hat sie keine Angst. „Ich denke, dass die Seele unsterblich ist. Nach dem Tod des Körpers darf sie gehen.“ In ein Sein, der bedingungslosen Liebe. Die Seele befindet sich bis zu einer neuen Inkarnation in der Unsterblichkeit, davon ist Astrid Dauster überzeugt.

Vorstellen könne sie sich das Ganze nicht: „Das geht über den menschlichen Horizont hinaus. Nahtoderfahrungen sind immer nur ein „Blick hinter den Vorhang“. Wie es sein wird, wenn die Seele hinter den Vorhang gehen darf und die Verbindung zum Erdenleben erlischt, das ist und bleibt „unvorstellbar““, sagt die Weilheimerin. Einer Sache ist sie sich allerdings gewiss: „Seit der ersten Begegnung mit meinem Schäfer habe ich gewusst: Das Licht ist immer stärker als die Dunkelheit.“

Mit dieser Folge endet die Serie „Unter dem Horizont“.

Der Film und das Buch

„The Day We Leave Earth“ heißt die 90-minütige ARTE-Dokumentation der jungen Filmemacherin Julie Gaston, bei der es um das Sterben und den Tod geht. Julie Gaston kam durch ihre eigene Krebserkrankung dazu, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Als eine Auseinandersetzung mit dem Sterben und einem Liebesbrief ans Leben wird die experimentelle Dokumentation angekündigt. Astrid Dauster ist dabei eine der Protagonistinnen, durch deren Erzählungen den Zuschauern ermöglicht werden soll, einen neuen Blick auf diese Lebensaspekte zu werfen. Die Dokumentation soll voraussichtlich im Januar 2025 im Fernsehen und in ausgewählten Kinos laufen.

„Opferkind – Ich habe die Hölle überlebt, weil ich an den Himmel glaubte“, heißt das Buch, in dem Astrid Dauster die Erlebnisse ihrer Kindheit beschreibt. Astrid Dauster lebt ein scheinbar normales Leben, doch plötzlich bricht ihre Vergangenheit in ihr Leben. Es tauchen vergessene Erinnerungen auf und das Bild wird immer klarer: In ihren ersten 13 Lebensjahren wurde sie von ihrem Vater und anderen Mitgliedern einer Satanisten-Loge auf grausamste Weise gequält. Und dann taucht mitten in diesem Abgrund der Kindheitserinnerungen ein außergewöhnliches, liebevolles Licht auf: Astrid erinnert sich an Begegnungen mit einem Schäfer. Die Weilheimerin hat das Buch zusammen mit dem Schweizer Psychiater Walter Meili geschrieben, der sie dazu ermuntert hatte, ihre Geschichte zu veröffentlichen. Es ist im Hänssler-Verlag erschienen.

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