Unternehmen ächzen unter Steuern: Deutschland „nicht wettbewerbsfähig“

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Der Industrieverband Deutschlands warnt vor exzessiven Steuern für Betriebe. Der internationale Vergleich zeige, dass Deutschland „nicht wettbewerbsfähig“ sei.

Berlin – Die deutsche Industrie hat die Bundesregierung mitten in den Haushaltsverhandlungen zu einem deutlichen Signal für mehr Wirtschaftswachstum aufgefordert. Die Industrie stehe zum Standort Deutschland, Firmen wollten investieren und wachsen, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, am Montag beim Tag der Industrie in Berlin. „Das geht aber nicht mit angezogener Handbremse.“

Die Regierung müsse nun entschlossen handeln. Das angekündigte „Dynamisierungspaket“ müsse seinem Namen gerecht werden. Damit mehr Unternehmen investierten, müssten Abschreibungen erleichtert werden. Russwurm forderte außerdem weniger Bürokratie und Klarheit über die künftige Energiepolitik. Netzentgelte dürfen nicht weiter ein Preistreiber für ohnehin schon teure Energie sein. Immer wieder warnte der BDI vor dem Untergang der Industrie.

BDI-Chef Siegfried Russwurm spricht beim Tag der deutschen Industrie (TDI).
BDI-Chef Siegfried Russwurm fordert die Ampel beim Tag der Industrie zum Handeln auf. © Bernd von Jutrczenka/dpa

Im Vergleich mit anderen Ländern hinkt Deutschland laut Russwurm hinterher. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet für das laufende Jahr hierzulande mit einem geringen Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent. Ein Kritikpunkt, der häufig hervorgebracht wird, ist die hohe Steuerlast für Unternehmen am Wirtschaftsstandort Deutschland.

Deutschland mit Rekordsteuern für Unternehmen

Wie Deutschland im internationalen Vergleich da steht, zeigt zuletzt eine Untersuchung des BDI. Sie wurde in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsprüfern KPMG und dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln erstellt.

Die Zahlen zeigen: Deutschland liegt bei der Steuerbelastung an der Spitze der untersuchten Länder. Dicht gefolgt von Japan, mit einem Steuersatz von 29,74 Prozent und Italien (27,81 Prozent). Der EU-Durchschnitt liegt deutlich unter dem deutschen Wert, bei 21,13 Prozent. Alle Nachbarländer Deutschlands weisen teilweise eine deutlich niedrigere Steuerbelastung auf.

Nicht Deutschland: Andere Staaten entlasten Unternehmen

Die Untersuchung von BDI, KPMG und IW untersuchte ebenfalls, wie sich die Steuerbelastung in verschiedenen Ländern über die Zeit verändert hat. Bei den Steuer-Entlastungen im Zeitraum von 2008 bis 2022 liegen die USA ganz vorne. In den Vereinigten Staaten schrumpfte die Steuerlast für Unternehmen um 13,4 Prozentpunkte. Darauf folgen Ungarn (11 Prozentpunkte) und Japan (9,8 Prozentpunkte).

Deutschland hingegen zählt zu nur vier untersuchten Ländern, in denen die Steuerlast von 2008 bis 2022 anstieg. „Ein internationaler Vergleich mit wichtigen Industrieländern und Handelspartnern Deutschlands zeigt, dass Deutschland bei den Unternehmensteuern in wesentlichen Bereichen nicht wettbewerbsfähig ist“, resümiert Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin und Präsidiums-Mitglied des BDI in der Studie.

Dieser Zahlen sind auch der Ampel-Regierung bewusst. Doch inwiefern sie handeln wird, ist fraglich. Zurzeit gibt es wieder Streit um den Bundeshaushalt. Finanzminister Christian Lindner (FDP) konnte sich bisher mit Steuersenkungen nicht gegen die Koalitionspartner SPD und Grüne durchsetzen. (mit Material der dpa)

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